Klinik für Unfall-, Hand- und Wiederherstellungschirurgie

Traumanetzwerk NordWest

Auf Initiative von Klinikdirektor Prof. M. Raschke wurde 2007 das Traumanetzwerk NordWest gegründet.  Ziel war die optimale Behandlung von Schwerverletzten nach den DGU-Maßstäben. Unter Federführung des UKM beteiligten sich 42 Krankenhäuser und Reha-Kliniken der Region südliches Niedersachsen und nördliches Nordrhein Westfalen. Jeder schwerverletzte Patient soll innerhalb von 30 Minuten vom Unfallort in ein geeignetes Krankenhauses transportiert und optimal versorgt werden.
Die zusammenarbeitenden Kliniken (sog. überregionale, regionale und lokale Traumazentren) müssen bestimmte Ausstattungsmerkmale besitzen: Hubschrauberlandeplatz, eigener , Computertomographie, Not-OP, Intensivstation, Blutbank, 24-stündige Verfügbarkeit eines Spezialistenteams (unfallchirurgische Fachabteilung, Schockraumteam). Neben der Struktur-, Ergebnis- und Prozessqualität jeder einzelnen Klinik wird eine enge organisatorische und fachliche Kooperation der eingebundenen Kliniken gefordert.  Hierzu gehören die Regelung der Zu- und Rückverlegung von Schwerverletzten, gemeinsame Qualitätszirkel, definierte Kommunikation mit Rettungsdiensten und teilnehmenden Kliniken.
Die Einhaltung der geforderten Qualitätsmerkmale wird von einer unabhängigen Zertifizierungsfirma (DIOcert) für jede einzelne Klinik („Audit“) aber auch für das gesamte Netzwerk („Zertifizierung“) abgenommen. Im September 2008 wurde das UKM durch die DIOcert zertifiziert. Alle Anforderungen des Weißbuch Schwerverletztenversorgung der DGU wurden im vollen Umfang und auf höchstem Niveau als überregionales Traumazentrum erfüllt. Die Zertifizierung des TraumaNetzwerks NordWest mit insgesamt 25 Kliniken erfolgte am 7. September 2011 im Erbdrostenhof in Münster. Die Kliniken des TraumaNetzwerkes NordWest arbeiten eng mit 17 weiteren Kliniken und Rehabilitations-Zentren der Region  zusammen. Damit ist eine flächendeckende und heimatnahe Versorgung von Schwerverletzten rund um die Uhr gesichert. Das UKM leistet insgesamt über 500 Trauma-Schockraumversorgungen im Jahr. Es ist Schwerstverletztenzentrum mit höchster Expertise und einer Zulassung zur Behandlung aller Arbeitsunfälle [Schwerstverletztenarten-Verfahren (SAV)] der Berufsgenossenschaften. Außerdem fungiert das UKM auch als Kindertraumatologisches Referenzzentrum. Um eine lückenlose Versorgung auf höchstem Niveau zu sichern, werden Fort- und Weiterbildungen mit Beteiligten abgestimmt. Es werden regelmäßige Treffen der teilnehmenden Kliniken veranstaltet und Fallbesprechungen durchgeführt. Durch die Einrichtung von Qualitätszirkeln und die Erarbeitung von Behandlungsstandards wird ein kontinuierlicher Verbesserungsprozess erarbeitet. Die Ergebnis- und Qualitätserfassung im TraumaNetzwerk NordWest wird durch das Traumaregister gesichert. Alle teilnehmenden Kliniken sind verpflichtet, die Behandlungsdaten von Unfallverletzten in das Traumaregister einzupflegen. Nach zentraler Auswertung im Benchmarking werden die Ergebnisse den einzelnen Kliniken und Traumanetzwerken zur Beratung und Optimierung ihrer Behandlungsqualität mehrmals im Jahr zur Verfügung gestellt. Aussagen zur Versorgungsqualität und zur Effektivität  der medizinischen Behandlungsmethoden werden so erfasst und können optimiert werden. Zur Optimierung des Informationstransfers zwischen den Kliniken und Notdiensten wurden zudem die beiden interdisziplinären Projekte „Telematik in der Akut-Medizin (TEAM)“ und „Medizinisches Akutkrankenhaus. Rettungsdienst Informations- und Kommunikationssystem für akute Notfälle im Alter (MA-RIKA)“ initiiert. Ziel ist es, durch eine innovative telematische Vernetzung, den präklinischen und klinischen Informationsaustausch bei der Versorgung von schwerverletzten oder -erkrankten Personen zu verbessern. Um darüber hinaus auch die grenzübergreifende Notfallversorgung im Gebiet der EUREGIO und die Zusammenarbeit zwischen den Niederlanden und Deutschland in diesem Bereich zu fördern, wurden außerdem die beiden EU-Projekte "Euregional Cooperation in Trauma and Large-scale Incidents (ECTLI)" und "Acute Health Care Region - EUREGIO (ACRE)" ins Leben gerufen.


Etwa 35.000 Menschen erleiden jährlich in Deutschland lebensbedrohliche Mehrfachverletzungen. Schwerstverletzte sind für die behandelnden Ärzte eine große Herausforderung. Um die Versorgungsqualität von Schwerverletzten zu verbessern, wurde 2004 die Initiative TraumaNetzwerk der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie (DGU) gestartet. Hauptziel war es, jedem Schwerverletzten in Deutschland rund um die Uhr eine optimale Versorgung zu ermöglichen. Im Jahr 2006 wurde das Weißbuch der Schwerverletztenversorgung von der DGU veröffentlicht. Es enthält Empfehlungen zur Struktur, Organisation und Ausstattung der Schwerverletztenversorgung.


