Unter Berücksichtigung der Symptomatik, der individuellen Krankengeschichte, den bisher erfolgten Behandlungen und etwaiger anderer körperlicher und psychischer Erkrankungen wählen wir gemeinsam mit unseren Patient:innen die geeigneten Therapiebausteine aus und erstellen einen Behandlungsplan. Vor der stationären Behandlung kann im Vorfeld im Rahmen eines Ambulanztermins im Gespräch mit Oberärzt:innen und Fachärzt:innen geklärt werden, ob im speziellen Fall eine bestimmte Behandlung sinnvoll ist.
- Psychotherapie
- Medikamentöse Behandlung
- Neuromodulation und Neurostimulation, (Es-)Ketamin
- Bereichspflege und pflegerische Gespräche
- Klinische Neuropsychologie
- Gruppentherapie
- Sozialdienst
- Fachtherapien
Psychotherapie
Während der stationären Behandlung erfolgen psychotherapeutische Gespräche mit den psychologischen oder ärztlichen Psychotherapeut:innen sowie die Möglichkeit zur Gruppentherapie. Regelmäßig werden Angehörigengespräche geplant. Die Psychotherapie ist angelehnt an die kognitive Verhaltenstherapie. Typische Elemente sind u. a. die Erstellung eines Störungsmodells, eines ressourcenorientes Gesundheitsmodells, stützende Gespräche, kognitive Umstrukturierung, und Verhaltensaktivierung. Sog. Verfahren der dritten Welle der Verhaltenstherapie wie z. B. Schematherapie, Elemente aus dem CBASP für chronische Depressionen und dem Skillstraining zur Emotions- und Spannungsregulation werden eingesetzt. Die Entlassung wird ausführlich vorbereitet, damit die Besserung im häuslichen Umfeld stabil bleibt und der Patient mit Bewältigungsstrategien für etwaige Krisen gerüstet ist. Module zur Behandlung von Selbstwertproblemen sowie Strategien der Achtsamkeit und Entspannungstechniken kommen zur Anwendung.
Medikamentöse Behandlung
Unter Berücksichtigung der Beschwerden, der Vorgeschichte, der Begleiterkrankungen und der zu erwartenden Nebenwirkungen erfolgt die Auswahl der geeigneten Medikation. Strategien zur Überwindung der Therapieresistenz wie Augmentation, Kombination und Hochdosisbehandlung können eingesetzt werden. Unter Berücksichtigung aktueller Leitlinienempfehlungen und Ergebnisse aus Studien können innovative Therapien eingesetzt werden.
Neuromodulation und Neurostimulation
Neuromodulation bezeichnet die Modulation der Hirnfunktion durch Stimulationsverfahren. Wir bieten das gesamte Spektrum der neuromodulatorischen Behandlung für psychische Erkrankungen an. Nicht jedes Verfahren ist für jeden PatientIn geeignet. Die Auswahl des für den jeweiligen PatientIn und die Situation erfordert große Erfahrung und ist eine wichtige Voraussetzung für den späteren Therapieerfolg. Dank der jahrelangen Expertise in diesem Bereich wählen wir im Einvernehmen mit dem PatientIn die geeignete Behandlung. Falls gewünscht, kann im Rahmen eines Ambulanzgespräches vor der stationären Behandlung erörtert werden, welche Behandlung in ihrem Fall in Frage kommt.
Zu den angebotenen Verfahren zählen:
- EKT (Elektrokonvulsionstherapie): Diese erfolgt zu Beginn dreimal pro Woche in Kurznarkose. Die EKT führen wir gemeinsam mit einem Anästhesieteam in unseren Räumlichkeiten durch. Dieses Verfahren hat sich jahrzehntelang als eines der wirksamsten Verfahren bei Patient:innen mit schwerer und behandlungsresistenter Depression erwiesen.
- rTMS (repetetive transkranielle Magnetstimulation): Die rTMS ist ein nichtinvasives Verfahren, bei dem ganz gezielt bestimmte Hirnareale stimuliert werden, die bei psychischen Erkrankungen eine Aktivitätsstörung aufweisen. Die Behandlung erfolgt werktags, ist nebenwirkungsarm und erfordert keine Narkose. Die rTMS wird für Depressionen, Psychosen und Zwangsstörungen angeboten.
- VNS (Vagusnervstimulation): Dieses Verfahren dient der langfristigen Behandlung chronischer und schwerer Depressionen. Durch ein implantiertes schrittmacherähnliches Gerät im Bereich der linken Brust erfolgt die Stimulation des linken Nervus vagus im Halsbereich. Die Implantation erfolgt durch einen Neurochirurgen, mit dem wir eng zusammenarbeiten. Die Einstellung und Überwachung der Behandlung erfolgt in unserer Hochschulambulanz.
- (Es-)Ketamin: Die medikamentöse Neuromodulation mit Esketamin oder Ketamin wird seit einigen Jahren zunehmend zur Behandlung von therapieresistenten Depressionen sowie zur Behandlung von akuten Krisen eingesetzt. In unserer Abteilung kommen verschiedene Formen dieser Behandlung seit mehreren Jahren zur Anwendung. Diese Behandlung führen wir in der Neuromodulationsabteilung unter engmaschiger Überwachung der Herz- und Kreislauffunktion durch.
Bezugspflege und pflegerische Gespräche
Während der Behandlung werden die Patient:innen in einem Bezugspflegesystem betreut. Das bedeutet, dass Patient:innen einen festen Ansprechpartner im Team der Pflegekräfte haben, der sie während der Behandlung begleitet. Die Bezugspflegekraft kann bei der Umsetzung psychotherapeutischer Ziele unterstützen, bei der Aktivierung und Tagesstruktur helfen und den Patient:innen bei Krisen als erster Ansprechpartner zur Verfügung stehen.
Gruppentherapien
Zusätzlich zu den Einzelgesprächen in der Psychotherapie werden verschiedene Gruppentherapien durch verschiedene Berufsgruppen angeboten:
- Kiesler-Kreis-Interaktionstraining
- Gruppentherapie chronischer Depressionen in Anlehnung an das CBASP-Konzept
- Skillsgruppen für Depression
- Psychoedukationsgruppe
- Entspannungsgruppe
- Achtsamkeitsgruppe
- Gruppentraining sozialer Kompetenzen (GSK)
Klinische Neuropsychologie
Die klinische Neuropsychologie bietet die Möglichkeit, bei Konzentrations- und Gedächtnisstörung und kognitiven Defiziten diese mit entsprechenden neuropsychologischen Tests zu interpretieren. Die neuropsychologische Testung ist bei der diagnostischen Einordnung ungeklärter Beschwerden hilfreich.
Sozialdienst
Der Sozialdienst begleitet die Patient:innen von Anfang an und steht zur Lösung verschiedener psychosozialer Probleme wie Wohnangelegenheiten, Finanzen und behördliche Angelegenheiten zur Verfügung. Rehabilitationsmaßnahmen und ambulante Hilfen wie ambulante Krankenpflege, Haushaltshilfe und Wohnbetreuung können bei gegebenem Bedarf organisiert werden.
Fachtherapien
Es wird eine große Spannbreite an Fachtherapien angeboten, an denen die Patient:innen teilnehmen können. Unter anderem die Physiotherapie, die Mototherapie, die Kunst- und Ergotherapie sowie Entspannungsgruppen werden angeboten.