Ein Teil der UKM-Cafeteria, die seit Corona für den Publikumsverkehr gesperrt ist, ist abgetrennt. Hier bügeln 10 bis 15 Frauen Mundschutze – oder wie es fachlich richtig heißen muss – Mund-Nasen-Bedeckungen aus Stoff. Einige hundert sind es täglich. Die UKM ProTec hat seit März tausende 34.000 Mundschutze durch freigewordene Mitarbeiter produzieren lassen. Ein Teil dieser Arbeit besteht aus Bügeln. „Wir bügeln hier die zugeschnittenen Stoffstücke auf Kante. So haben es die Näherinnen anschließend einfacher, daraus einen Mundschutz zu produzieren“. Eindeutig ein Corona-bedingter Job, von dem Petra Krasenbrink noch im Februar sicher nicht gedacht hätte, dass sie ihn einmal machen würde. Im echten Berufsleben arbeitet sie, die demnächst 59 Jahre alt wird, als Zahnmedizinische Fachangestellte (ZFA) in der UKM-Zahnklinik. „32 Jahre lang ohne Unterbrechung“, sagt Krasenbrink und es klingt ein wenig Stolz mit.
Direkt Anfang März, als das SARS-CoV-2-Virus auch in Deutschland mit hohen Neuinfektionszahlen aufschlug, wurde Krasenbrink von ihrem Hausarzt krankgeschrieben. Sie gehört zur Hochrisikogruppe, die es besonders vor dem Virus zu schützen gilt. Im vergangenen Jahr war bei der Münsteranerin – neben einem schon vorhandenen Asthma – Gelenk- und Weichteil-Rheuma diagnostiziert worden. Seitdem ist sie, nach einer langen beruflichen Wiedereingliederungsphase, teilberentet. „Ich brauche aber die Struktur, es fällt mir sehr schwer, zuhause zu bleiben“, sagt Krasenbrink. „In dieser Situation hat mich das UKM ganz toll unterstützt, insbesondere für mein Team war es keine Frage, dass ich dort weiterarbeite, wenn auch jetzt nur noch vier Stunden am Tag.“
Auch einige Ihrer Kollegen aus der Poliklinik für Prothetische Zahnmedizin und Biomaterialien wechselten mit Beginn der Pandemie in die Bügelei. Denn die UKM-Zahnklinik durfte zu dieser Zeit nur noch Notfallbehandlun-gen durchführen. Mit einem lustigen Video über ihre jetzige Tätigkeit ver-suchten die Kollegen, die krankgeschriebene Krasenbrink aufmuntern. Die zeigte das Video ihrem Hausarzt – der sie prompt für diesen Job, in dem sie ja keinen Patientenkontakt hat – gesundschrieb. Seitdem bügelt die Zahnmedizinische Fachangestellte jeden Vormittag: Ein Einsatz, den sie gerne zeigt: „Sicher ist es in der Prothetik spannender. Aber mein Arbeitgeber hat mich im letzten Jahr in einer schlimmen Phase unterstützt und da habe ich mich gefragt: Wie kann ich jetzt meinen Arbeitgeber unterstützen?"
Petra Krasenbrinks größter Wunsch ist es, dass Corona verschwindet und sich die Situation für alle normalisiert: „Ich mache mir schon Sorgen, wie das alles weitergeht. Ich selbst möchte einfach nur mit meinen lieben Kollegen aus der Prothetik an meinem alten Arbeitsplatz weiterarbeiten können.“