Freuen sich über die Zertifizierung als „Überregionales EMAH-Zentrum“: Prof. Dr. Helmut Baumgartner, Prof. Dr. Norbert Roeder, Prof. Dr. Hans H. Scheld und Dr. Stefan Kotthoff (v.r.).
Erfolgreiche Zertifizierung: Auszeichnung durch drei medizinische Fachgesellschaften
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Die Universitätsklinik Münster (UKM) zählt zu den ersten drei Kliniken in Deutschland, in denen die Zertifizierung eines „Überregionales EMAH-Zentrum“ erreicht wurde. EMAH steht als Abkürzung für „Erwachsene mit angeborenen Herzfehlern“. Das UKM erhielt die Auszeichnung zeitgleich mit dem Deutschen Herzzentrum Berlin und dem Deutschen Herzzentrum München. Diese Zertifizierung durch drei medizinische Fachgesellschaften wurde zum ersten Mal in Deutschland vorgenommen.
Prof. Dr. Norbert Roeder, Ärztlicher Direktor und Vorstandsvorsitzender des UKM: „Bei der Zertifizierung wurden u.a. die personelle Ausstattung und die Qualifikation der behandelnden Ärzte sowie die technische Infrastruktur und die interdisziplinäre Zusammenarbeit der erforderlichen Kliniken überprüft. Eine Besonderheit dieser Zertifizierung ist sicherlich, dass es hier gleich drei medizinische Fachgesellschaften waren, die für die Überprüfung verantwortlich sind: die Deutsche Gesellschaft für Kardiologie, die Deutsche Gesellschaft für Pädiatrische Kardiologie und die Deutsche Gesellschaft für Thorax-, Herz- und Gefäßchirurgie. Das zeigt, wie umfassend die Zertifizierungsanforderungen waren, die wir erfolgreich erfüllen konnten.“ Es war das erste Mal in Deutschland, dass überhaupt eine solche Zertifizierung zum „überregionalen EMAH-Zentrum“ durchgeführt wurde.
Das EMAH-Zentrum in Münster besteht aus mehreren klinischen Bereichen, die eng zusammenarbeiten. Kernbereich ist die Klinik und Poliklinik für angeborene (EMAH) und erworbene Herzfehler, Direktor ist Prof. Dr. Helmut Baumgartner. Der Kardiologe, der wie drei weitere Mediziner am UKM über die erforderliche Zusatzqualifikation „Erwachsene mit angeborenen Herzfehlern“ verfügt, war auch Vorsitzender der Task Force der „European Society of Cardiology“, die kürzlich umfassende Behandlungsleitlinien für EMAH erstellt hat. Er betont: „Die Stärke des Zentrums liegt in der engen Zusammenarbeit mit weiteren spezialisierten Kliniken am UKM. So können wir unseren Patienten eine umfassende und spezialisierte medizinische Betreuung anbieten.“ Dazu zählen in erster Linie die Klinik für Kinderkardiologie, die Klinik für Thorax-, Herz- und Gefäßchirurgie sowie die Abteilungen für Rhythmologie und Angiologie. Diese beiden sind mit der Klinik für angeborene und erworbene Herzfehler und der Klinik für Kardiologie im Department für Kardiologie und Angiologie zusammengefasst, das nun mit dem Department für Herz- und Thoraxchirurgie und den Kliniken für Kinderkardiologie und Gefäßchirurgie gemeinsam den Bereich Herz- und Gefäßmedizin am UKM bildet. Weitere wichtige Kooperationspartner im interdisziplinären EMAH-Zentrum sind die Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe und die Klinik für Anästhesie.
Das EMAH-Zentrum am UKM wurde 2008 eröffnet. Seitdem sind die Patientenzahlen dort steil angestiegen. Alleine im Jahr 2010 wurden an der Klinik für angeborene und erworbene Herzfehler über 3.000 Patienten ambulant und 720 Patienten stationär versorgt. Auch für 2011 zeichnet sich ein weiterer Anstieg ab. Eines von 100 Neugeborenen in Deutschland hat einen angeborenen Herzfehler, aktuell ist davon auszugehen, dass zwischen 150.000 und 200.000 Erwachsene mit angeborenem Herzfehler in der Bundesrepublik leben und diese Patientengruppe wächst jährlich um ca. 5.000 Patienten.
Vor wenigen Jahren stand noch die Sicherstellung des Langzeitüberlebens von Patienten mit angeborenen Herzfehlern im Vordergrund. Speziell bei Patienten mit komplexen Herzfehlern werden im Laufe des Lebens oft mehrere Operationen oder Kathetereingriffe nötig. Heute erreichen durch die medizinischen Fortschritte mehr als 90 Prozent der Patienten das Erwachsenenalter. Damit rücken auch andere Aspekte wie Lebensqualität, Berufswahl, Familienplanung und sportliche Betätigung stärker in den Fokus der Aufmerksamkeit.
Die Einrichtung überregionaler EMAH-Zentren sowie regionaler Schwerpunktpraxen und -kliniken wird angesichts der weiter ansteigenden Patientenzahlen durch die Deutsche Gesellschaft für Kardiologie ausdrücklich empfohlen. Das gilt auch für entsprechende Fort- und Weiterbildungsangebote. Auch hier bietet das EMAH-Zentrum in Münster in Zusammenarbeit mit anderen Kliniken und Fachgesellschaften bereits spezielle Angebote an.