Vernetzte Medizin

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Projekt TELnet@ NRW: Telemedizinische Visiten steigern die Behandlungsqualität von Patientinnen und Patienten

Pressemitteilung 08.03.2022

Die europaweit größte telemedizinische Studie mit insgesamt 17 weiteren angebundenen Krankenhäusern im ländlichen Raum lief in den Jahren 2017 bis 2020 unter Führung der beiden Konsortialpartner RWTH Aachen und UKM (Universitätsklinikum Münster) im Projekt TELnet@NRW. Dabei schloss das Innovationsfonds-Projekt mehr als 150.000 Patientinnen und Patienten ein. Jetzt wurden die Ergebnisse von TELnet@NRW im Journal of Medical Internet Research erstveröffentlicht. Fazit: Telemedizinische Visiten bieten einen Fortschritt für die Behandlungsqualität, und das sowohl Einrichtungs- als auch Sektor-übergreifend.

Münster (ukm/aw). Eine digitale Infrastruktur, die die Vernetzung der verschiedenen beteiligten Sektoren und Einrichtungen im Gesundheitswesen über die Distanz ermöglicht, soll perspektivisch die Patientenversorgung nicht nur im ländlichen Raum verbessern. Mit dem Ziel, in den Modellregionen Aachen und Münster ein sektorenübergreifendes telemedizinisches Netzwerk in der Intensivmedizin und Infektiologie aufzubauen, ging TELnet@NRW im Februar 2017 an den Start. Via telemedizinischen Visiten standen dabei drei Jahre lang die beiden Konsortialpartner RWTH Aachen und UKM den 17 beteiligten peripheren Krankenhäusern und zwei Hausärztenetzwerken beratend zur Seite.

Für das UKM als Konsortialpartner waren die Klinik für Anästhesiologie, operative Intensivmedizin und Schmerztherapie sowie die Stabsstelle Telemedizin maßgeblich an dem Projekt beteiligt. Prof. Christian Juhra, Leiter der Stabsstelle Telemedizin am UKM, ordnet das Projekt als grundlegend für die weitere medizinische Versorgung von Patientinnen und Patienten in einer Region ein: TELnet@NRW hat den Grundstock gelegt und uns geholfen, unsere Leistungen weiter auszubauen. Jeder tut gut daran, sich Rat einzuholen. Telekonsile bringen über die Distanz bestes medizinisches Wissen zusammen – ohne Reibungs- oder Zeitverluste. Sollte eine heimatnahe Behandlung einmal nicht möglich sein, weil der Patient eine besondere Versorgung benötigt, wird dies zum frühestmöglichen Zeitpunkt erkannt und dementsprechend gemeinschaftlich gehandelt.

Über datensichere Verbindungen werden in den Telekonsilen die medizinische Expertise zum einen intersektoral zwischen Krankenhaus und Niedergelassenen, zum anderen Einrichtungs-übergreifend zwischen Maximalversorgern und peripheren Krankenhäusern ausgetauscht. Die Behandlungsaussichten für den Patienten verbessern sich dadurch nachhaltig, weiß. Dr. Kathrin Sperling, Oberärztin der Anästhesiologie und Intensivmedizin. „Die Telemedizinischen Visiten bilden einen echten Mehrwert für den Patienten. Das konnte TELnet@NRW beispielsweise für die Sepsis und die Lungen-protektive Beatmung zeigen. Und bei der Behandlung von Infektionen mit Staphylococcus aureus zum Beispiel konnte man sehen, dass wir in 34 Prozent der Fälle gemeinsam eine optimale leitliniengerechte Behandlung hinbekommen haben. Das heißt, der Patient wurde in einem Drittel der Fälle besser versorgt, als ohne gemeinsame telemedizinische Visiten.“

Die durch TELnet@NRW entstandene digitale Infrastruktur wird am UKM weiterhin für andere telemedizinische Projekte eingesetzt. „In der UKM Geburtshilfe, in der Palliativmedizin und in der Unfallchirurgie sehen wir da sehr gute Erfolge. Und auch bei der konsiliarischen Mitbegleitung von mit Covid-19 infizierten Intensivpatienten beraten wir NRW-weit innerhalb des Projekts Virtuelles Krankenhaus.“

