Das Neuroblastom ist ein bösartiger Tumor des sympathischen Nervensystems und tritt vor allem bei Kindern auf. Die meisten Patientinnen oder Patienten mit einem Neuroblastom erhalten eine operative Therapie und/oder eine Chemotherapie. Gelegentlich kann jedoch auch eine 131I-MIBG-Therapie sinnvoll sein (z. B. ergänzend nach OP und Chemotherapie, bei Rezidiven, präoperativ bei inoperablem Tumor oder vor autologer Knochenmarktransplantation). Methyliodbenzylguanidin (MIBG) ist eine Substanz, die in seiner chemischen Struktur den körpereigenen Katecholaminen (Botenstoffe des sympathischen Nervensystems) ähnlich ist und sich daher in Katecholamin-produzierenden Tumoren wie dem Neuroblastom oder dem Phäochromozytom intensiv anreichert. Dies macht man sich bei der nuklearmedizinischen Therapie des Neuroblastoms zunutze. Durch die Verbindung des MIBG mit radioaktivem Iod wird bei Gabe von 131I-MIBG innerhalb des Tumors eine hohe Strahlendosis erzielt. Wegen der kurzen Reichweite der Strahlung (ß-Strahlung) wird das umliegende, gesunde Gewebe jedoch nur wenig in Mitleidenschaft gezogen.
Terminvereinbarung und Ansprechpartner
Ein Termin für ein ambulantes Vorgespräch zu einer 131I-MIBG-Therapie kann telefonisch unter 0251/ 83-47362 vereinbart werden.
Vorbereitung auf dieTherapie
Um beurteilen zu können, ob in einem individuellen Fall eine 131I-MIBG-Therapie sinnvoll und erfolgversprechend ist, wird im Vorfeld eine 123I-MIBG-Szintigraphie durchgeführt, auf der Anreicherungen des 123I-MIBG im möglicherweise verbliebenen Resttumorgewebe sichtbar gemacht werden können. Zudem sollte im Vorfeld eine morphologische Bildgebung (CT, MRT) durchgeführt werden. Zwei Tage vor der geplanten Therapie sollten erneut einige Laborwerte (Schilddrüsenparameter, Elektrolyte, Kreatinin-Wert, Leberwerte und Blutbild) überprüft werden. Medikamente, die mit der Aufnahme von 131I-MIBG wechselwirken können (z.B. trizyklische Antidepressiva, Calciumkanalblocker), sollten möglichst 1- 2 Wochen vor der Therapie abgesetzt werden.
Ablauf der Therapie
Bei der Therapie von Kindern, wird eine Begleitperson (in der Regel ein Elternteil) mit auf unsere Therapiestation aufgenommen. Daher haben wir hier einige Informationen zusammengestellt, die die Begleitperson zusätzlich auch als Informationsblatt von uns erhält.
Im Vorfeld der Therapie findet ein ausführliches ambulantes Aufklärungsgespräch statt. Am Tag der Therapie wird im Anschluss an ein Gespräch mit der Stationsärztin oder dem Stationsarzt die 131I-MIBG-Therapie durchgeführt. Zum Schutz der Schilddrüse (Schilddrüsenblockade) ist bereits vor der Therapie die Gabe von Irenat-Tropfen erforderlich, da sich das radioaktive Iod aus seiner Bindung an das MIBG lösen kann und es so zu einer Anreicherung in der Schilddrüse kommen kann. Ein bis zwei Stunden vor Beginn der Therapie bekommt die Patientin oder der Patient langsam Flüssigkeit injiziert (meist über einen bereits für die Chemotherapie gelegten Hickman-Katheter o.ä.) sowie ein Medikament gegen Übelkeit. Zudem wird ein Monitor zur kontinuierlichen Überwachung von Blutdruck und Herzfrequenz angeschlossen. Die Gabe des 131I-MIBG erfolgt dann langsam über etwa 2 bis 4 Stunden. Über die gesamte Dauer der Infusion hin wird die Patientin oder der Patient regelmäßig überwacht. Das Arzneimittel verteilt sich nun im Körper und reichert sich in erster Linie in den Tumorzellen an. Einige andere Organe nehmen ebenfalls (geringere) Mengen dieses Stoffes auf. Dazu zählen die Nebennieren und ausscheidungsbedingt Leber, Nieren, Blase und Darm. Die Verteilung des Arzneimittels kann mit speziellen Kameras (Gammakameras) einige Tage nach der Applikation auf einer Ganzkörperaufnahme sichtbar gemacht werden.
Mögliche Risiken und Komplikationen
Bedingt durch eine erhöhte Hormonkonzentration im Nebennierenmark während der Infusion kann es zu Erbrechen, Übelkeit, Herzrasen, Bluthochdruck, Hitzegefühl, Bauchschmerzen kommen; zur Vermeidung dieser Nebenwirkung erfolgt die Injektion ausgesprochen langsam. Zudem erhält die Patientin oder der Patient vor der Therapie ein Medikament gegen Übelkeit. Übelkeit und Brechreiz lassen sich trotzdem nicht immer ganz vermeiden und können noch einige Tage nach der Therapie fortbestehen.
Insbesondere bei Patientinnen und Patienten, die zuvor eine Chemotherapie erhalten haben, kann es zu einer Verminderung der Blutzellen und der Blutplättchen kommen. Regelmäßige Blutbildkontrollen sind daher nach der 131I-MIBG-Therapie wichtig. Durch eine anfängliche Schwellung des Tumors kann es im Falle von Knochenabsiedlungen zu einer Zunahme von Knochenschmerzen kommen.
Die Therapie ist mit einer Strahlenexposition verbunden, wobei jedoch das Risiko des Tumors selbst wesentlich größer eingeschätzt wird als das Risiko eines möglichen strahlenbedingten Folgekrebses.
Weiteres Vorgehen
In der Regel beträgt die Dauer des stationären Aufenthalts nach der 131I-MIBG-Therapie etwa 6-7 Tage. Die zuweisende Ärztin oder der zuweisende Arzt erhält einen ausführlichen Arztbrief über die durchgeführte Therapie und über die erforderlichen Kontrollen der Laborparameter in den folgenden Wochen.
Der Erfolg der Therapie wird in der Regel unter anderem mittels 123I-MIBG-Szintigraphie überprüft. Eine Terminvereinbarung ist unter 0251/ 83-47370 möglich.
In Abhängigkeit von den Laborparametern (insbesondere vom Blutbild) und dem Therapieansprechen kann ein erneuter 131I-MIBG-Therapiezyklus sinnvoll sein.