Es ist Neuland für Kongresspräsidenten, wenn nicht die Inhalte maßgeblich für das Stattfinden einer Veranstaltung sind, sondern die Hygienemaßnahmen. Prof. Dr. Martin Langer und Prof. Dr. Marcus Lehnhardt haben sich dieser Aufgabe gestellt – und so startet heute mit dem 60. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Handchirurgie (DGH) im Messe und Congress Centrum (MCC) Halle Münsterland die erste Tagung seit dem Lockdown im Frühjahr. „Corona wird uns noch länger begleiten und ist nicht in wenigen Monaten verschwunden. Und genau deshalb sind wir der Meinung, dass man Konzepte benötigt, wie solche Kongresse, die immens wichtig für eine qualifizierte Weiterbildung und den persönlichen, fachlichen Austausch sind, jetzt, aber auch in den nächsten Jahren stattfinden können“, so Martin Langer, Stellvertretender Klinikdirektor und Leiter der Sektion Handchirurgie und Mikrochirurgie der Klinik für Unfall-, Hand- und Wiederherstellungschirurgie des UKM (Universitätsklinikum Münster).
Das Konzept für den 08. bis 10. Oktober ist ausgeklügelt: Jeder Teilnehmer hat einen eigenen Tisch und Stuhl mit 1,5 Metern Abstand zu allen Seiten, es herrscht durchgängig Maskenpflicht, das Catering wird durch Lunchpakete ersetzt. Und das Wichtigste für die Mediziner: Die Halle Münsterland hat eine permanente Frischluftzufuhr, es wird keine Luft umgewälzt. „Der Austragungsort ist deshalb ideal aufgrund der großen räumlichen Kapazitäten und des Belüftungskonzepts“, zeigt sich auch Marcus Lehnhardt, Direktor der Klinik für Plastische Chirurgie und Handchirurgie des Universitätsklinikum Bergmannsheil, überzeugt. Mit dem Vorstand der DGH, Vertretern der Halle Münsterland und der ausrichtenden Kongressgesellschaft Intercongress GmbH gab es im Vorfeld eine Begehung sowie einen intensiven Austausch, bevor die Entscheidung fiel, die Veranstaltung stattfinden zu lassen.
Mit 500 Teilnehmern ist der Kongress aufgrund der begrenzten Kapazität ausgebucht, das sind etwa 300 weniger als zu normalen bzw. bisherigen Kongresszeiten. „Wir haben sehr großen Zuspruch erhalten, die Kolleginnen und Kollegen freuen sich, dass wir ein Konzept entwickelt haben, mit dem die Veranstaltung stattfinden kann“, erzählt Langer. Die Themen der 60. Jahrestagung umfassen seltenere Diagnosen wie Tumore der Hand und psychische Erkrankungen, aber auch detaillierte Techniken und Tipps bei Standardoperationen. „Insbesondere für den Nachwuchs gibt es Instruktionskurse, die morgens dem Hauptprogramm vorgelagert sind“, erklären die beiden Handchirurgen, die gezielt die Fortbildung in den Fokus stellen, da dieser Bereich im vergangenen halben Jahr nur bedingt durch Onlineseminare abgedeckt werden konnte.
Und so freuen sich Langer und Lehnhardt, wenn auch mit etwas gemischten Gefühlen und dem Bewusstsein, dass trotz aller Vorbereitungen ein Restrisiko bleibt, auf „ihren“ heute startenden Kongress – und mit ihnen vermutlich nicht nur Miriam Figge, Leitung des Geschäftsbereiches Gastveranstaltungen im MCC Halle Münsterland, sondern eine ganze Branche. „Neben einer gelungenen Veranstaltung für unseren Kunden erhoffen wir uns, dass der Kongress ein Zeichen setzt: Tagungen und Kongresse sind wieder möglich und können – unter Einhaltung aller Hygiene- und Infektionsschutzmaßnahmen – erfolgreich durchgeführt werden“, zeigt sich Figge zuversichtlich.