Klinik für Psychische Gesundheit

Psychotherapie

Der Bereich Psychotherapie an der Klinik für Psychische Gesundheit des Universitätsklinikums Münster umfasst eine Station mit einem speziellen, intensiven psychotherapeutischen Behandlungskonzept und eine Spezialambulanz mit psychotherapeutischem Schwerpunkt in der psychiatrischen Institutsambulanz.

Die Station mit psychotherapeutischem Schwerpunkt verfügt über 20 Behandlungsplätze. Das Behandlungskonzept umfasst verschiedene Therapiebausteine, die von unterschiedlichen Berufsgruppen angeboten werden (multimodales Behandlungskonzept). Dem wissenschaftlichen Standard entsprechend werden insbesondere kognitiv-verhaltenstherapeutische Behandlungsverfahren eingesetzt. Neben bewährten störungsspezifischen Standardverfahren der kognitiven Verhaltenstherapie werden integrative Methoden - wie die Schematherapie (nach J. Young) und die dialektisch behaviorale Therapie (DBT; nach M. Linehan) - angewandt.

Neben der Behandlung psychischer Störungen im Erwachsenenalter liegt eine Spezialisierung für die Behandlung junger, psychisch erkrankter Erwachsener ab 18 Jahre vor. Junge Erwachsene stehen vor vielfältigen Entwicklungsaufgaben und sind mit komplexen Rollenaufgaben konfrontiert. Wir unterstützen junge Erwachsene mit psychischen und psychosozialen Problemen, die einer stationären Behandlung bedürfen. Zudem können Familien- und Angehörigengespräche stattfinden.

Die stationäre Behandlungsdauer beträgt je nach inhaltlichem Schwerpunkt i.d.R. sechs bis zehn Wochen. Bei notfallmäßigen Verlegungen oder Krisenaufnahmen bieten wir eine stationäre Entlassvorbereitung bis zu zwei Wochen an, in der mittels Einzeltherapie und einigen Elementen des Therapieprogramms an der affektiven Stabilisierung, der Erarbeitung von Notfallstrategien und der Perspektivplanung gearbeitet wird.

Die Spezialambulanz mit psychotherapeutischem Schwerpunkt in der psychiatrischen Institutsambulanz ermöglicht eine differenzierte Diagnostik und Indikationsstellung sowie eine nachstationäre, in die ambulante Therapie überleitende Betreuung.

Behandlungskonzept

Grundlegend werden auf der Psychotherapiestation drei verschiedene Behandlungsstränge unterschieden, die teils störungsspezifisch, teils störungsübergreifend konzipiert sind. Das Behandlungskonzept sieht eine Kombination von Einzel- und Gruppentherapie vor. Die Einzeltherapie umfasst i.d.R. 75 min in der Woche (50 min + 25 min). Der Pflegedienst arbeitet nach dem Konzept der Bereichspflege, nach dem den Patient:innen eine Pflegekraft pro Schicht zur individuellen Unterstützung zur Seite steht. Das Pflegepersonal wirkt in allen Behandlungssträngen maßgeblich mit, unterstützt durch regelhaft geplante Pflegegespräche und ist jederzeit für Anliegen oder Probleme ansprechbar.

  • Orientiert an der dialektisch behavioralen Therapie nach M. Linehan werden in diesem Behandlungsstrang vor allem Patient:innen mit Borderline-Persönlichkeitsstörung oder -akzentuierung behandelt. In Einzelfällen werden auch Patient:innen mit anderweitigen Impulskontroll- oder Emotionsregulationsstörungen integriert.
  • Neben individuellen Zielen gibt es einige hierarchisch geordnete, grundsätzliche Zielsetzungen. Diese umfassen die Reduzierung von (para-) suizidalem und selbstschädigendem Verhalten sowie von Verhaltensmustern, die eine Psychotherapie erschweren oder zu stationären Aufnahmen führen. Darüber hinaus werden i.d.R. weitere Ziele angestrebt, beispielsweise die Verbesserung der Anspannungs- und Emotionsregulation, der sozialen Kompetenzen oder die Behandlung komorbider Störungen (s. KVT-Strang bzw. Weitere Angebote). Eine zentrale Rolle nimmt dabei die Vermittlung und Erprobung von langfristig zielführenden und nicht schädlichen Bewältigungsfertigkeiten („Skills“) ein.
  • Für eine stationäre DBT-orientierte Behandlung auf unserer Psychotherapiestation bestehen einige Voraussetzungen, die in einem oder ggf. mehreren ambulanten Vorgesprächen erläutert werden und folgendem Informationsblatt entnommen werden können.

