Berlin/Münster. In Sachen Kinderrheuma haben die Ärztinnen und Ärzte der Gesellschaft für Kinder- und Jugendrheumatologie (GKJR) ein klares Ziel vor Augen: Sie wollen die Erkrankung bei Kindern früh erkennen, um die Entzündung möglichst komplett zu stoppen. Denn je früher die Krankheit erkannt wird, desto besser lässt sie sich behandeln. „Aber nur jedes zweite Kind mit Rheuma erreicht eine dauerhafte Remission, also einen Zustand, der langfristig ein krankheitsfreies Leben ermöglicht. Unser Ziel ist es, die Erkrankung bei allen heilbar zu machen. Dafür müssen die Ursachen besser verstanden werden. Genau dies kann nur durch intensive Forschung erreicht werden“, sagte Prof. Dirk Föll, Kuratoriumsvorsitzender der neu gegründeten Kinderrheuma-Stiftung Sabine Löw, bei dem offiziellen Startschuss auf dem Kongress für Kinder- und Jugendmedizin in Berlin. Sowohl die Bundesministerin für Bildung und Forschung, Dr. Anja Karliczek, als auch der Schirmherr der Stiftung, Fernsehmoderator Jörg Pilawa, der selbst ein an Rheuma erkranktes Kind hat, haben sich mit Grußworten beteiligt.
Dirk Föll, der als Direktor der Klinik für Pädiatrische Rheumatologie und Immunologie des UKM (Universitätsklinikum Münster), selbst tagtäglich Ansprechpartner für teils schwer an Rheuma erkrankte Kinder und Jugendliche ist und seit vielen Jahren mit seinem Team an neuen Therapien forscht, stellte noch einmal die Herausforderungen und Einschränkungen für Betroffene heraus. „Betroffene Kinder haben häufig wiederkehrende Schmerzen, Schwellungen und oftmals starke Fieberschübe“, so der Mediziner. „Was viele Menschen nicht wissen: Bei Rheuma können ausgedehnte Entzündungen den Körper so stark befallen, dass die Kinder oder Jugendlichen in Lebensgefahr schweben. Solche Verläufe sehen wir immer wieder bei uns in den Kliniken.“
Dass Namensgeberin Dr. Sabine Löw, die selbst Hausärztin war, der Forschungsstiftung ihr Privatvermögen vermacht hat und damit ihr Wunsch weitergelebt wird, die Forschung zu Kinderrheuma in Deutschland besser zu bündeln und zu vernetzen, sollte für viele Kinder und Eltern eine gute Nachricht sein. Die Stiftung fungiert nun als gemeinnützige Unterstiftung der Universitätsgesellschaft Münster und setzt sich für eine bessere Zukunft von Kindern und Jugendlichen mit Rheuma ein. „Es gibt in Deutschland bereits zahlreiche hervorragende Kinderrheumatologinnen und -rheumatologen, die erfolgreich gemeinsam forschen“, unterstrich Dirk Föll. „In Zukunft wird die Kinderrheuma-Stiftung Sabine Löw mit ihrem nachhaltigen und langfristigen Förderansatz diese Forschung noch ausbauen.“
Anlässlich der Eröffnungsveranstaltung in Berlin wurden zwei Pilotprojekte vorgestellt, die sich in einem Begutachtungsprozess nach Ausschreibung durchgesetzt haben. Sie beschäftigen sich mit verschiedenen Strategien, mit denen Therapien optimiert werden können, sowie mit der Frage, ob Patienten mit Kinderrheuma ein erhöhtes Risiko für Infekte haben. Beide Projekte werden mit jeweils 30.000 Euro unterstützt.