Dass die Belastung der Familien durch Corona eher gewachsen ist, ist in vielen Fällen anzunehmen. Fehlende Betreuungsmöglichkeiten durch Schul- und Kita-Schließungen bei gleichzeitigem Home-office bleiben nicht ohne Folgen für das Familienklima. Dazu fehlten dem Nachwuchs Kontakte zu Freunden und zu den Großeltern - selbst die Spiel-plätze waren lange geschlossen, sodass sich das tägliche Leben sehr auf die eigenen vier Wände beschränkt hat. Lea Dreßler, Assistenzärztin in Facharztausbildung zur Kinder- und Jugendpsychiaterin und der Psychologe Dr. Ma-rius Janßen, ebenfalls aus der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, wollen die Risikofaktoren der sozialen Isolation für Familien identifizieren. „Man hört immer, dass die Belastung groß ist und daher wollen wir anhand der Daten, die wir mit unserer online-Befragung erheben, schauen, welche der Beschränkungen sich wie auswirkt. Dabei ist es auch nicht ausgeschlossen, dass es Familien gibt, die auch etwas Positives an der Situation entdecken, weil sie auf einmal viel Zeit füreinander finden“, sagt Lea Dreßler. “Die veränderte Alltagssituation ist ein Stresstest für Familien. Belastungen der Eltern wirken sich mittelbar auch auf die Kinder aus. In einigen aufgrund von verschiedenen Faktoren besonders gefährdeten Familien können sich diese Stressoren so auswirken, dass es zu Gewalt oder zur Vernachlässigung der Kinder kommen kann“, ergänzt, Janßen, der die Studie leitet.
Mit der online-Befragung sind Eltern mit Kindern im Alter bis zu elf Jahren aufgerufen, anhand eines Fragenkatalogs freiwillig Auskunft über ihre privat-persönliche Situation zu geben. Neben Fragen zur Familienkonstellation werden auch sozio-demografische Faktoren wie die Wohn- und Arbeitssituation abgefragt. Die Daten bleiben anonym und sollen möglichst schon Ende Juli ausgewertet sein. „Die nach unserem Kenntnisstand deutschlandweit erste valide Auswertung, was in den Familien zu Stress führt, soll helfen, Konsequenzen für den Fall einer zweiten Infektionswelle abzuleiten. Bei weiter eingeschränktem Kita-Betrieb, könnte eine gesellschaftliche Entscheidung, gefährdete Familien bei den vorhandenen Betreuungsmöglichkeiten den Vorzug zu geben, so gestützt werden“, sagt Janßen. Einige Jugendämter hätten daher schon signalisiert, dass sie sehr an der Studie interessiert seien. „Jetzt hoffen wir, dass der link zur Befragung auch in möglichst vielen Kitas und Schulen verteilt wird, damit noch mehr Eltern teilnehmen“, so Dreßler.
Die online-Befragung dauert rund 15 Minuten, ist anonym und hier zu finden:
https://www.soscisurvey.de/COVID_19_Eltern/