Der Ärztliche Direktor und Vorstandsvorsitzende des UKM, Univ.-Prof. Alex W. Friedrich ist deshalb sicher, dass Telekonsile zukünftig ein wesentlicher Schlüssel zur Vernetzung innerhalb von Gesundheitsregionen sind. „Wir haben ja in der Pandemie gelernt, wie wichtig es ist, miteinander in Kommunikation zu sein, ohne immer im selben Raum zu sein. Wir sehen, dass die Zukunft der Medizin vor allem in der regionalen Versorgung liegt. Eine Versorgung, in der wir alles in einer Region machen, aber eben nicht mehr jeder alles. Das bedeutet, dass es weiter verschiedene Expertisen gibt. Aber der Patient braucht die Experten an der Stelle und für den Moment, wo er gerade ist. Diese Experten können jetzt zum Patienten herangeholt werden und der Patient muss nicht mehr zum Experten gehen. Das ist ganz im Sinne des Virtuellen Krankenhauses und Teil unserer Versorgungszukunft.“

Zum Video:  Medizin der Zukunft: Prof. Christian Juhra und Dr. Kathrin Sperling über den Mehrwert von Telekonsilen und das Projekt TELnet@NRW

1. Platz beim Deutschen Preis für Patientensicherheit geht an TELnet@NRW

Foto Telemedizin
Stolz und Freude bei den Beteiligten von TELnet@NRW: Das Innovationsfondsprojekts belegt in diesem Jahr den ersten Platz beim Deutschen Preis für Patientensicherheit. Von Januar 2017 bis März 2020 wurden über 150.000 Patientinnen und Patienten in das Projekt eingeschlossen. Die Evaluation des Projektes konnte zeigen, wie sektorenübergreifende, telemedizinische Netzwerke die Behandlungsqualität verbessern können. Konsortialführer war die Uniklinik RWTH Aachen, regionaler Projektleiter das UKM (Universitätsklinikum Münster).

Berlin/Aachen/Münster – Das im Rahmen des Innovationsfonds durch den Gemeinsamen Bundesausschuss geförderte Projekt TELnet@NRW wurde am Donnerstag mit dem ersten Platz beim Deutschen Preis für Patientensicherheit ausgezeichnet. TELnet@NRW-Konsortialführer Univ.-Prof. Dr. med. Gernot Marx, FRCA, Direktor der Klinik für Operative Intensivmedizin und Intermediate Care an der Uniklinik RWTH Aachen, nahm den Preis stellvertretend für das Projekt-Team entgegen. „Für uns Ärztinnen und Ärzte im Projekt, aber ganz besonders auch für die Patientinnen und Patienten, war der Mehrwert der sektorenübergreifenden Zusammenarbeit – während der gesamten Laufzeit deutlich spürbar. Ich finde es großartig, dass diese subjektiven Empfindungen sich nun in der objektiven Bewertung durch die Jury bestätigt haben. Dieser Preis ist ein sehr wichtiges Signal für alle Projektbeteiligten, aber auch für alle Akteurinnen und Akteure im Gesundheitssystem. Zum Wohle der Patientinnen und Patienten sollten wir künftig verstärkt auf eine flächendeckende telemedizinische Versorgungslandschaft setzen.“

Für das UKM (Universitätsklinikum Münster), das als Konsortialpartner die regionale Leitung für die angebundenen Projektpartner innehatte, freut sich der Ärztliche Direktor und Vorstandsvorsitzende Univ.-Prof. Dr. med. Dr. h.c. Hugo Van Aken über den Preis. „Die Auszeichnung des Projektes TELnet@NRW mit dem Deutschen Preis für Patientensicherheit ist für uns Ehre und Ansporn zugleich. Mit Hilfe der Telemedizin können wir hochspezialisierte Expertise schnell, sicher und einfach in der Fläche verfügbar machen. So können und werden wir gemeinsam die Patientenversorgung in der Intensivmedizin und Infektiologie sowie vielen anderen Disziplinen wie beispielsweise der Palliativmedizin, der Geburtshilfe, den Seltenen Erkrankungen oder der Unfallchirurgie, noch weiter verbessern."  

