Bis zu 20 Migräneattacken im Monat waren die Regel: Für den Tankstellenbetreiber Wendel Schulze war ein normales Leben unter solchen Umständen kaum mehr möglich. „Zum Glück bekam ich die Migräne meist nachts“, sagt der 59-Jährige. „So konnte ich morgens zwar aufstehen und arbeiten gehen, allerdings war ich wie gerädert, weil ich in der Nacht kaum geschlafen hatte.“ Auch seine Frau litt unter dem Leben mit ständigen Migräneanfällen: „Erst jetzt, wo ich die Sache besser im Griff habe, sagt sie offen, wie viel Lebensqualität uns doch die Schmerzen im Laufe der Jahre geraubt haben und was das für eine Belastung für die Familie war“, so Schulte.
Dass er seine Migräne besser in den Griff bekommen hat, liegt an einem vier-wöchigen Aufenthalt in der Schmerztagesklinik der Klinik für Anästhesiologie, operative Intensivmedizin und Schmerztherapie am UKM. Anfang des Jahres ließ sich Schulte dort behandeln, weil sein Schmerztablet-tenkonsum inzwischen ein bedenkliches Ausmaß angenommen hatte und er andere Wege finden wollte, mit seinem Dauerbegleiter, dem Schmerz, umzugehen. „Ab einem gewissen Konsum sind es die Schmerztabletten selbst, die Kopfschmerzen machen können“, sagt der Leiter der Schmerzambulanz und -tagesklinik, Prof. Daniel Pöpping. Er unterstreicht, dass sich Patienten in der Schmerztherapie immer nur langsam „herantasten“ können und so lernen, mit dem chronischen Schmerz umzugehen.
Bei Wendel Schulte ergaben viele Gespräche mit den Psychologen und Ärzten, dass Stress ein Hauptauslöser der Migräne ist. „An diesem Punkt war die multimodale Therapie wichtig“, so Pöpping. Multimodal bedeutet, dass neben der medizinischen Behandlung mit Differenzialdiagnose und medikamentöser Einstellung auch Elemente wie psychotherapeutische Gespräche oder physio- und kreativtherapeutischen Ansätze gleichwertige Säulen bilden. „Besonders die Atemtherapie als Teil der Achtsamkeitstherapie hat mir viel gebracht“, stellte der Patient fest. Und Schmerztherapeut Pöpping fügt hinzu: „Die Migräne wird definitiv bleiben. Aber er kann nun die Anzeichen und Auslöser im Vorfeld erkennen, sie zum Teil reduzieren, hat einen anderen Umgang mit ihnen und weiß, wie er sich mental und körperlich wirkungsvoll entspannen kann. Wir haben ihm Hilfe zur Selbsthilfe gegeben – und er hat sie dankend angenommen.“
Die Schmerzambulanz und -tagesklinik des UKM bietet anlässlich des Aktionstages gegen Schmerz am 4. Juni 2019 von 16 bis 18 Uhr eine Informationsveranstaltung für Patienten zum Thema „Chronische Schmerzen – Behandlungsoptionen“ an.
UKM Trainingszentrum
Malmedyweg 17 – 19
48149 Münster
Anmeldungen und Informationen unter:
T 0251-83 46121
schmerzambulanz(at)anit.uni-muenster(dot)de
Außerdem hat die Deutsche Schmerzgesellschaft e.V. am Aktionstag eine kostenlose Telefon-Hotline unter der bundesweiten Nummer 0800-18 18 120 eingerichtet. Dort beantworten Prof. Daniel Pöpping und weitere Experten Patientenfragen zum Thema Schmerz.