  • Die Schematherapie nach J. Young versteht sich als verhaltenstherapeutisches, integratives, störungsübergreifendes Verfahren, das sich insbesondere an Patient:innen richtet, die in ihrer (frühen) Biografie systematische Frustrationen von Grundbedürfnissen (z.B. Sicherheit, Zuneigung, Akzeptanz) erfahren haben. Auf Basis dieser Frustrationen können im Wechselspiel mit anderen Faktoren dysfunktionale Schemata von sich, von anderen und von der Welt entstehen, die fortbestehen und die Grundlage dafür sind, wie mit verschiedenen Situationen umgegangen wird. Infolgedessen können komplexe bzw. chronische psychische Probleme entstehen, die Patient:innen schließlich nicht mehr eigenständig lösen können.
  • Ziel ist es, die auf Basis dieser Schemata entstanden Entwicklungen in einem integrativen Störungsmodell – dem sogenannten „Modusmodell“ – aufzudecken und diese im Modus des „gesunden Erwachsenen“ zu modifizieren. Dabei kann es sich beispielsweise um die adäquate Versorgung von Emotionen und Bedürfnissen, die Bearbeitung negativer gedanklicher Annahmen oder die Veränderung ungünstiger Bewältigungsstrategien handeln.
  • Neben der schematherapeutischen Einzeltherapie und der Integration klassischer verhaltenstherapeutischer Verfahren wird dieser Behandlungsstrang durch verschiedene komplementärtherapeutische Angebote ergänzt, beispielsweise schematherapeutische Kunst-, Bewegungs- oder Mototherapiegruppen.

Die (kognitive) Verhaltenstherapie entspricht einem der zentralen psychotherapeutischen Verfahren zur Behandlung verschiedener Störungsbilder. Kernaspekte sind dabei die Entwicklung und das Verständnis eines individuellen Störungsmodells, die Aufdeckung aufrechterhaltender Faktoren und deren Modifikation auf kognitiver, emotionaler, körperlicher und Verhaltensebene. Darunter fallen beispielsweise die Veränderung negativer Grundannahmen durch kognitive Techniken oder Verhaltensexperimente, die Überwindung von Vermeidungsverhalten durch Expositionstraining, der Aufbau positiver Aktivitäten oder die Steigerung der Problemlösekompetenz. Patient:innen, für die keine Indikation für die oben beschriebenen Verfahren vorliegt, werden in diesen Strang integriert. Das Behandlungsspektrum umfasst dabei insbesondere:

  • Depressionen
  • Angststörungen (z.B. soziale Phobie, Panikstörung, Agoraphobie, generalisierte Angststörung)
  • Zwangsstörungen
  • Posttraumatische Belastungsstörungen (keine konfrontative Traumatherapie)
  • ADHS
  • Lebenskrisen nach besonderen Belastungen

Neben der Einzeltherapie findet auch hier eine breit gefächerte Integration komplementärtherapeutischer Verfahren statt.

Unabhängig von der Zugehörigkeit zu einem der Behandlungsstränge werden verschiedene weitere Therapieelemente angeboten und je nach individuellen Bedürfnissen integriert.

  • Komplementärtherapeutische Angebote:
    Es finden Einzel- oder Gruppentherapien in den Bereichen Ergotherapie, Kunsttherapie, Mototherapie, Bewegungstherapie, Arbeitstherapie und Entspannungstherapie statt.

