Klinik für Unfall-, Hand- und Wiederherstellungschirurgie

Fuß- und Sprunggelenkschirurgie

Die Behandlung von Erkrankungen des Fußes hat in den letzten Jahren eine deutliche Trendwende erfahren. Nachdem "der Fuß" lange Zeit eine Domäne der langfristigen und häufig nicht komplett beschwerdelindernden konservativen Behandlung war, bestehen nun durch die Entwicklung neuer Techniken und Implantate eine Vielzahl an Möglichkeiten.

Der Fuß zeigt einen äußerst komplizierten Aufbau. Es zeigt sich ein Zusammenspiel von 26 Knochen, über 57 Gelenken und 108 Bändern. Ein inneres (mediales) und äußeres (laterales) Längsgewölbe und Quergewölbe verleihen dem Fuß ein Gangbild auch auf unebener Fläche. Aktiv stabilisiert wird der Fuß durch 20 Muskeln. Durch sogenannte Propriozeptoren verfügt der Fuß über Sensoren, die ein geordnetes Gang- und Standbild koordinieren.

Das Spektrum chirurgisch therapierbarer Erkrankungen des Fußes umfasst angeborene sowie erworbene Deformitäten, traumatisch und degenerativ bedingte Erkrankungen, endokrine Erkrankungen sowie posttraumatisch bedingte Folgezustände. Dieses bewirkt eine enge interdisziplinäre Zusammenarbeit auf unfallchirurgischem, orthopädischem, gefächirurgischem und plastisch rekonstruktivem Gebiet.

Diese Zusammenarbeit beginnt bereits im Rahmen der Diagnostik. Hier arbeiten wir insbesondere eng mit der Klinik für allgemeine Orthopädie (Univ.-Prof. Dr. med. Gosheger), dem Funktionsbereich der Bewegungsanalytik, zusammen. Vor Einleitung einer Therapie haben wir die Möglichkeit eine dreidimensionale Bewegungsanalytik (Kinematik), Belastungsmessungen der Gelenke (Kinetik), plantare Druckverteilungsmessungen (Pedobarographie) und Muskelaktivitätsmessungen (EMG) zur weiteren Diagnostik durchzuführen.

Im perioperativem Verlauf arbeiten wir eng mit der Klinik für Anästhesiologie und Intensivmedizin zur postoperativen Schmerztherapie zusammen. Um eine optimale Schmerzbehandlung zu gewährleisten, werden bei einigen Eingriffen parallel zur medikamentösen Schmerztherapie Schmerzkatheter eingelegt, die zum einen Schmerzfreiheit gewährleisten zum anderen eine frühzeitige physiotherapeutische Mobilisierung und somit eine optimale Bewegungstherapie erlauben.

Im Rahmen der Behandlung erfolgt eine enge Zusammenarbeit und intensive Beratung einer orthopädietechnischen und insbesondere orthopädieschuhtechnischen Behandlung gemeinsam mit der Abteilung für technische Orthopädie sowie Orthopädieschuhmachermeistern.

Unser Leisungsspektrum umfasst die Behandlung

  • akuter Verletzungen
  • posttraumatischer Zustände
  • degenerativ bedingter und angeborener Fehlstellungen
  • Erkrankungen des Sprunggelenkes und des Fußes

Wir therapieren Verletzungen und Erkrankungen der Knochen, des Knorpels, der Bänder und Sehnen einschließlich der Rekonstruktion komplexer Verletzungen und Fehlstellungen.


Knochenbrüche im Bereich des Sprunggelenkes und Fußes werden in der Regel sofort versorgt, in Abhängigkeit von der Bruchform und Lokalisation meist operativ. Im Bereich des Fußes und Sprunggelenkes erfolgt zunächst eine eingehende radiologische Diagnostik aufgrund des komplexen anatomischen Aufbaus mit verschiedenen Knochen und Gelenken. Die operative Versorgung erfordert die antomische Wiederherstellung der knöchernen Strukturen, der Gelenkflächen und -linien sowie die Rekonstruktion der Weichteile und Begleitverletzungen (Bänder, Sehnen, Gefäße, Nerven). Der Langzeiterfolg bei diesen Brüchen hängt zum großen Teil von der anatomischen Wiederherstellung der Gelenkfläche ab, um somit die Entwicklung einer frühzeitigen Arthrosebildung zu vermeiden oder hinauszuzögern. Desweiteren wird auf eine anatomische Rekonstruktion der Achsen, des Gewölbes und der Länge der Knochen des Fußskeletts geachtet, um Fehlstellungen zu vermeiden. Um eine gute Ergebnisqualität zur gewährleisten arbeiten wir mit modernen Implantaten sowie der Möglichkeit einer intraoperativen 3D Bildgebung zur Kontrolle des Operationsergebnisses.