Das Projekt lief von Januar 2017 bis März 2020. In diesem Zeitraum wurden über 150.000 Patientinnen und Patienten aus dem ambulanten und stationären Bereich in das Projekt eingeschlossen. Die Evaluation des Projektes TELnet@NRW konnte zeigen, dass die Zusammenarbeit in einem sektorenübergreifenden telemedizinischen Netzwerk einen spürbaren Mehrwert und eine Steigerung der Behandlungsqualität bei der Versorgung von Patientinnen und Patienten in der Intensivmedizin und Infektiologie bietet – insbesondere bei schweren Infektionen.

Dieser Meinung ist auch der Innovationsausschuss beim Gemeinsamen Bundesausschuss (G-BA). In seiner Sitzung vom 16. April 2021 sprach der Ausschuss Empfehlungen zur Überführung von TELnet@NRW in die Regelversorgung aus. Zu diesem Zweck sind die Ergebnisse des Projekts nun zur weiteren Prüfung an die Gesundheitsministerien der Länder, den Unterausschuss Bedarfsplanung des G-BA, den GKV-Spitzenverband, die Kassenärztliche Bundesvereinigung, die Deutsche Krankenhausgesellschaft und das Institut für das Entgeltsystem im Krankenhaus (InEK) weitergeleitet worden.

 

Über den Preisträger
Das durch Mittel des Innovationsfonds geförderte Projekt „TELnet@NRW“ verfolgte seit Anfang 2017 das Ziel, in den Modellregionen Aachen und Münster bzw. Münsterland ein sektorenübergreifendes telemedizinisches Netzwerk in der Intensivmedizin und Infektiologie aufzubauen. Zentrales Element war eine gemeinsame digitale Infrastruktur, die sichere Video-Audio-Verbindungen zwischen den universitären Experten der Telemedizinzentren Aachen und Münster sowie den Partnern aus den 17 zusammengeschlossenen Kooperationskrankenhäusern und den beiden Praxisnetzwerken MuM Medizin und Mehr eG in Bünde und dem Gesundheitsnetz Köln-Süd e. V. ermöglichte, um in Televisiten und -konsilen schnell und datenschutzkonform Daten, Informationen und Dokumente auszutauschen. Konsortialpartner des Projekts waren die Uniklinik RWTH Aachen, das Universitätsklinikum Münster, das Ärztenetz MuM Medizin und Mehr eG Bünde, das Gesundheitsnetz Köln-Süd e.V., die Techniker Krankenkasse, die Universität Bielefeld und das ZTG Zentrum für Telematik und Telemedizin. Das Projekt wurde mit Mitteln des Innovationsausschusses beim Gemeinsamen Bundesausschuss unter dem Förderkennzeichen 01NVF16010 gefördert.

Weitere Infos unter telnet.nrw

Über den Preis
Mit dem Deutschen Preis für Patientensicherheit fördert und würdigt das Aktionsbündnis Patientensicherheit e.V. jedes Jahr Akteure im Gesundheitswesen, die sich mit besonderen
Ideen und Projekten für die Verbesserung der Patientensicherheit einsetzen.

Weitere Infos unter aps-ev.de/dpfp

Palliativmedizin im Wandel: „Hürden abbauen und Netzwerke stärken“

Foto Telemedizin
Foto (UKM/Deiters-Keul): Schnell, unkompliziert und sicher funktioniert der (Daten-)Austausch dank neuer Kommunikationstechnologien: Andreas Bückmann, Ulrich Büßelmann und Dr. Janina Krüger (v.l.).
ukm/lie

Der Einsatz von Telemedizin ermöglicht den Spezialisten des UKM und des Palliativnetz Münster die enge und ortsunabhängige Zusammenarbeit bei der Versorgung schwerstkranker Patienten.

