Klinik für Hautkrankheiten

Pruritusmechanismen und Neurodermatologie

Pruritus ist ein sehr häufiges und dominantes Symptom vieler Dermatosen und systemischer Erkrankungen mit enormem Einfluss auf die Lebensqualität Betroffener. Eine Vielzahl von sensorischen Rezeptoren und Mediatoren von Entzündungszellen wirken bei der Auslösung des Symptoms mit. Da die Entstehung von Pruritus multifaktoriell und komplex sein kann, bedarf es neben einer präzisen diagnostischen Aufarbeitung, besonders auch einer innovativen transnationalen Forschung, um die zugrundeliegenden Mechanismen des Pruritus zu identifizieren.

Unsere Arbeitsgruppe untersucht die zellulären und molekularen Mechanismen der Induktion und Chronifizierung der kutanen Pruritusentstehung und mögliche Therapieoptionen. Es konnte gezeigt werden, dass sich bei chronischem Pruritus eine Störung der Innervationsdichte und des Nervenverzweigungsmusters der epidermalen und dermalen Nervenfasern finden lässt. Dies ist besonders stark in gekratzter Haut bei Patienten mit Prurigo nodularis ausgebildet, einer Dermatose die am stärksten mit dem Juck-Kratz-Zirkel und dadurch entstehenden Hautläsionen verbunden ist. Ähnliche Veränderungen finden sich aber auch bei dem brachioradialen Pruritus oder der atopischen Dermatitis und sind mit einer ausgeprägten sensorischen Dysfunktion der epidermalen Nerven verbunden. Für die Beantwortung unserer wissenschaftlichen Fragestellungen greifen wir auf ein umfangreiches Spektrum an Methoden zurück. Zu diesen zählen u.a. Screening Ansätze von Patientenkohorten (z.B. Transkriptom, Methylom), klassische immunhistologische Untersuchungen, Immunfluoreszenzfärbungen, manuelle und IT-gestützte Quantifizierung kutaner Nerven, dreidimensionale Hautmodelle von gesunder Haut als auch spezifischen Diagnosen, sowie ein innovatives Modell für die Applikation von mechanischem Stress, wie er durch das Kratzen verursacht wird. In unserer Arbeitsgruppe arbeitet der Bereich Forschung und der klinische Bereich eng zusammen, um das Symptom chronischer Pruritus aus allen Blickwinkeln bestmöglich zu betrachten.

Forschungsschwerpunkte

Neben der Erforschung von neuronalen Sensibilisierungs-Phänomenen bei der atopischen Dermatitis liegt ein Schwerpunkt in der Erforschung der pathophysiologischen Grundlagen, der Entstehung und Chronifizierung bei der Prurigo nodularis als den Prototypen der kratz-assoziierten pruritischen Erkrankungen. Dabei werden u.a. folgende Analysen durchgeführt:

  • Struktuelle und funktionelle Analyse des sensorischen Nervensystems bei Prurituserkrankungen (u.a. Nervendichten, Nervenfunktion, Verzweigungsmuster epidermaler Nervenfasern)
  • Untersuchung der Rolle des Kratzens als mechanischer Stressfaktor in der Chronifizierung von Pruritus
  • Untersuchung von Genexpressions-Signaturen und der Rolle epigenetischer Mechanismen in der Chronifizierung von Pruritus
  • Biomarker-gestützte psychometrische Analysen neuer Pruritus-Erfassungsinstrumente

Sie haben Interesse Teil des Teams zu werden? Abschlussarbeiten (Bachelor-/Masterarbeiten oder Promotionen) sind auf Anfrage möglich. Ebenfalls bieten wir für die Masterstudiengänge Biowissenschaften, Biotechnologie und Molekulare Biomedizin der Universität Münster Fortgeschrittenen Module an. Nähere Informationen finden Sie unter der Rubrik Lehre auf der Homepage der UKM Hautklinik.

Ausgewählte Publikationen
  1. Ständer S. Atopic dermatitis. N Engl J Med. 2021; 384:1136-1143
  2. Ständer S, Yosipovitch G, Legat FJ, Lacour JP, Paul C, Narbutt J, Bieber T, Misery L, Wollenberg A, Reich A, Ahmad F, Piketty C. Trial of Nemolizumab in Moderate-to-Severe Prurigo Nodularis. N Engl J Med. 2020; 382: 706-716
  3. Kimel M, Zeidler C, Kwon P, Revicki D, Ständer S. Validation of Psychometric Properties of the Itch Numeric Rating Scale for Pruritus Associated With Prurigo Nodularis Using Results From a Randomized Clinical Trial. JAMA Dermatol 2020; 156: 1354-1358.
  4. Agelopoulos K, Rülander F, Dangelmaier J, Lotts L, Osada N, Metze D, Luger TA, Loser K, Ständer S. Neurokinin 1 receptor antagonists exhibit peripheral effects in prurigo nodularis including reduced ERK1/2 activation. J Eur Acad Dermatol Venereol 2019;33:2371-2379
  5. Hidding J, Agelopoulos K, Pereira MP, Conrad H, Hatt H, Lotts T, Osada N, Pogatzki-Zahn E, Schmelz M, Ständer S. Sensory Qualities Point to Different Structural and Functional Skin Patterns in Chronic Pruritus Patients. A Translational Explorative Study. Acta Derm Venereol. 2019; 99: 668-674
  6. Wolf K, Kühn H, Boehm F, Gebhardt L, Glaudo M, Agelopoulos K, Ständer S, Ectors P, Zahn D, Riedel VK, Thimm D, Müller CE, Kretschmann S, Kremer AN, Chienf D, Limjunyawongf N, Pengf Q, Dong X, Kolkhir P, Scheffel J, Lykke Søgaard M,  Weigmann B, Neurath MF, Hawro T, Metz M, Fischer MJM, Kremer AE. A Group of Cationic Amphiphilic Drugs Activates MRGPRX2 and Induces Scratching Behavior in Mice. J Allergy Clin Immunol 2021;S0091-6749(21)00229-3.
  7. Guseva D, Rüdrich U, Kotnik N, Gehring M, Patsinakidis N, Agelopoulos K, Ständer S, Homey B, Kapp A, Gibbs BF, Ponimaskin E, Raap U. Neuronal branching of sensory neurons is associated with BDNF-positive eosinophils in atopic dermatitis. Clin Exp Allergy 2020; 50:577-584
  8. Pereira MP, Agelopoulos K, Köllner J, Neufang G, Schmelz M, Ständer S. Selective nerve fiber activation in patients with chronic generalized pruritus: hint for central sensitization? Acta Derm Venereol 2019; 99:1009-1015
 
 
 
 

Leitung:

Univ.-Prof. Dr. med. Dr. h.c.
Sonja Ständer

T 0251 83-57470
sonja.staender(at)­uni-muenster(dot)­de

Dr. rer. nat.
Konstantin Agelopoulos (Wissenschaftlicher Mitarbeiter)
T 0251 83-52475
agelopoulos(at)­uni-muenster(dot)­de