Anne Siemer ist 17 und kommt aus dem Emsland. An-derthalb Stunden hin, anderthalb Stunden zurück fährt sie zwei Mal die Wo-che ins KfH-Nierenzentrum am UKM (Universitätsklinikum Münster). „Wenn kein Stau ist“, fügt sie hinzu. Anne muss erst seit diesem Jahr an die Dialyse. Vier Stunden liegt sie hier pro Sitzung, damit ihr Blut von Schadstof-fen gereinigt werden kann. In Reichweite befindet sich immer ein Korb mit Dingen, mit denen sie sich in dieser Zeit beschäftigen kann – Anne ist seit ihrem dritten Lebensjahr blind. Schuld daran ist das Alström-Syndrom, eine seltene Stoffwechselerkrankung, die auch ihre Nieren dauerhaft geschädigt hat.
Am KfH-Nierenzentrum kennen Anne alle: Sie bekommt dort unter ande-rem Keyboard-Unterricht. „Ich lerne nach Gehör“, sagt sie stolz, „aber ich muss mich dafür sehr konzentrieren, weil ich wegen meiner Schwerhörigkeit auch ein Hörgerät trage.“ Vielleicht gerade wegen ihrer schweren Erkran-kung weiß Anne aber genau, was ihr guttut: Sie wünscht sich zu Weihnach-ten eine Wohlfühlmassage. „Ich bin jemand, der sehr viel von Wellness hält“, lacht sie.
Im Behandlungsstuhl nebenan sitzt Fatima am Dialysegerät. Fatima ist erst drei Jahre alt und kommt aus Lippstadt – und das sogar vier Mal in der Wo-che. „Heiligabend wird bei uns nicht wirklich gefeiert“, sagt ihre Mutter Na-dia Alayan. „Trotzdem kennen auch wir Weihnachten und Fatima bekommt es auch im Kindergarten mit“. Im KfH-Nierenzentrum sei die Betreuung ge-rade jetzt vor Weihnachten besonders liebevoll. „Ich kann hier einmal die Verantwortung ein Stück weit abgeben“, sagt Nadia Alayan.
„Wir versuchen, unseren Patienten, die auch morgen an Heiligabend hier-herkommen müssen, etwas die Zeit zu versüßen“, so Elke Neuhaus, Kinder-, Kranken- und Gesundheitspflegerin im KfH-Nierenzentrum. „Wir haben uns für Heiligabend extra Weihnachts-Outfits gekauft mit Weihnachtsmannmüt-zen. Weil an diesem Tag ja kein normaler Klinikalltag ist, haben wir etwas Zeit, mit unseren Patienten zu feiern“, sagt sie.
Bis zu acht Patienten betreuen Elke Neuhaus und Ihre Kollegen an dem Tag. Die Patienten werden verwöhnt: Alle süßen Geschenke – und davon gibt es in der Weihnachtszeit reichlich – werden untereinander aufgeteilt und ge-meinsam gegessen. Am Ende werden sich alle dennoch rechtzeitig nach Hau-se aufmachen. „Denn so besinnlich wir es hier auch gestalten – unsere Pati-enten kommen teilweise von weit her und am Ende wollen alle pünktlich zur Bescherung zuhause sein“, weiß Neuhaus. Stau ist am Heiligabend eher unwahrscheinlich – zum Glück für Anne und Fatima.