Ilse von Collani hat einiges hinter sich: Seit 1959, so erzählt die 82 Jahre alte Dame rückblickend, sei sie an Schilddrüsenkrebs erkrankt. „Auch wenn die erste wirklich treffsichere Diagnose erst im Jahr 1983 kam, lebe ich jetzt schon vierzig Jahre mit der Krankheit. Und das in weiten Teilen beschwerdefrei.“ Dass es keine Seltenheit ist, dass das Schild-drüsenkarzinom erst nach Jahren richtig diagnostiziert wurde, weiß auch der behandelnde Arzt, Univ.-Prof. Burkhard Riemann, Leiter der Sektion Schild-drüsenkarzinom der Klinik für Nuklearmedizin (Direktor Univ.-Prof. Michael Schäfers). „Die meisten Formen des Schilddrüsenkarzinoms sind nicht sehr aggressiv und haben eine gute Prognose“, sagt der Nuklearmediziner. Behandelt wurde das Schilddrüsenkarzinom bei Frau von Collani mit der so-genannten Radiojod-Therapie. „Dabei schluckt der Patient eine Kapsel mit radioaktivem Jod (Jod 131)“, so Riemann. Die radioaktive Substanz baut sich zielgerichtet für einige Tage in die Zellen des Schilddrüsenkrebses und eventuelle Metastasen ein und zerstrahlt dort das Tumorgewebe.
Insgesamt hat Frau von Collani über die langen Jahre acht Radiojodtherapien erhalten. Nach den Auswirkungen gefragt, bleibt die 82-Jährige gelas-sen: „Zwar muss man wegen der Strahlung, die von einem ausgeht, während des fünftägigen Aufenthalts auf der von-Hevesy-Station allein oder zu zweit auf einem Zimmer liegen“, so die Patientin. Aber man habe auf der von-Hevesy-Station eine angenehme Umgebung geschaffen, die Therapie ist sogar weitgehend nebenwirkungsfrei. Und auch Prof. Riemann, der Frau von Col-lani seit Anbeginn ihrer Behandlung am UKM kennt, betont, dass es wichtig sei, dass die Umgebung nicht als zu technisch und klinisch wahrgenommen werde: „Die Patienten und Patientinnen müssen sich aufgehoben und in Be-zug auf die spezielle Therapie gut informiert fühlen, das trägt sicherlich zur Heilung bei.“
Seit sie 2007 das letzte Mal mit Radiojod behandelt wurde, kommt die 82-jährige, die sich privat ehrenamtlich bei den Johannitern engagiert und dafür mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet wurde, in regelmäßigen Ab-ständen zur Nachuntersuchung ans UKM. Dabei kommen modernste Bildge-bungsverfahren wie das PET-CT oder PET-MRT (Positronen-Emissions-Tomographie in Kombination mit der Computer-Tomographie oder der Magnet-Resonanz-Tomographie) zum Einsatz. Zusätzlich wird ihr Blut auf Tumormarker überprüft. All das, um ein mögliches Rezidiv des Tumors so-fort zu erkennen. „Die therapeutischen Möglichkeiten von heute sind immens“, sagt auch Riemann. „Die Prognose für die Patienten mit Schilddrü-senkrebs ist daher erfreulicherweise ausgezeichnet. Das liegt vor allem an der modernen und gut standardisierten Diagnostik, den spezifischen Therapie-möglichkeiten mit dem radioaktiven Jod und der Nachsorge.“
In der Klinik für Nuklearmedizin des Universitätsklinikum Münster werden pro Jahr etwa 150 Patienten mit neu diagnostiziertem Schilddrüsenkrebs auf der nuklearmedizinischen von-Hevesy-Station behandelt. In der Schilddrüsenambulanz werden darüber hinaus mehr als 2.000 Patienten mit Schild-drüsenkrebs ambulant betreut und nachversorgt. Damit ist das UKM bun-desweit eines der größten Schilddrüsenkrebs-Zentren.
Am 22. Januar 2020 lädt die Klinik für Nuklearmedizin Betroffene und Ihre Angehörigen zu einem Patienten-Symposium ein. Anmeldungen bis zum 10. Januar unter eike.weber(at)ukmuenster(dot)de oder telefonisch unter 0251 83-44756.
Weitere Informationen zum Patienten-Symposium „Schilddrüsenkrebs“ finden Sie hier: