International renommierte Experten referieren / Notwendigkeit der fundierten Ausbildung im Bereich der Kardiologie erkannt
ukm
Angeborene Herzfehler stellen die häufigsten angeborenen Erkrankungen des Menschen dar. Allein in Deutschland leben zwischen 200.000 und 300.000 betroffene Patienten. Dennoch haben es erst die Fortschritte der Kinderkardiologie und Kinderherzchirurgie ermöglicht, dass heute ein Großteil der Betroffenen das Erwachsenenalter erreicht. Die Komplexität der verschiedenen Herzfehler im Hinblick auf die anatomischen Voraussetzungen, die daraus resultierenden Veränderungen des Kreislauf- und Organsystems sowie die medikamentösen, katheterinterventionellen und herzchirurgischen Behandlungsmöglichkeiten erfordern eine spezielle Expertise im Umgang mit diesen Patienten.
Dabei reicht eine größer werdende Zahl von Betroffenen immer weiter in das Behandlungsfeld der Erwachsenenkardiologie hinein. Aus diesem Grund wurde am Universitätsklinikum Münster (UKM) der deutschlandweit erste EMAH-Grundkurs für kardiologisch tätige Ärztinnen und Ärzte durchgeführt.Bei dieser Fortbildungsveranstaltung der Weiter- und Fortbildungsakademie der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie konnten unter der Leitung von Prof. Dr. Helmut Baumgartner (Leiter des EMAH-Zentrums am UKM) in Zusammenarbeit mit dem Bundesverband Niedergelassener Kardiologen (BNK), repräsentiert durch den 2. Vorsitzenden Dr. Focco De Haan (Solingen), international renommierte Experten als Referenten gewonnen werden.Das EMAH-Zentrum Münster, das sich mit Unterstützung der Fördergemeinschaft Zentrum für angeborene Herzfehler Universität Münster e.V. und der Robert Bosch Stiftung auch in besonderem Maß der Wertbildung und Fortbildung im EMAH-Bereich verpflichtet sieht, hat damit einen weiteren wichtigen Schritt in seiner Aufbauarbeit gesetzt.
Durch die intensive Arbeit als einer der Wegbereiter der EMAH-Kardiologie in Deutschland (u.a. als Vorsitzender der interdisziplinären Task-Force) konnte Prof. Dr. Dr. h.c. Günther. Breithardt die Notwendigkeit einer fundierten Ausbildung in diesem Bereich der Kardiologie verdeutlichen. Neben der konkreten medizinischen Betreuung steht aber auch die Schaffung von übergreifenden Strukturen im Vordergrund, die eine verlässliche Zusammenführung von epidemiologischen und wissenschaftlichen Daten möglich machen und somit auch Voraussetzung für eine evidenzbasierte Behandlung sind. Die Heterogenität der Krankheitsbilder in ihren anatomischen Varianten wurde von Prof. Dr. M. Hofbeck (Tübingen) plastisch zusammengefasst. In einer praktisch orientierten Darstellung gab er Übersicht, welche Beschränkungen, aber auch welche Möglichkeiten betroffene Menschen im beruflichen Leben, aber auch in der Freizeit (beispielsweise beim Sport) erleben. Warum manche Herzfehler (z.B. Vorhofseptumdefekte) bei Patienten erst im Erwachsenenalter klinische Symptome verursachen und somit zur Diagnosestellung kommen, erläuterte Prof. Baumgartner anhand klinischer Beispiele und legte Möglichkeiten zur Diagnostik und Therapie dar. Zudem skizzierte er mit eindrücklichem Bildmaterial die Vorteile der verschiedenen Diagnoseverfahren vom „Alltagshandwerk“ der Echokardiographie über die Computertomographie bis hin zur kardialen Kernspintomographie. Die besonderen Erfordernisse und Fallstricke bei zyanotischen Patienten in der Langzeitbetreuung, aber auch im Zusammenhang mit akuten Situationen wie chirurg. Eingriffen beschrieb Prof. Dr. H. Kaemmerer (München). Ihm gelang darüber hinaus eine pragmatische, aber auch einfühlsame Darstellung des brisanten Themas der Schwangerschaft von Patientinnen mit angeborenen Herzfehlern. Dr. G.P. Diller (Münster) erläuterte die Bedeutung der pulmonalen Hypertonie im Kontext verschiedener angeborener Herzfehler und zeigte exemplarisch, wie wissenschaftliche Daten Grundlage der Behandlung bei EMAH-Patienten sein können.
Die katheterinterventionellen Behandlungsmöglichkeiten der nativen Herz/Gefäßmissbildungen und der postoperativen anatomischen und funktionellen Verhältnisse haben sich in den letzten Jahren drastisch verbessert. Anhand von klinischen Beispielen konnte eindrucksvoll von Herrn Prof. Dr. F. Berger (Berlin) unter strukturellen Gesichtspunkten und Herrn Prof. Dr. L. Eckardt (Münster) in rhythmologischer Hinsicht demonstriert werden, was in spezialisierten Herzkatheterlaboren heute erreicht werden kann. Die große Teilnehmerzahl von 90 teilnehmenden KardiologInnen und KinderkardiologInnen (aus Kliniken und Praxen) aus dem gesamten Bundesgebiet sowie aus Österreich und die überaus positive Resonanz ließ den Bedarf einer solchen Veranstaltung deutlich werden. Eine Fortsetzung der Veranstaltung ist in Form eines weiterführenden, mehrtägigen Kurses noch für das Jahr 2010 vorgesehen. Die Termine werden auf der Homepage der Akademie für Weiter- und Fortbildungsakademie der deutschen Gesellschaft für Kardiologie (
http://www.akademie.dgk.org/) sowie der Homepage des EMAH-Zentrums am Universitätsklinikum Münster (
http://klinikum.uni-muenster.de/index.php?id=emah-zentrum) veröffentlicht.