Die traumatische (verletzungsbedingte) Patellaluxation ist eine relativ häufige Sportverletzung. Sie ist dem Verletzungsmechanismus der vorderen Kreuzbandruptur sehr ähnlich. Es gibt jedoch auch Fälle, bei denen die Patella "spontan" d.h. ohne erkennbares Trauma luxieren ("aus dem Gelenk springen") kann. In den meisten Fällen ereignet sich eine Luxation auf die Außenseite des Kniegelenkes. - Wir sprechen dann von einer sog. habituellen Patellaluxation.
Eine Patellalluxation sollte möglichst schnell reponiert werden. In vielen Fällen geschieht dieses spontan, ohne, dass die Patella zurückgedrückt werden müsste. Somit registrieren einige Patienten den Verletzungsmechanismus nicht. In diesen Fällen kann eine stattgefundene Patellaluxation auch von dem behandelnden Arzt übersehen werden.
Erstmalige Luxation
Nach erlittener Erstluxation sollte sich der Patient bei einem Unfallchirurgen oder Orthopäden direkt vorstellen. Die Behandlung der Erstluxation besteht in unserem Hause aus zwei wichtigen Säulen:
- Die Behandlung der akuten Verletzung mit entsprechenden Orthesen, Ruhigstellung und "maßgescheidertem" Nachbehandlungsschema (Physiotherapie - Anpassung einer Spezialorthese...)
- Die dezidierte Analyse der Ursachen für das Luxationsereignis und die Analyse evtl. Begleitverletzungen (Knorpelverletzungen, Bandrupturen...)
Glücklicherweise können die meisten Erstluxationen ohne Operation erfolgreich behandelt werden. Im Rahmen der Kniesprechstunde können Sie sich nach erfolgter Luxation vorstellen. Wir werden Sie dann entsprechend dem Therapiealgorhythmus beraten und behandeln.
Rezidivierende (wiederholende Patellaluxationen)
Die Ursache für rezidivierende (wiederholende) Patellaluxationen kann zum einen in einer inadäquaten konservativen Therapie oder in einer grundsätzlichen Problematik im Kniegelenk begründet sein, welche man nicht ohne operatives Vorgehen behandeln kann. Die Ursachenanalyse der rezidivierenden Patellaluxation ist sehr aufwendig und bedarf der Beachtung der gesamten Muskuloskeletalen Strukturen des Patienten.
Die wichtigen Säulen der Patellaren Instabilität sind die statischen, passiven und aktiven Stabilisatoren der Kniescheibe. Erst nach genauer Analyse der potenziellen Pathologien kann eine erfolgreiche Therapie mit dem Ziel der Stabilisierung der Patella erfolgen.
Passive Stabilisatoren
Neben einigen anderen medialen Stabilisatoren gehört das MPFL (mediales patellofemorale Ligament / "Band welches zwischen Oberschenkelknochen und Innenseite der Patella aufgespannt ist") zu den wichtigsten passiven Stabilisatoren der Kniescheibe.
Nach einer traumatischen vollständigen Luxation der Patella nach lateral kommt es nahezu regelhaft zu einer Ruptur dieser Bandstruktur. Es gibt jedoch drei Möglichkeiten diese Verletzung auszuheilen:
- konservative Ausheilung de Ruptur (Link konservative Nachbehandlungsschema)
- primäre Naht der Ruptur / Raffung kurz nach der Verletzung
- Rekonstruktion des MPFL Komplexes mittels Bandplastik (MPFL-Rekonstruktion)
Zur Rekonstruktion des MPFL bieten wir in unserer Klinik unterschiedliche modernste Verfahren an, mit denen minimalinvasiv eine Stabilisierung der Patella erfolgen kann. Die Durchführung eines "Lateral Release" (Durchtrennung der lateralen Stabilisatoren der Patella) wird laut aktueller Lehrmeinung und nach aktuellem Kenntnisstand der Wissenschaft nur noch in sehr seltenen Fällen als indiziert angesehen.
Unserer Meinung nach hat sie keine große Bedeutung mehr in der Behandlung der medialen Patellainstabilität und sollte somit sehr zurückhaltend eingesetzt werden.
Aktive Stabilisatoren
Die aktiven Stabilisatoren der Kniescheibe werden von der Muskulatur repräsentiert. Um den Muskelzug zu beeinflussen, gibt es neben den konservativen Möglichkeiten des gezielten Muskelaufbaus spezieller Muskelgruppen (Vastus medialis/ Vastus medialis obliquus...) auch die Möglichkeit der operativen Einflussnahme auf den Muskelzug. Einige Patellainstabilitäten sind somit durch einen anlagenbedingten Versatz des Muskelzugs verursacht, so dass insbesondere die Oberschenkelmuskulatur die Patella nach außen herausdrückt. Dieser Muskelzug sollte auch mittels apparativer Diagnostik untersucht werden.
Eine mögliche operative Maßnahme wäre in diesem Fall eine Versetzung der Ansatzstelle der Patellarsehne am Schienenbein Tuberositas tibiae nach Elmslie / evtl. mit Distalisierung. Bei dieser Operation wird der Ansatz der Patellarsehne nach medial (zur Innenseite des Kniegelenkes) versetzt.
Statische Stabilisatoren
Die statischen Stabilisatoren der Patella sind insbesondere durch die knöcherne Führung der Patella, der Trochlea femoris bestimmt. Anlagebedingt kann sich in seltenen Fällen eine stark abgeflachte Trochlea ausgebildet haben. Als Ultima ratio Lösung bei ausgeprägtem Befund kann hier eine operative Modifikation der Trochlea durchgeführt werden (Trochleaplastik). Aufgrund der sehr hohen Invasivität sollte die Indikation zu diesem operativen Vorgehen sehr sorgfältig geprüft werden.
Im Rahmen der Kniesprechstunde werden wir individuell diese Einflussfaktoren analysieren und Ihnen einen individuellen Therapieansatz ermitteln.