Zur Unterstützung des Traumanetzwerkes NordWest wurde das interdisziplinäre Projekt „Telematik in der Akut-Medizin (TEAM)“ ins Leben gerufen. Ziel des Projektes ist es, durch eine innovative, telematische Vernetzung, die Kommunikation zwischen den an der Traumaversorgung beteiligten Einrichtungen zu verbessern und eine optimale und schnelle Versorgung von Schwerverletzten zu gewährleisten. Dafür sind in einer permanent aktualisierten Datenbank alle nötigen Informationen für die Leitstellenmitarbeiter hinterlegt. Hierzu zählen Angaben über den aktuellen Standort und Status potentiell einsetzbarer Rettungsmittel, Angaben über aktuelle Kapazitäten in potentiellen Zielkliniken sowie die entsprechenden Kontaktdaten der Verantwortlichen in den Kliniken. Mobile robuste Endgeräte (H.E.L.P. – Handy) für die Notärzte, die am Unfallort sofort die nächste Klinik für die weitere Behandlung anzeigen, ergänzen dieses System. Eine weitere Kernaufgabe ist die Optimierung der Kommunikation der beteiligten Kliniken untereinander. Über eine Online-Plattform (MEDSIX) können Bilddaten zwischen den Kliniken ausgetauscht werden. Die Abklärung von Patientenübernahmen und die Einholung von Zweitmeinungen soll auf diese Weise deutlich verbessert. Unnötige Mehrfachuntersuchungen werden vermieden.


Bei schweren Unfällen und Großschadenslagen ist die schnelle und effiziente Versorgung der Opfer von immenser Bedeutung. Gerade im Gebiet der EUREGIO bietet es sich daher in vielen Fällen an, die logistischen und personellen Kapazitäten des Nachbarlandes unterstützend zu nutzen. Nicht immer ist dabei klar, welche Möglichkeiten und Ressourcen hier zur Verfügung stehen. Um den Informationsaustausch und die Zusammenarbeit in diesem Bereich zwischen den Niederlanden und Deutschland zu fördern, wurde das Projekt „Euregional Cooperation in Trauma and Large-scale Incidents“ ins Leben gerufen. Das Universitätsklinikum Münster, Acute Zorg Euregio , GHOR Twente und die EUREGIO inventarisieren dabei Ressourcen und entwickeln gemeinsame Strategien zur Verbesserung der Notfallversorgung in der Grenzregion. Die Förderung des  Projektes „Euregional Cooperation in Trauma and Large-scale Incidents” wurde im November 2012 bewilligt. Im Januar 2013 fand eine Kick-off Veranstaltung mit den teilnehmenden Partnern (Universitätsklinikum Münster (TraumaNetzwerk NordWest), GHOR Twente und Acute Zorg Euregio) statt. Zentrale Aktivitäten des Projektes:
  • Aufstellen einer sozialen Karte der Organisationen, die auf beiden Seiten der Grenze im Bereich der Notfallversorgung und des Katastrophenschutzes tätig sind. Die Daten werden anschließend in eine bereits bestehende interaktive Web-Anwendung (Acute Zorgkaart NL) und eine App für Smartphones (A-Z Euregio App), sowie die eigens für den Rettungsdienst entwickelte MA-RIKA-App  integriert.
  • Inventarisieren der Bettenkapazitäten für Notfallpatienten im Regelrettungsdienst und bei Großschadensereignissen auf beiden Seiten der Grenze, sowie das zur Verfügung stellen dieser Informationen. Die Inventarisierung umfasst auch Spezialkliniken für Brandverletzte und Unterkühlungsopfer.
  • Erstellen einer Übersicht auf welche Art und Weise Kosten, die im Zuge der Unterstützung des Nachbarlandes bei Notfalleinsätzen entstehen, vergütet werden können.
  • Planung grenzüberschreitender Notfall-, Krisen- und Katastrophenschutzübungen für Führungspersonal.
  • Dokumentation juristischer Unklarheiten bei der Ausführung der oben genannten Punkte.


Um die Zusammenarbeit zwischen den Niederlanden und Deutschland in der Notfallversorgung barrierefreier und effizienter zu gestalten, ist es unabdingbar, dass juristische Hürden und Finanzierungsfragen im Vorfeld analysiert und nach Möglichkeit aus dem Weg geräumt werden. Dies ist das Ziel des Projektes „Acute Health Care Region – EUREGIO“. Das Universitätsklinikum Münster erarbeitet darin zusammen mit Acute Zorg Euregio  und der EUREGIO Lösungsansätze und –möglichkeiten, um die grenzüberschreitende Notfallversorgung in der EUREGIO für die Zukunft auf ein solides juristisches Fundament zu stellen und durch eine geklärte Kostenübersicht zur Vereinfachung der Zusammenarbeit beizutragen.  Die verschiedenen Projektaktivitäten beinhalten u.a.:
  • Dokumentation aktueller, relevanter Probleme und Unklarheiten juristischer und finanzieller Art
  • Gründung der Arbeitsgruppe “Akutversorgungsregion EUREGIO”
  • Gespräche und gemeinsame Beratung mit den zuständigen Behörden in den Bereichen Finanzen und Gesetzgebung:
    Regierung der Niederlande und des Landes NRW; Regionale Behörden wie Provinzverwaltungen, Bezirksregierungen, Grenzgemeinden, Kreise und Kommunen; in der EUREGIO aktive Versicherungen; Dachverbände anderer Interessensgruppen, wie der Gesundheitsfürsorge, Patientenverbände, Ärzte und ähnliche; Behörden der EU, die mit der grenzüberschreitenden Gesundheitsfürsorge betraut sind.
  • Die Projektpartner erstellen einen Katalog mit verschieden schwer umsetzbaren Vorschlägen zur Realisierung und Optimierung der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit auf finanzieller und juristischer Ebene.
 
 
 
 

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