  • Verletzungen des Sprunggelenkes und des Fußes
  • knöcherne Verletzungen des Sprunggelenkes und des gesamten Fußes einschließlich der Rekonstruktion komplexer Verletzungen mit WeichteilschädenVerletzungen der Sehnen des Sprunggelenkes und Fußes
  • Knorpelschäden des Sprunggelenkes mit knorpelaufbauenden Maßnahmen wie Knorpel-, Knochen- und Chondrozytentransplantationen
  • akute und chronische Verletzungen der Bänder des Sprungelenkes und Fußes
    • posttraumatische, angeborene und degenerative Fehlstellungen des    Sprunggelenkes und Fußes
    • Spreizfuß, Hohlfuß, Plattfuß- posttraumtische Fehlstellungen des        Sprunggelenkes und Fußes
    • Vorfußdeformitäten (Hallux valgus, Kleinzehendeformitäten)
  • Arthrose des Sprunggelenkes und Fußes
  • Arthrose des oberen Sprunggelenkes (Achsenumstellung, Gelenkersatz durch eine Endoprothese und Gelenkversteifung)
  • Arthrose im Bereich des Rück- und Mittelfußes (Fehlstellungskorrektur und Gelenkversteifung)
  • Arthrose der Großzehengrundgelenkes -Hallux rigidus- (korrigierende Umstellungen, Gelenkersatz und -Versteifung)
  • Sehnenerkrankungen des Sprunggelenkes und Fußes
    • entzündliche Sehnenveränderungen und -reizungen
    • chronische Sehnenrupturen- Sehnenverlagerungen bei postraumtischem Spitzfuß
  • Nervenerkrankungen des Fußes und Sprunggelenkes
    • Nervenengpaß-Syndrome
    • Tarsaltunnelsyndrom
    • Nervenneurome
    • Morton-Neuro

Vorfußschmerz (Metatarsalgie)

Häufige Ursache für den Vorfußschmerz (Metatarsalgie) ist eine fehlerhafte Lastverteilung der Mittelfußknochen untereinander, meist liegt ein zu langer 2. und 3, Mittelfußknochen vor. Begleitend findet sich häufig eine Fehlstellung des Großzehs im Sinne eines Hallux valgus. Die Behandlung erfolgt zunächst konservativ durch eine Einlagenversorgung. Kommt es hierunter nicht dauerhaft zu einer Beschwerdebesserung können operative Verfahren durch knöcherne Korrektur der Mittelfußknochen, Stabilisierung des Zehengrundgelenkes und Sehnenverlagerungen eine bessere Lastverteilung des Fußes erreichen. Die Nachbehandlung erfolgt durch die Anlage eines speziellen Verbandes und Mobilisierung ohne Entlastung. Nach knöchernem Eingriffe erfolgt die Anpassung einer Spezialschuhs, der für 4 bis 6 Wochen getragen wird.

