Klinik für Nuklearmedizin

Liquorszintigraphie

Das Hirnwasser (Liquor) ist eine Flüssigkeit, die in den inneren Hirnkammern gebildet wird und sich dann über das Liquorsystem verteilt und so das Gehirn gegen Stöße und Druck von außen schützt. Bei einigen neurologischen Erkrankungen kann die Darstellung der Hirnwasserverteilung für Diagnose und Therapie von Bedeutung sein. Dies ist beispielsweise bei sogenannten Liquorfisteln der Fall, bei denen es zu einem Austritt des Hirnwassers über die Nase oder seltener über die Ohren kommt. Auch eine pathologische Liquorverteilung beim Normaldruck-Hydrozephalus, der durch eine Erweiterung der inneren Liquorräume gekennzeichnet ist und so zu einer Verdrängung des Hirngewebes führt, kann mit der Liquorszintigraphie nachgewiesen werden.

Insgesamt wird die Liquorszintigraphie nur noch in seltenen Fällen durchgeführt. Um einen reibungslosen Untersuchungsablauf zu gewährleisten, ist die vorherige Vorstellung der Patientin oder des Patienten in der neurochirurgischen Ambulanz zwingend erforderlich. Hier wird dann auch die im Rahmen der Untersuchung notwendige stationäre Aufnahme geplant.

Terminvereinbarung und Ansprechpartner

Ein Termin für eine Liquorszintigraphie mit 111In-Diethylentriaminpentaacetat (111In-DTPA) kann telefonisch unter 0251 83-47370 vereinbart werden.

Vorbereitung auf die Untersuchung

Wie oben beschrieben erfolgt die Untersuchung der Patientin oder des Patienten nach vorheriger Vorstellung in der Klinik für Neurochirurgie.

Eventuell vorliegende Voraufnahmen sollten uns zur Verfügung gestellt werden, da sie unter Umständen unnötige Untersuchungen ersparen und zudem bei der Beurteilung der Bilder zum Vergleich herangezogen werden können. Auch radiologische Voruntersuchungen (z.B. MRT / CT des Gehirns) sind für die Beurteilung hilfreich.

Ein erhöhter Hirndruck muss im Vorfeld mittels MRT (Magnetresonanztomographie) oder CT (Computertomographie) oder aber durch eine augenärztliche Untersuchung ausgeschlossen worden sein. Zudem sollte uns eine Röntgenaufnahme der Lendenwirbelsäule vorliegen, um sicherzustellen, dass eine Lumbalpunktion möglich ist.

Für die Liquorszintigraphie ist es nicht erforderlich nüchtern zu erscheinen. Auch Medikamente können in der Regel wie gewohnt eingenommen werden.

Ablauf der Untersuchung

In der Regel wird die Patientin oder der Patient liegend zu der Untersuchung gebracht, da unmittelbar nach der Untersuchung eine 24-stündige Bettruhe eingehalten werden sollte. Zunächst erfolgt ein Gespräch mit einer Ärztin oder einem Arzt, in dem die aktuellen Beschwerden und bisherige Untersuchungen und Therapien erfragt werden und zudem der Untersuchungsablauf erklärt wird. Die Patientin oder der Patient setzt sich auf die Liege und stellt die Beine auf einen feststehenden Stuhl. Nun wird die Punktionsstelle desinfiziert. Die Punktion erfolgt dann im Bereich der unteren Lendenwirbelsäule bei nach vorn gebeugtem Oberkörper, gegebenenfalls in Zusammenarbeit mit einem Kollegen aus der Klinik für Neurologie oder Neurochirurgie. Bei der Punktion wird zunächst die gleiche Menge von Liquor in ein Röhrchen gefüllt, die bei der nun folgenden Injektion des schwach radioaktiven Arzneimittels (111In-DTPA)wieder zugeführt wird (in der Regel etwa 4 ml). Die Liquorprobe wird zur Untersuchung ins Labor gesendet. Nach der Injektion wird ein steriles Pflaster auf die Punktionsstelle geklebt. Nun sollte die Patientin oder der Patient 24 Stunden Bettruhe einhalten. Für die folgenden Blutentnahmen wird eine Venenverweilkanüle gelegt.  

Das Arzneimittel verteilt sich nach der Injektion über das Liquorsystem. Nach 4 Stunden werden die ersten Aufnahmen angefertigt. Empfindliche Kameras (Gammakamera) zeichnen Schichtbilder in SPECT-Technik (Single-Photon-Emissions-Tomography) auf, auf denen nun die Verteilung des Arzneimittels im Liquorraum und so die Hirnwasserverteilung sichtbar gemacht werden kann. Die Kameraköpfe drehen sich bei der Untersuchung langsam um den Kopf der liegenden Patientin oder des liegenden Patienten. Um eine gute Bildqualität zu erzielen, sollte die Patientin oder der Patient während der Untersuchung den Kopf nicht bewegen. Weitere Aufnahmen erfolgen nach 24 Stunden und 48 Stunden. Zwischenzeitlich erfolgen Blutentnahmen auf der Station, da ein Teil des schwach radioaktiven Arzneimittels aus dem Liquorraum in das Blut übertritt. Zudem wird nach der 4-Stunden-Aufnahme eine Tamponade in die Nase eingelegt, um möglicherweise ausgetretenes Hirnwasser in die Nasehöhle nachweisen zu können. Die Tamponaden werden etwa alle 2-3 Stunden erneuert und auf mögliche Radioaktivität hin untersucht.

Mögliche Risiken und Komplikationen

Mögliche Nebenwirkungen der Untersuchung sind in erster Linie auf die Lumbalpunktion zurückzuführen. Nach der Punktion kann es zu Punktionskopfschmerzen kommen, die sich durch eine ausreichende Flüssigkeitsaufnahme günstig beeinflussen lassen. Sehr selten können Keime in den Liquor eingebracht werden, was zu einer Infektion führen kann. Nach der Lumbalpunktion sollte 24 Stunden Bettruhe (Aufstehen zum Waschen und Toilettengang möglich) eingehalten werden.

Nennenswerte, häufiger auftretende Nebenwirkungen des verwendeten radioaktiven Arzneimittels sind nicht bekannt. Anders als bei Röntgenkontrastmitteln sind auch allergische Reaktionen extrem selten. Die Untersuchung ist mit einer geringen Strahlenexposition verbunden.

Befundmitteilung

Da das Untersuchungsergebnis in Zusammenschau mit den Ergebnissen der Aktivitätsmessungen im Blut und in den Tamponaden gesehen werden muss, ist es leider nicht möglich, der Patientin oder dem Patienten das Ergebnis im direkten Anschluss an die Untersuchung mitzuteilen. Der schriftliche Befund der Untersuchung wird der überweisenden Ärztin oder dem überweisenden Arzt nach Abschluss der letzten Aufnahme zugesandt.

 
 
 
 

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Kurzinformation

Arztgespräch
Injektion
Blutentnahme