„Als immer wieder was dazugekommen ist, war mir klar, dass ich mit der Krankheit leben muss.“ Ulrich Büßelmann weiß, dass der Prostatakrebs, der vor mittlerweile rund zehn Jahren bei ihm diagnostiziert wurde und seitdem mehrfach gestreut hat, nicht mehr heilbar ist. Anfang dieses Jahres war er durch die Erkrankung und die notwendigen Therapien dann körperlich so geschwächt, dass er auf die Palliativstation des UKM (Universitätsklinikum Münster) überwiesen wurde. „Die Ärzte und Pfleger haben sich toll um mich gekümmert und mich dann soweit aufgebaut, dass ich sogar wieder nach Hause zu meiner Frau konnte“, erzählt der 76-jährige Münsteraner, der seitdem zu Hause vom Team des Palliativnetz Münster betreut wird. Dass der Wechsel von der stationären in die ambulante Versorgung so reibungslos verlief, wurde auch durch den Einsatz neuer Kommunikationstechnologien möglich.

„Im Zuge der Digitalisierung eröffnen sich vielfältige Möglichkeiten im Bereich der Telemedizin“, berichtet Prof. Philipp Lenz, Leiter der Palliativmedizin am UKM und Geschäftsführer des universitären Krebszentrums, dem WTZ (Westdeutsches Tumorzentrum) Münster. Dabei gehe es nicht nur um Tele-Visiten im klassischen Sinne, sondern auch um die schnelle und unkomplizierte Absprache mit Kollegen bei Videokonferenzen und den sicheren digitalen Austausch wichtiger medizinischer Daten oder CT-Aufnahmen. „Wir haben dann alle erforderlichen Angaben direkt greifbar. Auch der Patient kann bei Bedarf zum Beispiel einfach mal eine Packung ins Bild halten, wenn er sich beim Namen eines Medikaments, das er einnimmt, nicht ganz sicher ist – ,stille Post‘ ist da manchmal schwierig“, ergänzt Kollege Andreas Bückmann, der als wissenschaftlicher Mitarbeiter in der Palliativmedizin für den Bereich Telemedizin verantwortlich ist. „Und natürlich spart man auch Wegezeiten.“ Das UKM nimmt dabei mit weiteren Abteilungen an dem EU-geförderten oVID-Projekt teil. Das „offene VIDeosystem“ strebt eine Vernetzung an zwischen Hausärzten, Spezialisten verschiedener Fachbereiche, Krankenhäusern, Pflegenden und natürlich den Patienten. Allein aufseiten des UKM und der Universität Münster sind insgesamt sieben Institutionen beteiligt.

Ein weiterer Projektpartner ist das Palliativnetz Münster, dessen Team die lebensbedrohlich erkrankten Patienten und deren Angehörigen in ihrem eigenen Zuhause betreut. „Natürlich ist der persönliche Kontakt nach wie vor besonders wichtig – auch und gerade in Corona-Zeiten“, betont Dr. Janina Krüger, die das Palliativnetz Münster gemeinsam mit ihrer Kollegin Dr. Birgit Bauer leitet. Das Netz bietet eine 24-Stunden-Bereitschaft, in der sowohl Ärzte als auch Pflegefachkräfte in dringenden Fällen sofort kommen können. Eine Unterstützung, für die Ulrich Büßelmann sehr dankbar ist: „Frau Dr. Krüger ist ein Geschenk!“ Das zusätzliche telemedizinische Angebot bringt aus seiner Sicht viele Vorteile: Er könne jederzeit eine Verbindung herstellen, wenn es ihm schlecht gehe. „Mir wird dann auf schnelle, unkomplizierte Art geholfen. Der Arzt macht den Bildschirm auf und hat direkt meine Daten. Außerdem ist es toll, dass sich alle schon untereinander kennen“, verweist er auf die enge Zusammenarbeit aller Beteiligten.

