Etwa 480.000 Tumorerkrankungen werden bundesweit jedes Jahr neu diagnostiziert. Bei einigen Betroffenen entwickeln sich im Laufe der Erkrankung auch Lebermetastasen. Um diese zu behandeln, machen sich Radiologen in enger Kooperation mit Nuklearmedizinern am UKM ein modernes Verfahren zunutze: Die sogenannte "Selektive Interne Radiotherapie" (SIRT).
Dabei wird nach lokaler Betäubung der Haut die Leistenarterie punktiert. Hierüber wird ein dünner Kunststoffkatheter in die Leberarterie eingebracht. Die Ärzte leiten dann über den in der Leberarterie platzierten Katheter Millionen winziger radioaktiv markierter Kunstharzkügelchen ein. Vom Blutfluss werden die Kunstharzkügelchen zum erkrankten Gewebe transportiert, wo die Strahlung auf den Tumor trifft. Die Substanz strahlt etwa einen Zentimeter. "Das umliegende gesunde Lebergewebe wird somit weitestgehend geschont. Wir bekämpfen gezielt die Tumorzellen", erklärt Dr. Kambiz Rahbar, Oberarzt der Klinik für Nuklearmedizin. "Auch die Nebenwirkungen blieben gering, da die SIRT - im Gegensatz zu einer Chemotherapie - lokal, also nur in der Leber, angewandt wird", so der Mediziner.
Damit die Kunstharzkügelchen ausschließlich in der Leber verbleiben, müssen die Radiologen in einer Voruntersuchung Gefäße, die zum Magen und zum Darm führen, mittels Mikrospiralen verschließen. Um ganz sicher zu gehen, gibt es vor der eigentlichen Behandlung immer einen Probelauf mit einer ungefährlichen Testsubstanz.
An der Therapieentscheidung sind neben Radiologen und Nuklearmedizinern auch Experten aus der Gynäkologie, Onkologie, Chirurgie und Transplantationsmedizin beteiligt. "Neben dem Fachwissen und dem Können der Spezialisten muss für ein derart komplexes Verfahren auch die nötige Technik vorhanden sein", betont Rahbar und verweist darauf, dass das CCCM als eines der ersten Zentren in der Region SIRT eingesetzt hat. Durch die Erfahrung der Ärtze gehört das UKM hierfür inzwischen zu den führenden Standorten in Deutschland. "Man kann allerdings nicht den Patienten damit behandeln", erklärt Dr. Michael Köhler, Oberarzt in der Radiologie des UKM, dass der Einsatz von SIRT nicht immer erfolgsversprechend ist. Vorher müsse immer erst ganz genau die inividuelle Situation des betroffenen Patienten evaluiert werden. Dabei kommt es bespielsweise auf die Größe, die Lage des Tumors in der Leber und eine ausreichend gute Leberfunktion an. In den interdisziplinären Tumorkonferenzen besprechen die Experten der unterschiedlichen Fachbereiche, ob ein Einsatz von SIRT sinnvoll ist, planen gemeinsam das weitere Vorgehen und überprüfen den Therapieeffekt durch regelmäßige Nachkontrollen.
Auch wenn ein Patient nicht vollständig geheilt werden kann, geht es ihm nach der SIRT häufig doch besser. "Unser Ziel ist es, eine Verlängerung der Lebenszeit zu erreichen - und das mit möglichst wenig Beschwerden", fasst Köhler die Vorteile des wirkungsvollen und gleichzeitig schonenden Verfahrens zusammen.
Kontakt:
Klinik für NuklearmedizinDr. Kambiz Rahbar
Institut für Klinische RadiologieDr. Michael Köhler
Patientenanmeldung:T: 0251 - 83 47362
nuklearmedizin(at)ukmuenster(dot)de
Weiterführende Informationen zur
SIR-Therapie.