Die meisten Brüche in der Beckenregion ereignen sich bei "Hoch-Energie-Verletzungen" (Autounfälle, Stürze aus großer Höhe), wobei in diesen Fällen häufig wichtige Strukturen im Bereich des Beckens mit verletzt werden. Insbesondere Gefäßverletzungen, aber auch Verletzungen der Blase, des Darms und anderer Organe im Becken machen die Beckenfraktur zu einer der gefährlichsten Verletzungen (ca. 8 Prozent Todesrate im Großraum Deutschland).
Wir bieten in unserer Klinik die sofortige Notfallstabilisierung im Rahmen der Notfall- (Schockraum-)Versorgung unserer Patienten durch verschiedene Verfahren:
- kurzfristige konservative Stabilisierung mittels Beckengurt
- externe Stabilisierung (Fixateur Externe, Beckenzwinge)
- interne Stabilisierungsverfahren:
- minimalinvasive chirurgische Verfahren (möglichst kleine Schnitte für den Zugang zum Becken)
- Percutane Verfahren (durch nur 1-2 cm lange Schnitte)
- Computer-navigierte Verfahren
All diese Verfahren kommen selbstverständlich nicht nur bei Notfallpatienten, sondern auch bei geplanten Operationen oder im weiteren Verlauf beim Mehrfach-Verletzten zum Einsatz.
Wir operieren jährlich rund 100 Patienten mit verschiedensten Verletzungen der Beckenregion und sind Mitglied der Beckengruppe der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie, mit der wir zusammen Verbesserungen in der Versorgung von Beckenverletzungen erarbeiten und erforschen, um das "Outcome" der Patienten zu optimieren.
Insbesondere Verletzungen der Hüftpfanne (Acetabulum) erfordern sehr präzise Rekonstruktionen der vorherigen Struktur, um eine Arthrose (Gelenkverschleiß) möglichst lange hinaus zu zögern und im weiteren Verlauf (falls nötig) eine prothetische Versorgung zu ermöglichen. Durch intraoperative 3-dimensionale Bildgebung können wir den Erfolg der Operation und die Rekonstruktion der Gelenkfläche sofort überprüfen und im Zweifel korrigieren. An dieser Technologie forschen wir aktiv und entwickeln sie weiter, um die Versorgungsqualität unserer Patienten weiter zu steigern.
Im Alter können bei zunehmendem Auftreten von Osteoporose (ca ¼ der über 50-jährigen) auch kleinere Unfälle zu Brüchen des Beckens führen. Insuffizienzfrakturen (Ermüdungsbrüche) und Pseudarthrosen (nicht verheilen von unter Umständen auch unerkannten Brüchen) sind oft Auslöser langwieriger Beschwerden am Steißbein und im Bereich des Beckens. Auch hier können wir durch modernste Untersuchungsverfahren häufig die Ursache der Beschwerden aufdecken und diese operativ oder konservativ therapieren.