Klinik für Nuklearmedizin Albert-Schweitzer-Campus 1, Gebäude A1
(ehem.: Albert-Schweitzer-Straße 33)
48149 Münster
Tel.: 0251 - 83 47362
Fax: 0251 – 83 47363
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Das Prostatakarzinom ist der häufigste bösartige Tumor des Mannes in Deutschland. Nach lokaler Therapie (Operation und / oder Bestrahlung) wird beim fortgeschrittenen Prostatakarzinom oft eine ergänzende antihormonelle Therapie eingeleitet. Nach längerer Dauer der antihormonellen Therapie werden die Tumorzellen jedoch oft resistent gegenüber diesen Medikamenten, so dass bei weiterem Fortschreiten der Tumorerkrankung eine Erweiterung der antihormonellen Therapie mittels androgenrezeptorgerichteter Substanzen oder die Möglichkeit einer Chemotherapie besteht. Eine ergänzende, zielgerichtete Therapieoption bei Patienten mit Prostatakarzinom kann die Radionuklidtherapie mit Lu-177-PSMA-Liganden/ PLUVICTO® darstellen. PSMA (Prostataspezifisches Membranantigen) ist ein Eiweißkörper, der auf der Zelloberfläche von Prostatakarzinomzellen vermehrt vorhanden ist. Dies macht man sich in der nuklearmedizinischen Diagnostik und Therapie dieser Tumore zunutze, indem man an einen Stoff, der an PSMA bindet, ein radioaktives Nuklid (177Lu, ein ß-Strahler) koppelt. Bei der Radionuklidtherapie mit Lu-177-PSMA-Liganden/ PLUVICTO® kann so die radioaktive Strahlung (ß-Strahlung) ihre therapeutische Wirkung direkt an den Tumorzellen entfalten.
Bei der Radionuklidtherapie mit Lu-177-PSMA-Liganden/ PLUVICTO® handelt es sich um ein palliatives Verfahren bei fortgeschrittenem, metastasiertem Prostatakarzinom. Diese Therapie wurde im Dezember 2022 für Patienten mit metastasiertem kastrationsresistenten Prostatakarzinom nach mindestens eine Linie der Chemotherapie sowie mindestens eine Linie der androgenrezeptorgerichtete Medikamente (z.B. Abirateron oder Enzalutamid etc.) zugelassen.
Ein Termin für eine Radionuklidtherapie mit Lu-177-PSMA-Liganden/ PLUVICTO® kann nach vorheriger Zusendung des entsprechenden Anforderungsformulares telefonisch unter 0251 83-49525 vereinbart werden.
In Vorbereitung auf die Therapie sollte eine PSMA-Szintigraphie oder PSMA-PET-CT (Ga-68-PSMA oder F-18-PSMA) durchgeführt werden, um abschätzen zu können, ob eine Radionuklidtherapie mit Lu-177-PSMA-Liganden/ PLUVICTO® sinnvoll und erfolgversprechend ist. Darüber hinaus sollte im Vorfeld zusätzlich eine Computertomographie vom Thorax und Abdomen durchgeführt werden, um den morphologischen Befund festzuhalten, ggf. kann diese auch bei der PET/CT-Untersuchung direkt durchgeführt werden.
Im Vorfeld der Therapie wird, wenn erforderlich, eine Nierenszintigraphie zur Beurteilung der Nierenfunktion sowie der Abflussverhältnisse durchgeführt werden. Am Tag der Therapie erfolgt im Anschluss an ein Gespräch mit der Stationsärztin oder dem Stationsarzt die Radionuklidtherapie mit Lu-177-PSMA-Liganden/ PLUVICTO®.
Für die intravenöse Therapie ist es erforderlich eine Venenverweilkanüle zu legen, über die dem Patienten zunächst Blut abgenommen wird, um die aktuellen Laborparameter zu bestimmen. Zudem wird etwa eine halbe Stunde vor Therapie begonnen, die Ohrspeicheldrüse über mehrere Stunden zu kühlen, um die Anreicherung des Arzneimittels in der Speicheldrüse und somit eine Schädigung derselben zu minimieren. Vor der Therapie erhält der Patient zum Schutz der Nieren eine Flüssigkeitsinfusion und wird gebeten ausreichend zu trinken. Das radioaktive Arzneimittel wird dann langsam über die Venenverweilkanüle injiziert.
Im Laufe des stationären Aufenthalts werden die Dosisleistung gemessen und die erforderlichen Blutentnahmen durchgeführt. 48 Stunden nach der Therapieapplikation erfolgt eine erneute Ganzkörperszintigraphie, in der die Verteilung des PSMA sichtbar gemacht wird. Sobald die radioaktive Strahlung, die vom Körper des Patienten ausgeht, unterhalb eines gesetzlich vorgeschriebenen Grenzwertes liegt kann der Patient entlassen werden. Die Dauer des stationären Aufenthalts beträgt in der Regel 72 Stunden.
Insgesamt wird die Therapie gut vertragen. Gelegentlich kommt es zu Nebenwirkungen wie Übelkeit und Erbrechen (medikamentös behandelbar), Geschmacksstörungen und Mundtrockenheit (teilweise passager) sowie Abgeschlagenheit. PSMA wird sowohl über die Nieren als auch über die Leber und Gallenblase ausgeschieden. Daher muss auf eine ausreichende Darmaktivität geachtet und diese ggf. stimuliert werden. Gleichzeitig ist eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr erforderlich. Die Leber- und Nierenwerte werden nach der Therapie weiter kontrolliert. Weitere Risikoorgane sind die Speicheldrüsen und die Tränendrüsen, da diese ebenfalls PSMA-Rezeptoren besitzen. Um Schäden an den Speicheldrüsen zu minimieren, werden diese über einen längeren Zeitraum gekühlt. Hierdurch wird die Gefahr einer dauerhaften Schädigung mit Funktionsverlust (Mundtrockenheit) minimiert. Zudem kann es zu vorübergehenden Veränderungen des Blutbildes kommen.
In der Regel kann der Patient etwa 72 Stunden nach der Radionuklidtherapie mit Lu-177-PSMA-Liganden/ PLUVICTO® aus unserer Klinik entlassen werden. Die zuweisende Ärztin oder der zuweisende Arzt erhält einen ausführlichen Arztbrief über die durchgeführte Therapie und über die erforderlichen Kontrollen der Laborparameter in den folgenden Wochen. Meist sind über einen Zeitraum von etwa 10 Wochen alle zwei Wochen Laborkontrollen erforderlich. PSA-Kontrollen sollten 4 und 8 Wochen nach Therapie erfolgen. In Abhängigkeit der Untersuchungsergebnisse sowie des Allgemeinbefindens werden in der Regel sechs Zyklen der Radionuklidtherapie mit Lu-177-PSMA-Liganden/ PLUVICTO® durchgeführt.
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