Mit 42 Jahren erlitt Martin Hülsmann im April 2017 einen Herzinfarkt – und das, obwohl er zuvor kerngesund war. Hülsmann erholte sich zum Glück rasch und der Infarkt war schon vergessen, als er im Januar darauf plötzlich eine schwere Hirnblutung bekam.
Ursache war eine schwere Infektion der Herzklappe mit Staphylococcus aureus, einem sehr aggressiven Bakterium. Die Herzklappe wurde ersetzt, doch in Folge der schweren Infektion erlitt Martin Hülsmann ein Multiorganversagen. Nahezu sämtliche Organsysteme versagten ihren Dienst, vor allem Herz, Lunge, Nieren und Leber. Am bedrohlichsten war das akute Leberversagen: „Die Leber ist in so einem schweren Fall das limitierende Organ. Die Chance auf Überleben lag für Herrn Hülsmann statistisch gesehen deswegen nur bei rund zwei Prozent“, erinnert sich Prof. Christian Ertmer, Oberarzt der Klinik für Anästhesiologie, operative Intensivmedizin und Schmerztherapie am UKM (Universitätsklinikum Münster) und Facharzt für Intensiv- und Notfallmedizin. Einziger Ausweg war der Ersatz der Organe durch eine Apparatur außerhalb des Körpers: Durch das Verfahren der Extrakorporalen Membranoxygenierung (ECMO) wurden die Funktionen von Herz und Lunge über mehrere Wochen nahezu vollständig ersetzt. Hinzu kam, dass der Patient aufgrund des Nieren-versagens an die Dialyse musste.
Martin Hülsmann selbst weiß von dem fulminanten Verlauf seiner Krankheit nicht mehr viel – durch die kritische Erkrankung war auch die Funktion seines Gehirns in der Anfangsphase stark eingeschränkt. Die Besuche seiner Frau und seiner Kinder bekam er deswegen erst nach Wochen mit. „Sie haben mir aber viel Kraft gegeben und meinen Willen durchzukommen am Leben erhalten“, sagt Hülsmann. Für das gesamte intensivmedizinische Team war es eine Zeit voller Anspannung: „Als wir merkten, dass das Gehirn sich von der schweren Infektion erholte und der Patient wieder ansprechbar war, als wir merkten, er hat eine realistische Chance, waren wir umso entschlossener, diese Chance auch zu nutzen“, fasst Intensivpfleger Benno Lechtenberg zusammen. Und Ertmer als behandelnder Arzt erinnert sich: „Wenn es bergauf geht, trägt das das gesamte Team emotional mit. Es macht einfach nur Spaß, so schwer betroffene Patienten wieder zurück ins Leben zu bringen. Auch wenn wir in den langen Monaten des Aufenthalts mehrfach vor dem Aufgeben standen: Wir hinterfragen bei jedem Patienten und jeder Patientin täglich neu, was das Ziel der Behandlung ist, ob er oder sie es schaffen kann und will.“
Insgesamt blieb Hülsmann dreieinhalb Monate im UKM, die komplette Zeit auf der Intensivstation. Das erste Mal nach Wochen auf der Bettkante zu sitzen, sei damals ein Graus und eine fast übermenschliche Anstrengung für ihn gewesen, erinnert sich der jetzt 44-Jährige. Inzwischen ist er wieder weitgehend fit, fährt Fahrrad und fängt demnächst auch wieder an zu arbeiten. Seine Lebensqualität ist kaum noch eingeschränkt. Martin Hülsmann ist ein gutes Beispiel dafür, dass auch schwersterkrankte Patienten nach vielen Monaten Intensivtherapie zu einem qualitativ hochwertigen, selbstständigen Leben zurückfinden können.
Die Klinik für Anästhesiologie, operative Intensivmedizin und Schmerztherapie am UKM unterstützt am 25. Mai 2019 mit einem Informationsstand in Münsters Innenstadt den bundesweiten Aktionstag „Zurück ins Leben“ des Berufsverbandes Deutscher Anästhesisten e.V. sowie der Deutschen Gesellschaft für Anästhesiologie und Intensivmedizin e.V. . Ab 11:00 Uhr können Interessierte auf der Ludgeristr. (Ecke Ludgerikirche) Gespräche mit Ärzten, Pflegenden, Phsyiotherapeuten, Seelsorgern und ehemaligen Patienten führen. Auch Martin Hülsmann wird vor Ort sein.