Klinik für Psychische Gesundheit

Affektive Erkrankungen

Der Bereich affektive Erkrankungen und Neuromodulation bietet ein differenziertes und breites Behandlungsangebot für das gesamte Spektrum affektiver Erkrankungen wie Depressionen, sog. Burn-out-Syndrom, bipolare Erkrankungen und Angsterkrankungen. Auch begleitende Störungen wie eine posttraumatische Belastungsstörung, Suchterkrankungen oder Persönlichkeitsstörungen werden behandelt. Kurzzeitbehandlungen bei akuten Lebenskrisen oder akute Verschlechterungen bei bekannten Erkrankungen können in bestimmten Fällen in unserer Einheit behandelt werden. Auch Patient:innen mit affektiven Erkrankungen in höherem Lebensalter oder Patient:innen, bei denen Gedächtnisstörungen weiter untersucht werden müssen, zählen zu den Schwerpunkten des Bereichs.  

Die Spezialstation für affektive Erkrankungen bietet insgesamt 21 Behandlungsplätze. Der Bereich Neuromodulation bietet in einer eigens dafür eingerichteten Funktionseinheit das gesamte Spektrum neuromodulatorischer Behandlungsverfahren wie Elektrokonvulsionstherapie, repetetive transkranielle Magnetstimulation, (Es-)Ketamin und die Vagusnervstimulation (VNS). Die Behandlung integriert biologische, psychotherapeutische, pflegerische, soziotherapeutische und fachtherapeutische Elemente und erfolgt entsprechend in einem multiprofessionellen Team mit Ärzt:innen, Psycholog:innen, Pflegekräften und Fachpflegekräften für Psychiatrie, Sozialarbeitern und den Fachtherapeut:innen (wie z. B. Physiotherapie, Kunsttherapie, Ergotherapie). Unter Berücksichtigung der Symptomatik, der individuellen Lebenssituation, den bisher erfolgten Behandlungen und der körperlichen Erkrankungen wählen wir gemeinsam mit unseren Patient:innen und ihren Angehörigen die geeigneten Therapiebausteine aus.

Unter Berücksichtigung der Symptomatik, der individuellen Krankengeschichte, den bisher erfolgten Behandlungen und etwaiger anderer körperlicher und psychischer Erkrankungen wählen wir gemeinsam mit unseren Patient:innen die geeigneten Therapiebausteine aus und erstellen einen Behandlungsplan. Vor der stationären Behandlung kann im Vorfeld im Rahmen eines Ambulanztermins im Gespräch mit Oberärzt:innen und Fachärzt:innen geklärt werden, ob im speziellen Fall eine bestimmte Behandlung sinnvoll ist.

  • Psychotherapie
  • Medikamentöse Behandlung
  • Neuromodulation und Neurostimulation, (Es-)Ketamin
  • Bereichspflege und pflegerische Gespräche
  • Klinische Neuropsychologie
  • Gruppentherapie
  • Sozialdienst
  • Fachtherapien

Psychotherapie

Während der stationären Behandlung erfolgen psychotherapeutische Gespräche mit den psychologischen oder ärztlichen Psychotherapeut:innen sowie die Möglichkeit zur Gruppentherapie. Regelmäßig werden Angehörigengespräche geplant. Die Psychotherapie ist angelehnt an die kognitive Verhaltenstherapie. Typische Elemente sind u. a. die Erstellung eines Störungsmodells, eines ressourcenorientes Gesundheitsmodells, stützende Gespräche, kognitive Umstrukturierung, und Verhaltensaktivierung. Sog. Verfahren der dritten Welle der Verhaltenstherapie wie z. B. Schematherapie, Elemente aus dem CBASP für chronische Depressionen und dem Skillstraining zur Emotions- und Spannungsregulation werden eingesetzt. Die Entlassung wird ausführlich vorbereitet, damit die Besserung im häuslichen Umfeld stabil bleibt und der Patient mit Bewältigungsstrategien für etwaige Krisen gerüstet ist. Module zur Behandlung von Selbstwertproblemen sowie Strategien der Achtsamkeit und Entspannungstechniken kommen zur Anwendung.

