Neuroblastome und Phäochromozytome sind bösartige Tumore, die vom sympathischen Nervensystem ausgehen. Das Neuroblastom tritt vor allem bei Kindern auf, das Phäochromozytom in erster Linie bei Erwachsenen. MIBG (Methyliodbenzylguanidin) ist eine Substanz, die in seiner chemischen Struktur einem Botenstoffe des sympathischen Nervensystems, dem Stresshormon (Katecholamin) Noradrenalin ähnlich ist und sich daher in Katecholamin-produzierenden Tumoren wie dem Neuroblastom oder dem Phäochromozytom intensiv anreichert. Dies macht man sich in der nuklearmedizinischen Diagnostik zunutze: Die Verteilung von schwach radioaktiv markiertem MIBG (123I-MIBG) im Körper kann mit empfindlichen Kameras nachgewiesen und so Tumorzellen spezifisch dargestellt werden. Seltener wird die 123I-MIBG-Szintigraphie auch zur ergänzenden Diagnostik bei anderen Tumoren (Karzinoid, C-Zell-Karzinom der Schilddrüse) eingesetzt, wobei zur Diagnostik des Karzinoids in erster Linie eine Somatostatinrezeptor-Szintigraphie, beim C-Zell-Karzinom die FDG-Ganzkörper-PET indiziert ist.
Terminvereinbarung und Ansprechpartner
Ein Termin für eine 123I-MIBG-Szintigraphie kann telefonisch unter 0251 83-47370 vereinbart werden.
Vorbereitung auf die Untersuchung
Die Befunde und Bilder der im Vorfeld durchgeführten morphologischen Bildgebung (CT, MRT) sollten uns vorliegen. Medikamente, die mit der Aufnahme von 123I-MIBG wechselwirken können (z.B. Sympathomimetika, trizyklische Antidepressiva, Calciumkanalblocker) sollten möglichst eine Woche vor der Untersuchung abgesetzt werden. Bei der Einnahme fraglicher Medikamente, insbesondere auch Blutdrucksenker oder Antidepressiva, bitten wir um telefonische Absprache wann ggf. Medikamente pausiert werden sollten, um ein aussagekräftiges Untersuchungsergebnis zu erhalten. Zum Schutz der Schilddrüse (Schilddrüsenblockade) ist bereits vor der Untersuchung die Gabe von Irenat-Tropfen erforderlich, da sich das radioaktive Iod aus seiner Bindung an das MIBG lösen kann und es so zu einer Anreicherung in der Schilddrüse kommen kann. Weitere Irenat-Gaben erfolgen in den drei folgenden Tagen
Ablauf der Untersuchung
Zunächst erfolgt ein Gespräch mit einer Ärztin oder einem Arzt, in dem die aktuellen Beschwerden sowie bisherige Untersuchungen und Therapien erfragt werden und zudem der Untersuchungsablauf erklärt wird. Zum Schutz der Schilddrüse erfolgt anschließend -sofern nicht bereits geschehen- die Gabe der Irenat-Tropfen. Nun wird das schwach radioaktive Arzneimittel 123I-MIBG sehr langsam über eine Venenverweilkanüle (günstigstenfalls nicht über einen zentralen Katheter) injiziert und mit Flüssigkeit nachgespült. Das Arzneimittel verteilt sich nun über die Blutgefäße im Körper und reichert sich innerhalb der nächsten Stunden in den Tumorzellen an. Einige andere Organe nehmen ebenfalls geringe Mengen dieses Stoffes auf. Dazu zählen die Nebennieren und –ausscheidungsbedingt- Leber, Nieren, Blase und Darm. Nach vier Stunden zeichnet eine empfindliche Kamera (Gammakamera) die ersten Bilder auf, auf denen nun die Verteilung des Arzneimittels sichtbar gemacht werden kann. Zusätzlich werden durch Drehung der Gammakameras um den Körper herum computergestützt dreidimensionale Aufnahmen sowie Schnittbilder des Oberbauches und ggf. anderer fraglicher Regionen angefertigt (Single-Photon-Emission-Computed-Tomography, SPECT). Da so auch kleine Defekte besser sichtbar werden, erhöhen diese Aufnahmen die Aussagekraft der Untersuchung, jedoch nicht die Strahlenexposition. Um eine gute Bildqualität zu erzielen, sollte die Patientin oder der Patient während der Untersuchung ruhig liegen bleiben. Weitere Aufnahmen werden nach 24 Stunden und ggf. nach 48 Stunden angefertigt. Gelegentlich ist zwischenzeitlich eine Darmreinigung mit einem Abführmittel erforderlich, um eine optimale Beurteilbarkeit der Bilder zu ermöglichen.
Mögliche Risiken und Komplikationen
Als Nebenwirkungen des verwendeten radioaktiven Arzneimittels können Übelkeit, Herzrasen, Hitzegefühl, Bauchschmerzen und ein vorübergehender Blutdruckanstieg auftreten. Zur Vermeidung dieser Nebenwirkung erfolgt die Injektion ausgesprochen langsam. Die Untersuchung ist mit einer geringen Strahlenexposition verbunden, die etwa der zwei- bis dreifachen jährlichen natürlichen Strahlenexposition in Deutschland (~ 2.1 mSv pro Jahr) entspricht. Bei der Untersuchung von Kindern wird die injizierte Dosis entsprechend reduziert. Die Strahlenexposition kann durch ausreichende Flüssigkeitszufuhr und häufiges Entleeren der Blase weiter reduziert werden.
Weiteres Vorgehen
Da die Auswertung und Beurteilung nicht sogleich erfolgen kann, ist es nicht möglich der Patientin oder dem Patienten das Ergebnis im direkten Anschluss an die Untersuchung mitzuteilen. Der schriftliche Befund der Untersuchung wird der überweisenden Ärztin oder dem überweisenden Arzt in den folgenden Tagen nach Abschluss der letzten Aufnahme zugesandt. Gelegentlich werden durch eine ergänzende Somatostatinrezeptor-Szintigraphie oder 11C-HED-Ganzkörper-PET-CT zusätzliche diagnostische Informationen erlangt. In ausgewählten Einzelfällen kann bei MIBG-negativen Neuroblastomen auch eine FDG-Ganzkörper-PET-CT sinnvoll sein.