Fehlstellungen der Zehen

Schneiderballen (verdickter Kleinzehenballen)
Beim Schneiderballen handelt es sich analog zum Hallux valgus um einen hervorstehenden Kleinzehenballen, der meist im Zusammenhang mit einem Spreizfuß auftritt und zu Druckproblemen und Schmerzen im Schuh führt. Über dem Köpfchen des 5. Mittelfußknochens, der weit abgespreizt ist, bildet sich eine Schwiele, die häufig sehr schmerzhaft ist. Die Behandlung erfolgt entweder durch teilweise Entfernung des hervorstehenden Köpfchens, meist jedoch durch eine Korrektur des 5. Mittelfußknochens im Köpfchen- (Chevron-) oder im Schaftbereich (Scarf, Ludloff-Osteotomie) und Fixierung mittels Schrauben. Eine Entfernung der Schrauben ist meist nicht erforderlich. nach der OP muss für 6 Wochen ein Spezialschuh getragen werden, der den Vorfuß entlastet. Hammerzehen, Krallenzehen Deformitäten der Zehen sind sehr häufig. Sie sind entweder angeboren oder entwickeln sich durch das Ungleichgewicht der Beuge- und Strecksehnen (muskuläre Dysbalance). In frühen Stadien sind die Zehen noch flexibel, passiv in eine komplette Streckung zu bringen. In späteren Stadien zeigt sich eine zunehmende Fixierung der Zehen in der Fehlstellung. Folgen sind die Ausbildung von Hühneraugen und Schmerzen sowie Schwielen und Schmerzen im Bereich der Fußsohle. Die Therapie dieser Fehlstellungen erfolgt abhängig von deren Ausbildung entweder durch Sehnenumlagerungen, Kürzung von überlangen Knochen oder durch Versteifungen in den Zwischenzehengelenken. Die Nachbehandlung erfolgt durch die Anlage eines speziellen Verbandes und Mobilisierung im Spezialschuh, der für 4 bis 6 Wochen getragen wird. Einliegende Drähte zur Zehenkorrektur können nach 4 bis 6 Wochen ohne Schmerzen entfernt werden.

Hallux valgus

Der Hallux valgus ist die häufigste Zehendeformität mit seitlichem Abweichen der großen Zehe in Richtung der anderen Zehen. Betroffen von dieser Fehlstellung sind überwiegend Frauen. Hierbei ist meist der Winkel zwischen erstem und zweitem Mittelfußknochen größer als normal. Hinzu kommen knöcherne Anlagerungen am ersten Mittelfußköpfchen. Die Folge sind Reizungen, Schwellungen und Schmerzen am Großzehenballen (sogenannte Pseudoexostose). In fortgeschrittenen Stadien kann die Großzehe sich über oder unter die zweite Zehe schieben. Durch die Fehlstellung entstehen frühzeitige Verschleißveränderungen am Grundgelenk (Arthrose), welche zur Bewegungseinschränkung führen können. Der Hallux valgus führt auch zu erheblichen Druckproblemen im Schuh. Die Therapie des Hallux valgus erfolgt in den frühen Stadien durch die Anpassung von entsprechendem Schuhwerk und Einlagen. Kommt es darunter zu keiner Beschwerdebesserung oder zeigen sich fortgeschrittene Stadien kommen operative Maßnahmen zum Einsatz. Dieses sind heutzutage gelenkerhaltende Eingriffe. Welches Operationsverfahren eingesetzt wird, ist abhängig vom Winkels zwischen dem ersten und zweiten Zeh, dem Großzehengrundgelenkswinkel, der Stellung der Sesambeine und dem Ausmaß eines eventuellen Gelenkverschleißes. Maßgeblich zur Entscheidung über ein einzusetzendes Verfahren sind auch die individuellen Vorraussetzungen eines jeden Patienten.
Die Austin/Chevronosteotomie
Bei leichteren Fehlstellungen liefert die Austin/Chevronosteotomie gute Ergebnisse. Hierbei wird im das 1. Mittelfußköpfchen je nach erforderlicher Korrektur durchtrennt, der körperferne Teil Richtung zweiter Zehe geschoben und anschließend mittels Draht oder Schraube fixiert.
Scarf- und Ludloff-Osteotomie
Bei mittelschwerem Hallux valgus wird in der Regel der erste Mittelfußknochen im Bereich des Schaftes durchtrennt. Diese kann Z-förmig (Scarf-Osteotomie) oder schräg verlaufend (Ludloff-Osteotomie) geschehen. Die beiden durchtrennten Knochenanteile werden anschließend gegeneinander verschoben und das Ergebnis mittels zweier Schrauben fixiert. Bei größeren Fehlstellungen sind Korrekturen im Bereich der Basis des ersten Mittelfußknochens (körpernah), meist in Kombination mit einer Korrektur körperfern erforderlich. Hier kommen zur Fixierung auch Platten zum Einsatz. Bei übernormaler Beweglichkeit im Gelenk zwischen dem ersten Mittelfußknochen und der Fußwurzel wird in der Regel eine Versteifung zwischen dem 1. Mittelfußknochen und der Fußwurzel mit Korrektur der Fehlstellung durchgeführt (Lapidusarthrodese). Diese Versteifung führt zu einer zusätzlichen Stabilisierung des Fußes in korrigierter Position, nicht etwa zu einer Funktionsminderung des Vorfußes. Fixiert wird hier entweder durch Schrauben oder durch eine Platte. Um die Position der Sesambeine zu korrigieren, werden zusätzlich zu den knöchernen Korrekturen Weichteileingriffe durchgeführt, um die Sesambeine wieder unter das erste Mittelfußköpfchen zu fixieren. Zum Erreichen eines ansprechenden kosmetischen Ergebnisses wird häufig zusätzlich ein knöcherner Keil aus dem Großzehengrundglied (Akin) entnommen. Der korrigierte Knochen benötigt mehrere Wochen zur Heilung und dementsprechend erfolgt die Nachbehandlung durch Mobilisierung in einem Spezialschuh, der den operierten Bereich, den Vorfuß, entlastet. Dieser Schuh wird durchschnittlich für 6 Wochen benötigt. Begleitend empfehlen wir das Tragen einer Bandage, die den Großzeh in der korrigierten Position gegenüber dem zweiten Zeh hält. Nach Ausheilung ist es in der Regel nicht erforderlich, die eingebrachten Schrauben und Platten zu entfernen.

Hallux rigidus

Hallux rigidus (Großzehengrundgelenksteifigkeit)
Als Folge einer bestehenden Fehlstellung der Großzehe oder Gelenkentzündungen kann eine zunehmende Abnutzung der Gelenkflächen mit Verlust des Knorpelüberzuges entstehen. Dieses verursacht Schmerzen beim Laufen und später auch in Ruhe. Im weiteren Verlauf tritt eine zunehmende Bewegungseinschränkung auf. Der Gelenkknorpel und das gesamte Gelenk kann durch diesen Prozess zerstört werden. Die Behandlung des Hallux rigidus erfolgt stadienabhängig. Zunächst können neu gebildete Knochenanlagerungen entfernt werden (Cheilektomie). In Ausnahmefällen, meist ältere Patienten, kann eine Entfernung des Gelenkes (OP nach Keller-Brandes) erfolgen mit Ausbildung eines Falschgelenkes (Pseudarthrose), welches noch eine ausreichende Beweglichkeit zulässt. Bei zunehmenden Beschwerden kann einerseits das Gelenk operativ versteift werden (Arthrodese) , indem die Gelenkflächen entfernt und diese in funktionell günstiger Position miteinander verbunden werden durch Schrauben oder eine Platte. Als Alternative ist ein Gelenkersatz durch eine Prothese möglich. Langzeitergebnisse stehen hier noch aus. Neuere Modelle, die hauptsächlich die Gelenkfläche ersetzen bei geringerem Knochenverlust (Hemi-Cap) zeigen klinisch gute Ergebnisse. Auch hier stehen die Langzeitergebnisse noch aus. Die Nachbehandlung nach einem prothetischen Gelenkersatz erlaubt einen frühzeitigen Belastungsaufbau. Nach Versteifung des Gelenkes wird vorübergehend ein Spezialschuh angepasst.


Als Rückfuß bezeichnet man den hinteren Teil des Fußes, der durch die Fußwurzelknochen gebildet wird. Diese Knochen bilden eine Vielzahl von Gelenken, die durch ein komplexes Band- und Sehnensystem stabilisiert werden. Der Rückfuß spielt bei vielen Fußfehlstellungen und -problemen eine Rolle. Beispiele sind hier der Plattfuß, der Hohl- und Klumpfuß. Typische Sehnenprobleme des Rückfußes betreffen die Achillessehne, die Peronealsehnen und die Beuge- und Tibialis posterior Sehne. Nervenerkrankungen des Rückfußes sind insbesondere das Tarsaltunnelsyndrom als Nervenengpaßsyndrom. Operative Rekonstruktionen im Bereich des Rückfußes beinhalten arthroskopische Verfahren, Sehnenumlagerungen sowie Knochendurchtrennungen (Osteotomien) zur anatomischen Korrektur von Fehlstellungen. Bei fortgeschrittenem Gelenkverschleiß kommen versteifende Operationen mit Korrektur der Rückfußachse zum Einsatz.
 
 
 
 

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