Herr Dr. Hartensuer, der Sprung ins kühle Nass Kopf voran – was ist das Gefährliche daran?
Der Klassiker ist eigentlich der Sprung in zu flaches Wasser, zum Beispiel in den Gartenpool, in selbstgebaute Pools oder manchmal auch in der Ferienan-lage. Weil das Wasser aber zu flach ist und den Schwung nicht genügend ab-bremsen kann, führt es dazu, dass man mit dem Kopf auf dem Grund auf-schlägt. Das führt dann zu einer axialen Stauchung des Kopfes und klassi-scherweise zu einer Verletzung der oberen Halswirbelsäule. Wobei der Atlas – also der erste Halswirbelkörper, der sonst das Gewicht des Kopfes auf-nimmt – dann bricht und manchmal sogar radiär auseinanderbirst. Das sind Verletzungen, die wir eigentlich jeden Sommer mehrere Male sehen.
Welche Folgen hat so eine Verletzung für den Springer?
Es besteht die Gefahr, dass das Rückenmark oder das verlängerte Mark des Hirnstamms nachhaltig geschädigt ist. Aber auch die Funktion der Kopfdre-hung, die maßgeblich in diesem Bereich stattfindet, kann dauerhaft und le-benslang eingeschränkt sein. Das wäre der landläufige „Genickbruch“, wobei dieser Begriff auch noch andere Verletzungen subsumiert.
Gerade bei Jugendlichen ist das Springen von Brücken beispielswei-se am Kanal beliebt. Was würden Sie den sogenannten „Brücken-springern“, die teils aus zwanzig Metern Höhe von Brückenbögen springen, mit auf den Weg geben?
Das Wetter lädt im Moment geradezu ein, sich am Kanal aufzuhalten: Die Menschen sitzen auf den Brücken, springen teilweise auch runter – das wird als cool empfunden. Aber wir reden hier über große Höhen. Wir wissen nicht, wie tief das Wasser an dieser Stelle ist und die Bremswirkung des Wassers kann dort so begrenzt sein, dass man eben unten aufschlägt. Aufgrund der Geschwindigkeit, die man bei einem Sturz oder im Sprung aufnimmt, kann man sich schwerste Traumata zuziehen, die dann – was die Wirbelsäule be-trifft – in Querschnittsverletzungen enden können.