Medikamentöse Behandlung
Unter Berücksichtigung der Beschwerden, der Vorgeschichte, der Begleiterkrankungen und der zu erwartenden Nebenwirkungen erfolgt die Auswahl der geeigneten Medikation. Strategien zur Überwindung der Therapieresistenz wie Augmentation, Kombination und Hochdosisbehandlung können eingesetzt werden. Unter Berücksichtigung aktueller Leitlinienempfehlungen und Ergebnisse aus Studien können innovative Therapien eingesetzt werden.

Neuromodulation und Neurostimulation
Neuromodulation bezeichnet die Modulation der Hirnfunktion durch Stimulationsverfahren. Wir bieten das gesamte Spektrum der neuromodulatorischen Behandlung für psychische Erkrankungen an. Nicht jedes Verfahren ist für jeden PatientIn geeignet. Die Auswahl des für den jeweiligen PatientIn und die Situation erfordert große Erfahrung und ist eine wichtige Voraussetzung für den späteren Therapieerfolg. Dank der jahrelangen Expertise in diesem Bereich wählen wir im Einvernehmen mit dem PatientIn die geeignete Behandlung. Falls gewünscht, kann im Rahmen eines Ambulanzgespräches vor der stationären Behandlung erörtert werden, welche Behandlung in ihrem Fall in Frage kommt.

Zu den angebotenen Verfahren zählen:

  • EKT (Elektrokonvulsionstherapie): Diese erfolgt zu Beginn dreimal pro Woche in Kurznarkose. Die EKT führen wir gemeinsam mit einem Anästhesieteam in unseren Räumlichkeiten durch. Dieses Verfahren hat sich jahrzehntelang als eines der wirksamsten Verfahren bei Patient:innen mit schwerer und behandlungsresistenter Depression erwiesen.
     
  • rTMS (repetetive transkranielle Magnetstimulation): Die rTMS ist ein nichtinvasives Verfahren, bei dem ganz gezielt bestimmte Hirnareale stimuliert werden, die bei psychischen Erkrankungen eine Aktivitätsstörung aufweisen. Die Behandlung erfolgt werktags, ist nebenwirkungsarm und erfordert keine Narkose.
     
  • VNS (Vagusnervstimulation): Dieses Verfahren dient der langfristigen Behandlung chronischer und schwerer Depressionen. Durch ein implantiertes schrittmacherähnliches Gerät im Bereich der linken Brust erfolgt die Stimulation des linken Nervus vagus im Halsbereich. Die Implantation erfolgt durch einen Neurochirurgen, mit dem wir eng zusammenarbeiten. Die Einstellung und Überwachung der Behandlung erfolgt in unserer Hochschulambulanz.
     
  • (Es-)Ketamin: Die medikamentöse Neuromodulation mit Esketamin oder Ketamin wird seit einigen Jahren zunehmend zur Behandlung von therapieresistenten Depressionen sowie zur Behandlung von akuten Krisen eingesetzt. In unserer Abteilung kommen verschiedene Formen dieser Behandlung seit mehreren Jahren zur Anwendung. Diese Behandlung führen wir in der Neuromodulationsabteilung unter engmaschiger Überwachung der Herz- und Kreislauffunktion durch.

Bezugspflege und pflegerische Gespräche
Während der Behandlung werden die Patient:innen in einem Bereichspflegesystem betreut. Das bedeutet, dass Patient:innen täglich einen festen Ansprechpartner im Team der Pflegekräfte haben, der sie während der Behandlung begleitet. Die Bereichspflegekraft kann bei der Umsetzung psychotherapeutischer Ziele unterstützen, bei der Aktivierung und Tagesstruktur helfen und den Patient:innen bei Krisen als erster Ansprechpartner zur Verfügung stehen.

