Bundesgesundheitsminister Jens Spahn informierte sich in Begleitung von Sybille Benning (MdB) am Dienstag (19.11.2019) am UKM (Universitätsklinikum Münster) über das Parkinsonnetz Münsterland+ (PNM+), einen Zusammenschluss aus Betroffenen, Angehörigen sowie Experten, die an der Behandlung von Parkinson-Patienten beteiligt sind.
Das PNM+ wurde auf Initiative des UKM zur Optimierung der Versorgung von Menschen mit Parkinson und deren Angehörigen vor rund 18 Monaten gegründet. Das Besondere dabei: Verschiedene Experten wie u.a. Neurologen, Ergotherapeuten, Physiotherapeuten, Logopäden, Pflegende und Apothekersind hier mit den betroffenen Patienten und deren Angehörigen eng vernetzt. Ein Schwerpunkt in der Versorgung der Patienten ist neben etablierten Verfahren auch die Erforschung und Einführung von digitalen Diagnose- und Untersuchungsmöglichkeiten. So läuft aktuell beispielweise eine Studie am UKM, die ein mobiles System zur Bewegungsanalyse von Parkinson-Patienten testet: Mit zwei Smartwatches an den Handgelenken der Betroffenen, auf denen eine von Informatikern vom Institut für Medizinische Informatik der Medizinischen Fakultät Münster entwickelte App installiert ist, werden die Bewegungsdaten gemessen und ausgewertet. Derzeit werden Parkinson und andere Bewegungsstörungen in der Regel durch eine ärztliche neurologische Untersuchung festgestellt, die immer auch von der subjektiven Einschätzung des Arztes abhängig sind. „Durch den Einsatz objektiver Systeme könnte in Zukunft die Diagnosemöglichkeit von Parkinson deutlich verbessert werden“, gibt Prof. Dr. Heinz Wiendl, Direktor der Klinik für Neurologie mit Institut für Translationale Neurologie am UKM einen Ausblick.
Für Bundesgesundheitsminister Spahn ist die Arbeit des Parkinsonnetz Münsterland+ zukunftsweisend: „Mit 300.000 Erkrankten ist Parkinson die zweithäufigste neurodegenerative Erkrankung nach Alzheimer. Um die Betroffenen bestmöglich zu versorgen, müssen Experten auf unterschiedlichen Gebieten – Neurologen, Psychologen, Physiotherapeuten, Logopäden, Rehabilitationseinrichtungen, Pflegekräfte, Apotheken und Angehörige – eng zusammenarbeiten. Das Projekt Parkinson Aktiv zeigt vorbildlich, wie sich mit Hilfe der Telemedizin dieses Zusammenwirken verbessern lässt. Das trägt zu einer zielgerichteten Versorgung bei und zu mehr Lebensqualität für die Betroffenen“, macht Spahn deutlich.
In einer Gesprächsrunde kam der Minister mit Mitgliedern des Netzwerks ins Gespräch, die von ihren Erfahrungen mit der besonderen Versorgungsstruktur berichteten. Das nächste digitale Projekt zur Verbesserung steht bereits in den Startlöchern: Unter den Namen „Parkinson Aktiv“ soll künftig die so genannte aktivierende Therapie der Parkinsonpatienten, bei der Logopäden, Ergotherapeuten und Physiotherapeuten beteiligt sind, gesteuert und koordiniert werden. „Der Patient erhält dann nicht mehr eine unspezifische Verordnung und der Arzt nach Abschluss einen Bericht, sondern die Experten stehen online gleichberechtigt im Austausch und stimmen die Therapie und Behandlungsergebnisse detailliert untereinander ab“, erklärt Prof. Dr. Tobias Warnecke, Leiter des Bereichs Parkinson-Syndrome und Bewegungsstörungen der UKM-Neurologie sowie Initiator des PNM+. Dafür erhält das PNM+ eine Förderung in Höhe des Innovationsausschusses des Gemeinsamen Bundesausschusses über 2,6 Millionen Euro.