UKM Hirntumorzentrum

Supportive Therapie

Hirndruck
Bei Symptomen wie Kopfschmerzen, Übelkeit und zunehmender Bewusstseinsstörung als Zeichen von erhöhtem Hirndruck sind in der Regel Maßnahmen zur Senkung des Hirndrucks angezeigt. Diese bestehen in der Gabe hoher Dosen von Kortikosteroiden und ggf. so genannter „Osmotherapeutika“. Bei fehlendem Ansprechen kann auch eine Notoperation zur Dekompression notwendig werden. In wieweit solche Maßnahmen im Verlauf der Gliomerkrankung und nach bereits erfolgter spezifischer Tumortherapie indiziert sind, hängt von der individuellen Konstellation und von der weiteren Verfügbarkeit sinnvoller tumorspezifischer Therapiekonzepte ab und muss im Einzelfall entschieden werden. 
Kortikosteroide
Wegen der erheblichen Nebenwirkungen bei längerfristiger Behandlung mit Kortikosteroiden ist die Indikation zu einer Fortführung der Kortikosteroidtherapie immer wieder kritisch zu prüfen. Bei Beseitigung der Raumforderung und Rückbildung des Hirnödems ist ein Ausschleichen der Steroide innerhalb der ersten Wochen nach Operation anzustreben. Im Rahmen einer sich eventuell anschließenden Strahlentherapie wird nach Maßgabe der Strahlentherapeuten die Kortikosteroidtherapie in niedrigerer Dosierung wieder aufgenommen.  Das Boswelliensäuren enthaltende Präparat H15 („Weihrauch“) entfaltet bei einigen Gliompatienten eine antiödematöse Wirkung und kann unter Umständen zusätzlich oder auch anstelle der Kortikosteroidtherapie eingesetzt werden, muss jedoch von den Patienten selbst finanziert werden. Eine antitumoröse Wirkung ist jedoch nicht belegt. 
Thrombose
Bei Patienten mit Gliomen besteht postoperativ eine erhöhte Thromboemboliegefahr, die höher einzuschätzen ist als das postoperative Risiko bei anderen Erkrankungen.  Wahrscheinlich liegt eine Veränderung spezifischer Gerinnungseigenschaften im Sinne eines „paraneoplastischen Syndroms“ vor. Die Gefahr intrazerebraler Blutungen bei antikoagulierten Gliompatienten ist gering, so dass sich die Therapie tiefer Beinvenenthrombosen bei Gliompatienten nicht prinzipiell von der Therapie bei anderen Patienten unterscheidet.
Antikonvulsiva
Die Wahl des Antikonvulsivums bei Patienten, die auch postoperativ weiter Anfälle entwickeln und deshalb einer dauerhaften Therapie bedürfen, hängt von verschiedenen Faktoren ab wie Anfallstyp, Verträglichkeit der Therapie oder Begleitmedikation. Zu den klassischen Antikonvulsiva, deren Wirksamkeit etwa gleichwertig ist, zählen Carbamazepin, Valproinsäure und Phenytoin. Aufgrund der Enzyminduktion können Phenytoin, Carbamazepin oder Barbiturate die Wirksamkeit von zahlreichen Zytostatika abschwächen. Günstiger sind deshalb neuere Antiepileptika wie z.B. Levetiracetam, Gabapentin, Lamotrigin oder Lacosamid.