Gruppentherapien
Zusätzlich zu den Einzelgesprächen in der Psychotherapie werden verschiedene Gruppentherapien durch verschiedene Berufsgruppen angeboten:

  • Kiesler-Kreis-Interaktionstraining
  • Gruppentherapie chronischer Depressionen in Anlehnung an das CBASP-Konzept
  • Skillsgruppen für Depression
  • Psychoedukationsgruppe
  • Entspannungsgruppe
  • Achtsamkeitsgruppe
  • Gruppentraining sozialer Kompetenzen (GSK)

Klinische Neuropsychologie
Die klinische Neuropsychologie bietet die Möglichkeit, bei Konzentrations- und Gedächtnisstörung und kognitiven Defiziten diese mit entsprechenden neuropsychologischen Tests zu interpretieren. Die neuropsychologische Testung ist bei der diagnostischen Einordnung ungeklärter Beschwerden hilfreich.

Sozialdienst
Der Sozialdienst begleitet die Patient:innen von Anfang an und steht zur Lösung verschiedener psychosozialer Probleme wie Wohnangelegenheiten, Finanzen und behördliche Angelegenheiten zur Verfügung. Rehabilitationsmaßnahmen und ambulante Hilfen wie ambulante Krankenpflege, Haushaltshilfe und Wohnbetreuung können bei gegebenem Bedarf organisiert werden.

Fachtherapien
Es wird eine große Spannbreite an Fachtherapien angeboten, an denen die Patient:innen teilnehmen können. Unter anderem die Physiotherapie, die Mototherapie, die Kunst- und Ergotherapie sowie Entspannungsgruppen werden angeboten.

Dr. med. Erhan Kavakbasi, Leitender Oberarzt

Züleyha Susam, Assistenzärztin

Kevin Rosemann, Assistenzarzt

Dipl.-Psych. Vladislava Falcone, Psychologische Psychotherapeutin
M. Sc. Psych. Carolin Knümann, Psychologin in Psychotherapieausbildung

Stefan Heller, pflegerische Stationsleitung
Patrick Radner, stellvertretende pflegerische Stationsleitung

Nicole Meier-Pittorf, MFA

Elisabeth Reinke, Sozialdienst

Als universitäre Einrichtung ist unsere Klinik an einer Vielzahl wissenschaftlicher und klinisch-wissenschaftlicher Studien beteiligt. Die Teilnahme an einer Studie ist dabei völlig freiwillig. Untersucht werden unter anderem die biologischen und genetischen Grundlagen der Therapieresistenz sowie Therapiestudien, bei denen neuere Behandlungen auf ihre Wirksamkeit und Mechanismen hin untersucht werden. Einige der Studien sind unten aufgeführt. Das Behandlungsteam kann weitere Informationen geben.

Aktuelle Studien schließen die folgenden Beispiele ein

  1. Diverse Neurmodulationsstudien zur EKT, rTMS, Esketamin
  2. VNS (Restore Life)
  1. Gen-ECT-ic (weltweites Konsortium zur EKT Behandlung mit Leitung in Münster)
  2. PROMPT (gefördert durch die Europäische Union; Leitung Münster)
  3. Mood Stratification (gefördert durch die Europäische Union)
  4. Psych-STRATA (gefördert durch die Europäische Union; Leitung Münster)

Anmeldung über die Institutsambulanz

Telefon +49 251 83-51888
Fax +49 251 83-57815
pppambulanz@­ukmuenster.de

Sprechzeiten:
Montag - Donnerstag 8.00 - 16.30 Uhr
Freitag 8.00 - 15.00 Uhr

 
 
 
 

Leitung

Ltd. Oberarzt Dr. med. Erhan Kavakbasi
T 0251-83 56621
Erhan.Kavakbasi(at)ukmuenster(dot)de