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Pressemeldungen Archiv 2019

„Demenzsensible" Region Münster

Foto (UKM/Wibberg): Gemeinsam für eine bessere Behandlung von Demenzpatienten in Krankenhäusern: Prof. Thomas Duning (l.) und die Beteiligten des Modellprojekts.
Demenzerkrankungen nehmen infolge der demografischen Entwicklung in den kommenden Jahren deutlich zu. Alleine in Münster leben etwa 7.000 Menschen mit Demenz, deutschlandweit sind es etwa 1,8 Millionen. Das Universitätsklinikum Münster erhält für ein Verbundprojekt mit sechs weiteren Krankenhäusern aus der Region Münsterland 5,7 Millionen Euro aus dem Innovationsfonds des Gemeinsamen Bundesausschusses. Die Region Münster soll als Modellregion für ei-ne bundesweite Einführung eines "demenzsensiblen Krankenhauses" dienen.
ukm/aw

Demenzpatienten bleiben von operativen Eingriffen nicht verschont: Auch sie müssen sich z.B. wegen einer geplanten Hüft-OP,  aufgrund von Knochenbrüchen oder auch beispielsweise wegen Erkrankungen von Herz oder Nieren ins Krankenhaus begeben. Dabei sollten allerdings gerade Patienten mit Demenz unter besonderer Beobachtung stehen. „Das Risiko von Komplikationen ist bei Patienten mit relevanten Gedächtnisstörungen deutlich erhöht", so Prof. Thomas Duning aus der Klinik für Neurologie des UKM (Universitätsklinikum Münster). „Insbesondere eine akute Verwirrtheit, ein so genanntes Delir, während einer Krankenhausbehandlung ist eine unterschätzte, und bisher nicht gut verstandene Komplikation".

Duning ist Leiter des Verbundprojektes „Kompass D2“, das vom Innovationsfonds des Gemeinsamen Bundesausschusses mit 5,7 Millionen Euro gefördert wird. Darin angeschlossen sind als Konsortialpartner sechs Krankenhäuser aus der Region Münsterland. Das Evangelische Krankenhaus Johannisstift Münster (EVK), das Mathias-Spital und das Jakobikrankenhaus Rheine, das St. Josef-Stift Sendenhorst, das Josephs-Hospital Warendorf sowie das UKM Marienhospital Steinfurt weisen alle eine große Expertise bei der Versorgung von älteren Patienten mit kognitiven Störungen auf. Mithilfe der Fördermittel soll in diesen Häusern ein Standard entwickelt werden, um die Versorgung von Patienten, die sich zu einer Behandlung in eine Klinik begeben müssen, aber gleichzeitig die „Nebendiagnose Demenz“ haben, weiter zu verbessern.

„Das Projekt beinhaltet, dass in den angeschlossenen Häusern alle Patienten ab einem Alter von 70 Jahren nach gemeinsamen Leitlinien gezielt untersucht und betreut werden“, sagt Dr. Peter Kalvari, Ärztlicher Direktor und Chefarzt der Geriatrie des EVK. Im Rahmen des Modellprojekts erfolgt eine Beratung durch die Experten der teilnehmenden Krankenhäuser. Teil der Teams sind jeweils auch speziell ausgebildete Pflegekräfte und Apotheker. „Hintergrund ist, dass einige Medikamente bei älteren Patienten eine kognitive Verschlechterung während des Krankenhausaufenthaltes fördern können ", so Dr. Sebastian Baum, Apotheker im Team Demenzsensibles Krankenhaus des EVK.

Eine Besonderheit des „Kompass D2“- Projekts ist auch, dass die Fallgeschichten der betroffenen Patienten in telemedizinische Visiten besprochen werden, also in einer Bildschirmkonferenz der Experten, bei der auch Patienten angesehen werden können. Die technischen Voraussetzungen dafür werden in allen Häusern geschaffen. "
Auch nach Entlassung werden die Patienten und deren Angehörige weiter betreut und untersucht", meint Sigrid Krause, Pflegedirektorin des Josephs-Hospitals Warendorf.  „Das ist schon etwas Besonderes!"

Ziel des Projekts Kompass D2 ist es, die demenzsensible Behandlung in Krankenhäuser als Regelversorgung deutschlandweit zu etablieren. „Derzeit wird das Delir in deutschen Krankenhäusern nicht ausreichend erkannt, dokumentiert und entsprechend behandelt", meint Dr. Angela Grote-Reith, Chefärztin der Abteilung für Geriatrie am Mathias-Spital Rheine. „Die Vernetzung der ausgewiesenen Experten in diesem Bereich wird den Patienten nützen. Die Region Münster mit den teilnehmenden Krankenhäusern wird als Referenz für andere Regionen genommen, insofern ist Kompass D2 ein Modellprojekt", so der Chefarzt der Klinik für Anästhesie und Intensivmedizin des St. Josef-Stift Sendenhorst, Dr. Matthias Boschin.

Univ.-Prof. Heinz Wiendl, Direktor der Klinik für Neurologie des UKM fügt hinzu: „Mit Blick auf die demografische Entwicklung erscheinen solche Konzepte für Krankenhäuser zukunfts- und vor allem Patienten- und qualitätsorientiert. Sie sind damit praktisch unausweichlich. Wir freuen uns, dass die Region Münster hier eine Vorreiterrolle über-nehmen kann und entsprechend gefördert wird."

Weitere Projektpartner sind der Fachbereich Gesundheitsökonomie der Universität Bielefeld, die Krankenversicherungsträger DAK, Barmer und IKK sowie die zeb.business school und die Stadt Münster.

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