„Gerade bei der palliativmedizinischen Betreuung ist ein gut funktionierendes Netzwerk besonders wichtig“, betont auch Krüger. Die Telemedizin ermögliche dabei einen unmittelbaren und ortsunabhängigen Austausch mit den Kollegen. So manche Krankenhauseinweisung könne auf diesem Wege sogar verhindert werden. „Es ist der große Wunsch ganz vieler schwerkranker Menschen, in ihrer letzten Lebenszeit zu Hause betreut und begleitet zu werden“, erzählt die Palliativmedizinerin. „Unser gemeinsames Ziel ist daher“, ergänzen Lenz und Bückmann, „Hürden abzubauen und Netzwerke zu stärken, um diesen Wunsch möglichst erfüllen zu können.“

Sektorenübergreifendes telemedizinisches Netzwerk erreicht deutliche Steigerung der Behandlungsqualität für Intensivmedizin und Infektiologie
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Der Landtagsabgeordnete Dr. Stefan Nacke (CDU) aus Münster und der Ehrenpräsident der Deutschen Krankenhausgesellschaft, Dr. Rudolf Kösters, haben sich Mitte Juli über telemedizinische Visiten zwischen dem UKM und den im Projekt TELnet@NRW angebundenen regionalen Krankenhäusern informiert.

Dass der Ausbau von Telemedizin für die ländliche Patientenversorgung in Zukunft unabdingbar sein wird, dessen ist sich der Ärztliche Direktor und Vorstandsvorsitzende des UKM, Univ.-Prof. Dr. med. Dr. h.c. Hugo Van Aken, sicher. Aus diesem Grund hat er den Landtagsabgeordneten Dr. Stefan Nacke (CDU) aus Münster und den Ehrenpräsident der Deutschen Krankenhausgesellschaft, Dr. Rudolf Kösters, eingeladen, sich die bereits vorhandenen telemedizinischen Möglichkeiten am UKM anzusehen.

„Ich freue mich, unseren Gästen die technischen Möglichkeiten der telemedizinischen Visiten über gesicherte Datenverbindungen vorstellen zu können. Das UKM hat bereits durch das vom Innovationsfonds geförderte Projekt TELnet@NRW die technischen Voraussetzungen dafür. Im Projekt arbeiten wir sektorenübergreifend mit unseren Partnerkrankenhäusern einerseits und einem Ärztenetzwerk andererseits. Telemedizinische Visiten bieten so die Möglichkeit, medizinisches Wissen ins Land zu tragen“, so Van Aken. Der Ärztliche Direktor des UKM erläuterte weiter, dass der Erfolg der telemedizinischen Visiten sich auch darin erweise, dass die Anzahl der Patienten, die aus den peripheren Häusern zur weiteren intensivmedizinischen Betreuung ans UKM überwiesen wurden, seit Bestehen des Projektes drastisch gesunken sei. Für die Patienten selbst sei es von Vorteil, dass sie durch die beratende Expertise des UKM in den regionalen Krankenhäusern vor Ort die optimale Behandlung erhalten und nicht verlegt werden müssen.

Nacke und Kösters ließen sich die technischen Voraussetzungen der Telemedizin erläutern und stimmten darin überein, dass künftig mehr Telemedizin gebraucht würde, um die medizinische Versorgung der Menschen in der Region sicherzustellen. Auch der besondere Vorteil einer räumlichen Nähe zwischen einem telemedizinischen Zentrum und den daran angebundenen Kliniken wurde deutlich. In Münster wären die Gegebenheiten bei Fortführung der telemedizinischen Visiten über das Projekt TELnet@NRW hinaus schon gegeben.

In einem einstündigen interessanten wie informativen Vortrag ließen sich am 23.05.2019 rund 35 Teilnehmer von Herrn Dr. Sven Meister (Fraunhofer-Institut für Software- und Systemtechnik ISST) nach einer generellen Einführung über das Geschäftsfeld Healthcare einen Einblick in das dänische Gesundheitssystem geben. Insbesondere stellte der Referent das Universitätskrankenhaus Aarhus vor und erläuterte dessen räumlichen und apparativen Ausbau in den vergangenen Jahren, den Aufbau und Ablauf der klinischen Logistik und der Navigation vor Ort sowie die operative Steuerung im Hospital Cockpit. Ineinandergreifende Digitalisierungsmaßnahmen wie z.B. getaggte Objekte sowie Mitarbeiter, der dezentrale Zugriff auf die klinischen Daten und auf die verfügbaren Ressourcen prägen effizient den klinischen Ablauf. Auch intersektoral sind die einzelnen Akteure (z.B. Krankenhaus, niedergelassene Ärzte, Apotheken) weitestgehend vernetzt und übermitteln Einweisungen, Überweisungen, Verschreibungen etc. elektronisch.

