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Kaum zwei Gramm schwer und gerade einmal so groß wie eine Medikamentenkapsel – doch stark genug, um ein Menschenleben zu retten. Der derzeit kleinste Herzschrittmacher der Welt wurde am Dienstag das erste Mal am UKM (Universitätsklinikum Münster) implantiert. Das Team um Prof. Dr. Lars Eckardt, Leiter der Abteilung für Rhythmologie im Department für Kardiologie und Angiologie, ist damit eines der ersten in Deutschland, die das kleine Technikwunder nach der Markteinführung eingesetzt haben.
Der Vorteil gegenüber anderen Herzschrittmachern, die etwa das zehnfache Volumen haben: Die Kapsel hat keine Schrittmacherkabel und wird aufgrund der kleinen Größe direkt in die Herzkammer, wo sie mit Widerhaken an der Herzwand hält, eingesetzt. „Dies geschieht durch einen minimal-invasiven Katheter-Eingriff. Es ist nur ein kleiner Schnitt an der Leiste notwendig“, erklärt Eckardt die neue Alternative zu einer Operation in Höhe des Schlüsselbeins, wenn Schrittmacher in eine sogenannte Hauttasche nahe dem Herzen implantiert werden und die Verbindung über Elektrodenkabel erfolgt. „Schlanke Patienten fühlen diese Geräte und sie sind häufig unter der Haut sichtbar“, weiß Oberarzt Dr. Florian Reinke. „Dieses Problem entfällt bei dem neuen Schrittmacher. Außerdem ist durch den deutlich kleineren Eingriff und die fehlenden Elektrodenkabel das Infektionsrisiko viel geringer.“
Dem Patienten geht es nach eigenen Angaben „hervorragend“. Der 78 Jahre alte Kurt Friesel aus Münster konnte bereits gestern nach dem Eingriff aufstehen und spazieren gehen, heute wurde er – nur 48 Stunden nach der Implantation – entlassen. „Die Ärzte haben mich vor dem Eingriff mehrfach aufgeklärt und mir den Schrittmacher gezeigt und mir die Unterschiede zu anderen Geräten erklärt“, erzählt der Rentner. Nach einem Gespräch mit seiner Schwiegertochter und Rücksprache mit seinem niedergelassenen Kardiologen stimmte er zu – und ist mit dem Verlauf bisher vollends zufrieden.
Geeignet ist der neue Kapselschrittmacher für Patienten mit zu langsamem Herzschlag, bei denen das Herz nur gelegentlich und nicht dauerhaft unterstützt werden muss. Die Implantation dauert etwa 30 Minuten und erfolgt unter Lokalanästhesie. „Ich konnte das Ganze am Monitor verfolgen“, erzählt Kurt Friesel. „Das war schon faszinierend, auch wie schnell es ging.“ Etwa zehn Jahre hält die Batterie des Schrittmachers, von dem auch noch ein weiterer in der Herzkammer Platz hätte. Und sollte der 78-Jährige im Verlaufe des Lebens doch noch eine andere Art des Herzschrittmachers benötigen, kann dies – wie bisher auch – mit der Methode nahe dem Schlüsselbein geschehen.
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