Klinik für Nuklearmedizin

Peptid-Radiorezeptortherapie (PRRT) mit 177-Lutetium-DOTATATE bei neuroendokrinen Tumoren

Neuroendokrine Zellen haben die Aufgabe Hormone (Botenstoffe) zu produzieren. Sie kommen vor allem im Bereich des Magen-Darm-Traktes, der Lunge und der Bauchspeicheldrüse vor. Von diesen Zellen ausgehende Tumore werden unter dem Begriff „neuroendokrine Tumore“ (NET) zusammengefasst. Die Tumorzellen zeichnen sich unter anderem dadurch aus, dass sich an ihrer Zelloberfläche eine besonders große Anzahl bestimmter Eiweiße (sogenannte Somatostatin-Rezeptoren) befindet, an die das Eiweiß Somatostatin binden kann. Dies macht man sich in der nuklearmedizinischen Diagnostik und Therapie dieser Tumore zunutze, indem man an einen Somatostatin-ähnlichen Stoff ein radioaktives Nuklid koppelt. Bei der Peptid-Radiorezeptortherapie (PRRT) mit 177Lutetium-DOTATATE kann so die radioaktive Strahlung (ß-Strahlung) direkt an den Tumorzellen ihre therapeutische Wirkung entfalten.

 Terminvereinbarung und Ansprechpartner

Ein Termin für eine PRRT mit 177Lutetium-DOTATATE kann nach vorheriger Zusendung des entsprechenden Anforderungsformulares telefonisch unter 0251 83-47362 vereinbart werden.

 Vorbereitung auf  die Therapie

Um beurteilen zu können, ob in einem individuellen Fall eine PRRT mit 177Lutetium-DOTATATE sinnvoll und erfolgversprechend ist, wird zunächst eine Somatostatinrezeptor-Szintigraphie oder eine 68Gallium-DOTATATE-PET-CT durchgeführt. Vor einer geplanten PRRT sollten das Blutbild sowie die Leber- und die Nierenwerte im Blut untersucht werden. Da 177Lutetium-DOTATATE über die Nieren ausgeschiedenen wird, wird im Vorfeld ergänzend eine aktuelle Nierenszintigraphie (MAG-3) durchgeführt, um die aktuelle Nierenfunktion besser beurteilen zu können. Über die aktuelle und bisherige Therapie (Operationen, Chemotherapien oder Somatostatin-Therapien) sollten wir informiert werden. Da das häufig eingesetzte Medikament Sandostatin als Depot-Präparat die Somatostatinrezeptoren über einen längeren Zeitraum besetzt und so die Bindung von 177Lutetium-DOTATATE behindert, muss diese Therapie 4 Wochen zuvor abgesetzt oder umgestellt werden. Eine tägliche Medikation mit einem Somatostatinanalogon muss 1-2 Tage vor der Therapie abgesetzt werden.   

 Ablauf der Therapie

Im Vorfeld der Therapie findet ein ausführliches ambulantes Aufklärungsgespräch statt. Sofern nicht bereits erfolgt, sollten noch die erforderlichen Voruntersuchungen wie 68Gallium-DOTATATE-PET-CT, Nierenszintigraphie oder Bestimmung der Laborparameter durchgeführt werden. Am Tag der Therapie wird im Anschluss an ein Gespräch mit der Stationsärztin oder dem Stationsarzt die Therapie mit 177Lutetium-DOTATATE durchgeführt. Für die intravenöse Therapie ist es erforderlich eine Venenverweilkanüle zu legen, über die der Patient oder die Patientin zunächst eine Flüssigkeitsinfusion (eine Aminosäurelösung) zum Schutz der Nieren, gefolgt von der Arzneimittelinfusion mit 177Lutetium-DOTATATE erhält. Nach der Therapie wird die Flüssigkeitsinfusion fortgeführt. Die Patientin oder der Patient wird zudem gebeten, ausreichend Flüssigkeit (ca. 3 l pro Tag) zu trinken, um die Strahlenexposition der Nieren weiter zu minimieren. Etwa 24 Stunden nach der Therapie wird eine erste Ganzkörperszintigraphie an einer empfindlichen Kamera (Gammakamera) durchgeführt, bei der die Verteilung des radioaktiven Arzneimittels im Köper nachverfolgt und sichtbar gemacht werden kann. Weitere Aufnahmen folgen im Verlaufe des stationären Aufenthalts. Sobald die radioaktive Strahlung, die vom Körper des Patienten oder der Patientin ausgeht, unterhalb eines gesetzlich vorgeschriebenen Grenzwertes liegt und der stationäre Aufenthalt mindestens 48 Stunden betrug, kann die Patientin oder der Patient entlassen werden. Unmittelbar vor der Entlassung sowie 96 Stunden nach Gabe des Arzneimittels (also in der Regel bereits nach der Entlassung) wird noch jeweils eine Ganzkörperszintigraphie durchgeführt.

 Mögliche Risiken und Komplikationen

Insgesamt wird die Therapie gut vertragen. Selten treten allergische Reaktionen auf die Therapiesubstanz, Kopfschmerzen oder Müdigkeit auf. Vor der Therapie erhält die Patientin oder der Patient ein Medikament gegen Übelkeit. Übelkeit und Brechreiz lassen sich trotzdem nicht immer ganz vermeiden und können bis zu 2 Tage anhalten. Das Risiko für eine Nierenschädigung wird durch die Gabe der o.g. Flüssigkeitsinfusion minimiert. Insbesondere bei Patientinnen und Patienten mit Knochenmetastasen kann es zu einer Verminderung der weißen Blutzellen und der Blutplättchen kommen.

 Weiteres Vorgehen

In der Regel kann die Patientin oder der Patient zwei Tage nach der PRRT mit 177Lutetium-DOTATATE aus unserer Klinik entlassen werden. Die zuweisende Ärztin oder der zuweisende Arzt erhält einen ausführlichen Arztbrief über die durchgeführte Therapie und über die erforderlichen Kontrollen der Laborparameter in den folgenden Wochen. In der Regel werden 4 Zyklen der 177Lutetium-DOTATATE-Therapie im Abstand von jeweils 8 Wochen durchgeführt. Bei unauffälligen Nierenfunktionsparametern im Blut ist keine erneute Nierenszintigraphie während der 4 Zyklen erforderlich. 8 bis 12 Wochen nach dem 4. Zyklus der Therapie erfolgt eine erneute 68Gallium-DOTATATE-PET-CT, um den Erfolg der Therapie zu dokumentieren (Abschlussstaging). Zu diesem Zeitpunkt wird auch eine abschließende Nierenszintigraphie durchgeführt.

 
 
 
 

Kontakt

Klinik für Nuklearmedizin Albert-Schweitzer-Campus 1, Gebäude A1
(ehem.: Albert-Schweitzer-Straße 33)
48149 Münster 

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