Der Referent, Dr. Sven Meister, ist Abteilungsleiter am Fraunhofer-Institut für Software- und Systemtechnik ISST in Dortmund und beschäftigt sich seit über 13 Jahren mit der digitalen Transformation im Gesundheitswesen. Als Zukunftsforscher ist er an der Medizininformatik-Initiative beteiligt, unterstützt Krankenhaus-Großprojekt z.B. am Standort Aarhus in Dänemark und bestimmt derzeit die digitale Reife von 60 Krankenhäusern in Deutschland. In über 70 Publikationen setzt er sich mit Fragen der digitalen Gesundheit auseinander.

Der 2. TELnet@NRW-Kongress am 6. Februar 2019 im CT² – Center for Teaching and Training an der Uniklinik RWTH Aachen stand unter dem Motto “Verstetigung – Vom Projekt in das GKV-Versorgungssystem”.

Das seit Februar 2017 durch den Innovationsfonds des G-BA geförderte Projekt TELnet@NRW bezweckt den Aufbau eines sektorübergreifenden telemedizinischen Versorgungsnetzwerks in der Intensivmedizin und Infektiologie in den Modellregionen Münster bzw. Münsterland und Aachen. Die Konsortialpartner des dreijährigen Projekts sind neben dem Universitätsklinikum Münster (regionaler Leiter) die Uniklinik RWTH Aachen (als Projektleiter und Konsortialführer), das Ärztenetz MuM Medizin und Mehr eG Bünde, das Gesundheitsnetz Köln-Süd e. V., die Techniker Krankenkasse, die Universität Bielefeld, die ZTG Zentrum für Telematik und Telemedizin GmbH und 17 teilnehmende Krankenhäuser.

Am Kongresstag erwartete die rund 180 Teilnehmer nach einem Überblick über den aktuellen Projektstand u.a. ein Austausch namhafter Expertinnen und Experten aus Politik, Forschung, Verbänden und Praxis zur Frage der Bedeutung des Innovationsfonds für zukunftsfähige Versorgungsstrukturen sowie zu den Möglichkeiten, vielversprechende eHealth-Projekte in das Versorgungssystem der GKV zu integrieren.

Nähere Informationen zur Veranstaltung gibt es hier.

Rund 40 Teilnehmer informierten sich bei dem dreistündigen Workshop Telehealth am 24. Januar 2018 auf dem Campus der Universität Münster bei führenden Experten aus den USA und Deutschland über den aktuelle Stand sowie Trends der Telemedizin. In Kooperation mit zeb.health care bot die Stabsstelle Telemedizin (Universitätsklinikum Münster) die Möglichkeit zum Austausch über telemedizinische Versorgungsformen, Umsetzungsstrategien und Implementierungserfahrungen in internationalem Rahmen. Professor Bryan Arkwright aus dem Telehealth Center of Excellence von SCP Consulting Services (USA) gab als ‚Best Practicer‘ u.a. einen Einblick in die Entwicklung professioneller Strategien, Organisationsmodelle und die personelle sowie technologische Infrastruktur in den USA in den vergangenen Jahren rund um die Tele-Gesundheitsversorgung. Gemeinsam mit Moderator Dr. Oliver Wagner (SCP Consulting Services, zeb.health care consulting) beleuchtete er dabei mitunter die positiven Effekte der Einführung der Telemedizin auf die Patientenzufriedenheit und -gesundheit, gab einen Überblick über die Anbieterstruktur sowie die Einnahmenmöglichkeiten in den USA und beschrieb die strategische Unternehmensentwicklung sowie Umsetzungserfahrungen. Priv.-Doz. Dr. Christian Juhra, Leiter der Stabsstelle Telemedizin, informierte ferner über telematische Anwendungen und Projekte am Universitätsklinikum Münster und ging vertiefend auf die Forschungsprojekte TELnet@NRW, T.I.M.E. und NFDM-Sprint sowie den Medizinischen Bildversand und das elektronische Zuweiserportal ein. Sowohl im Plenum als auch in Einzelgesprächen blieb viel Raum für den regen Austausch zu Fragen sowie zu Optionen und Modellen für internationale telemedizinische Kooperationen.

