Kardiologische Einrichtungen

Lebensversicherung aus Metall

Staunen über den kleinen Helfer: Prof. Dr. Johannes Waltenberger zeigt Jürgen Klein den neuartigen Stent, der u.a. die Medikamenten-Belastung für Patienten deutlich verringert.
Neue Stents für Herz-Patienten mit hohem Blutungsrisiko / Verkürzung der Nachbehandlung von sechs Monaten auf vier Wochen
ukm/rem
Schmerzen hinter dem Brustbein und ein unangenehmes Engegefühl: Die Koronare Herzkrankheit weist unterschiedliche Symptome auf. Was Linderung verschafft, ist die Implantation eines Stents, der verengte Gefäße weitet und offen hält. Mit einer neuen Technik können Experten am UKM (Universitätsklinikum Münster) die Nachbehandlungsdauer dieses Eingriffs nun um fünf Monate verkürzen.
„Bisherige Medikamenten-freisetzende Stents waren von einer Kunststoffschicht umhüllt, sogenannte Polymere, die sich langsam auflöst und so ein Medikament innerhalb von mehreren Monaten freigibt. Mit der neuen Technik ist die Arznei direkt auf dem Stent aufgetragen und wird in kurzer Zeit an den Körper abgegeben. Der Stent ist dann nach nur vier Wochen komplett eingewachsen und die Patienten brauchen keine zusätzlichen blutverdünnenden Medikamente mehr einzunehmen“, erklärt Prof. Dr. Johannes Waltenberger, Leiter des Departments für Kardiologie und Angiologie am UKM. Für Patienten bedeutet das ein geringeres Risiko für Blutungskomplikationen sowie eine deutlich kürzere Wartezeit bis zu möglicherweise notwendigen Folge-Operationen. Denn operative Eingriffe sind unter der Einnahme von Blutverdünnern meist nicht möglich.
Der Münsteraner Dr. Jürgen Klein profitierte als einer der ersten Patienten von dem neuen Verfahren. Der promovierte Ingenieur war wegen einer Leistenhernie ins Krankenhaus gekommen, als Ärzte bei ihm zufällig eine Gefäßverengung am Herzen feststellten und ihn in das UKM verlegten. „Wir haben bei Herrn Klein den neuen polymerfreien Stent implantiert. So kann der Leistenbruch nun unmittelbar im Anschluss bereits im Februar operiert werden. Mit dem herkömmlichen Stent hätte der Eingriff erst im Sommer stattfinden können“, erklärt Waltenberger den Vorteil für den Patienten. Jürgen Klein freut sich doppelt über das neue Implantat: „Ich hatte riesiges Glück. Dieses kleine Ding ist meine Lebensversicherung. Und statt mich im Sommer nun noch einmal unters Messer legen zu müssen, können die Eingriffe jetzt kurz hintereinander erfolgen.“
Auch Waltenberger freut sich über die Innovation, die erstmals im Oktober vergangenen Jahres auf einer Fachkonferenz in San Francisco vorgestellt wurde. „Wir sind eine der ersten Kliniken, die den neuen Stent eingesetzt haben. Im laufenden Jahr werden wir so einigen dutzenden Patienten ihre Nachbehandlung erleichtern und sicherer machen können.“

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