 

  • Psychopharmakotherapie:
    Die symptomorientierte, begleitende Pharmakotherapie wird nach organischer Diagnostik auf dem aktuellen Stand der Wissenschaft durchgeführt und individuell optimiert. Die medikamentöse Behandlung ist nicht Schwerpunkt der Psychotherapiestation, manchmal aber (zumindest zeitweise) sinnvoll oder sogar unerlässlich. Dabei ist nach ausführlicher Aufklärung jederzeit eine freie Entscheidung für oder gegen eine Medikation möglich.

 

  • Weitere Gruppentherapien:
    Ergänzt wird das Behandlungsprogramm durch pflegerisch geleitete Therapiegruppen wie der Achtsamkeitsgruppe, dem Gruppentraining sozialer Kompetenzen oder dem Kiesler-Kreis-Training für chronisch depressive Patient:innen.

 

Sozialdienst:
In enger Verzahnung mit dem therapeutischen und pflegerischen Angebot berät und unterstützt unser Sozialdienst bei sozialen, ökonomischen und beruflichen Problemstellungen und leitet mit ihrer Zustimmung ggf. notwendige perspektivische Schritte ein.

  • Physiotherapie
  • Ernährungsberatung

Beratungsteam

Leitung: OA Benedikt Bradtke (MBA)

Stationstherapeut:innen:

  • M.Sc. Psych. Yannick Weiß (Psychologischer Psychotherapeut)
  • M.Sc. Psych. Frederike Schulte im Busch (Psychologische Psychotherapeutin)
  • Dipl.-Psych. Christine Lee (Psychologin)
  • M. Sc. Psych. Simon Wilms (Psychologe)
  • Selina Hansen (Assistenzärztin)

Pflegerische Stationsleitung: Stefan Heller

Stellvertretende Stationsleitung: Hendrik Meyer

MFA: Yvonne Hagemeyer

Sozialdienst: Gabriele Hardenberg

Als Universitätsklinik ist uns die regelmäßige Teilnahme an wissenschaftlichen Studien sehr wichtig. Anbei finden Sie beispielhaft eine Auswahl aktueller Studienprojekte, an denen sich der Psychotherapiebereich gegenwärtig beteiligt. Die Teilnahme geeigneter Patient:innen ist hierbei grundsätzlich möglich:

SEED-Studie: Das Ziel der vom IZKF Münster geförderten Studie ist es, anhand von Informationen, welche zu Beginn und während der Behandlung in unserer Klinik erhoben werden, eine individuelle Vorhersage des Krankheitsverlaufes zu erproben. Das individuelle Rückfallrisiko soll anhand der durch uns erhobenen Daten gebessert vorhersagbar gemacht werden.

Immunostrata-Moodstratification-Studie: Gemeinsam mit unseren europäischen Kooperationspartnern in den Niederlanden, Deutschland und Belgien untersuchen wir bei affektiv erkrankten Personen den Zusammenhang des Immunsystems, biopsychosozialer Faktoren und physischer Aktivität. Im Rahmen einer randomisierten und kontrollierten Interventionsstudie geht die Studie der Frage nach, inwiefern regelmäßige sportliche Interventionen den Behandlungserfolg bei Affektiven Störungen positiv beeinflussen können.

PROMPT: Diese europäische Studie mit Leitung durch die hiesige Klinik und mit Partnern aus Frankreich, Spanien, Italien und Polen wendet sich an Patient:innen mit schwerbehandelbaren Depressionen, deren Therapie bisher unzufriedenstellend war. Die Studie zielt darauf ab, dass zukünftig Patient:innen mit schwer behandelbarer Depression frühzeitig erkannt und eine effektive Therapie erhalten werden.

Aufnahmemodus

Anmeldung über die Institutsambulanz

Telefon +49 251 83-51888
Fax +49 251 83-57815
pppambulanz@­ukmuenster.de

Sprechzeiten:
Montag - Donnerstag 8.00 - 16.30 Uhr
Freitag 8.00 - 15.00 Uhr