Die große Mehrheit der am Modellprojekt beteiligten Ärzte ist mit dem Anlageprozess von Notfalldatensätzen äußerst zufrieden. Auch bei Patienten findet das Projekt Notfalldaten-Management-Sprint (NFDM-Sprint) Anklang. Die meisten von ihnen fühlen sich damit im Notfall sicherer und favorisieren als zukünftigen Speicherort die elektronische Gesundheitskarte. Das sind einige der Ergebnisse des Pilotprojekts NFDM-Sprint, die Anfang April – im Beisein von Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe – auf dem Campus des UKM präsentiert wurden. Zwischen Mai und November 2016 hatten 31 niedergelassene Ärzte zusammen mit sieben Kollegen vom UKM in der Region Münster und Umgebung insgesamt 2.598 Notfalldatensätze auf Wunsch von Patienten angelegt. Die regionale Projektkoordination übernahm dabei – mit Unterstützung durch das Institut für Medizinische Informatik, das Zentrum für Klinische Studien Münster und den Geschäftsbereich IT – die Stabsstelle Telemedizin des UKM. Initiiert wurde das Projekt von gematik – Gesellschaft für Telematikanwendungen auf der Gesundheitskarte mbH und Bundesärztekammer mit dem Ziel, bereits vor der bundesweiten Einführung des Notfalldaten-Managements zu testen, wie gut die Anlage eines Notfalldatensatzes im Praxisbetrieb funktioniert. Die elektronische Gesundheitskarte kam bei dem Projekt jedoch noch nicht zum Einsatz. Stattdessen erhielten die Patienten einen Ausdruck ihres Notfalldatensatz, der in einer Notfallsituation vorgelegt werden kann. Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe sagte bei der Vorstellung der Projektergebnisse: „Mit dem E-Health-Gesetz machen wir Tempo, damit der Nutzen der Digitalisierung den Patientinnen und Patienten noch stärker zugutekommt. Dass künftig Notfalldaten auf der elektronischen Gesundheitskarte gespeichert werden, kann im Ernstfall Leben retten. Klar ist: Die Sicherheit der persönlichen Gesundheitsdaten steht immer an erster Stelle.“ Auch der Leiter der Stabsstelle Telemedizin am UKM, Priv.-Doz. Dr. Christian Juhra, zeigte sich von dem Projektergebnis beeindruckt: „Der Notfalldatensatz hat das Potential, die Notfallversorgung in Deutschland noch weiter zu verbessern. Die teilnehmenden Patienten und Ärzte hielten den Notfalldatensatz für sehr sinnvoll und wünschten mehrheitlich eine Einführung nach Projektende.“

Im Teilprojekt „Notfalldaten“ des TIME-Projektes wurde zur Nutzenevaluation des Notfalldatensatzes (NFD) eine zweitägige Simulationsstudie durchgeführt. Die zentrale Fragestellung lautete: „Hat das Vorhandensein eines NFD in einer Notsituation einen Einfluss auf die Anamneseerhebung und die präklinische Notfallversorgung eines Patienten durch den Notarzt?“. Während der Studie durchliefen 36 Notärzte je zwei von drei präklinischen Notfallszenarien einmal mit und einmal ohne NFD. Primärer Endpunkt ist das Erreichen eines zuvor definierten Zielkriteriums im jeweiligen Szenario. Sekundäre Endpunkte sind die Zeit vom Eintreffen am Notfallort bis zum Abtransport des Patienten sowie die Vollständigkeit der Anamneseerhebung. Die derzeit laufende Auswertung basiert auf dem gewonnenen Videomaterial, den ausgefüllten DIVI-Notarztprotkollen und auf Befragungen der Notärzte zur Anwendung des NFD. Die ersten Ergebnisse werden für das erste Quartal 2017 erwartet.