Im Programmheft taucht sie gar nicht auf – und ist trotzdem das, was die Besucher zuerst sehen werden, jedenfalls nach Sonnenuntergang: die Illumination an den UKM-Türmen anlässlich der „Langen Nacht der Universitätsmedizin Münster“. Bei einem Ortstermin drückten die Ausrichter der Veranstaltung jetzt auf den Startknopf – und waren selbst erstaunt ob des beeindruckenden Anblicks. Fast auf den Tag genau 35 Jahre nach dem Einzug der ersten Patienten leuchtet der Westturm nicht wie gewohnt in Weiß, sondern in Blau und Grün – den jeweiligen Hausfarben des UKM (Universitätsklinikum Münster) und der Medizinischen Fakultät der Universität Münster. Bis einschließlich Freitag [07.09.] ist das ungewöhnliche „Lichtspieltheater“ jeden Abend einige Stunden lang zu sehen – bei der „Langen Nacht“ selbst sogar bis zwei Uhr morgens.
Dabei war die Realisierung der Idee lange nicht klar: „Aufgrund der Fassaden-Restarbeiten am Ostturm sind wir letztlich auf seinen Zwilling im Westen ausgewichen“, erläutert Prof. Robert Nitsch, der Ärztliche Direktor des UKM. Durch die Anordnung der Türme – von der Stadtmitte aus gesehen: „hintereinander“ – und die Position der angestrahlten Front werden nun bevorzugt Münsteraner im Süden und Südwesten das ungewohnte Bild sehen. Was am Freitag rund um die Doppeltürme – und in deren Sockelgeschossen – stattfinden wird, ist eine Veranstaltung der Superlative: Mehr als 500 Mitarbeiterinnen von Uni und Uniklinik werden bei der „Langen Nacht“ im Einsatz sein, um den Besuchern bei über 170 Programmpunkten Einblicke in das zu vermitteln, was der Öffentlichkeit sonst meist verborgen bleibt.
Die angebotenen Themen reichen von A wie Apotheke über B wie Bäckerei und C wie Chemotherapie bis Z wie Zellbiologie. „Die Grundidee der ‚Langen Nacht‘ ist, dass wir die Universitätsmedizin als Ganzes zeigen wollen. Dazu gehört neben dem Medizinischen eben auch der große ‚Apparat‘ dahinter, der die Krankenversorgung überhaupt erst ermöglicht. Und dazu gehören ebenso die Forschung, die den wissenschaftlichen Fortschritt vorantreibt, sowie die Ausbildung kommender Ärztinnen und Ärzte durch gute Lehre“, erläutert Prof. Mathias Herrmann, Dekan der Medizinischen Fakultät das Konzept. Selbst kontroverse Themen wie die tierexperimentelle Forschung erhielten Platz im Programm.
Ein Highlight ist beispielweise die Demonstration des neuen Zentrums für Roboter-assistierte Chirurgie. Mehrere Hightech-Geräte der neuesten Generation können angeschaut - und sogar selbst ausprobiert - werden. Gesamtwert der im Hörsaal der chirurgischen Klinik demonstrierten Technik: mehr als 2,6 Millionen Euro. An einem Da-Vinci-Xi-System mit Doppel-Konsole wird es Live-Übertragungen von (unblutigen) Operationen geben. Experten zeigen, wie eine Weintraube oder eine Tomate geschält und anschließend wieder zusammengenäht werden. Besucher können die Joysticks auch selbst einmal bedienen. Die Klinikdirektoren der Allgemeinchirurgie und der Urologie sowie sämtliche Robotik-Chirurgen sind im Nacht-Einsatz.
Auch andere Attraktionen, wie vier begehbare Organmodelle, das größte davon acht Meter lang, dürften auf großes Interesse bei den Besuchern der „Langen Nacht“ stoßen. Allein mehr als 40 Programmpunkte richten sich ganz oder überwiegend an Kinder. „Die ‚Lange Nacht‘ soll ein Event für die ganze Familie sein“, betont Dekan Herrmann, der die Anregung zur „Langen Nacht“ gab und in der Führungsriege der münsterschen Universitätsmedizin schnell überzeugte Mitstreiter fand. „Nach der Premiere werden wir ausführlich Bilanz ziehen. Bei gutem Zuspruch können wir uns eine Wiederholung gut vorstellen, blickt Dr. Christoph Hoppenheit, der kaufmännische Direktor des UKM, bereits nach vorn.
Nähere Infos zum Programm der „Langen Nacht“ gibt es auf der Website www.lange-nacht-muenster.de. An den Eingängen zum Medizin-Campus werden am 7. September zudem Programmhefte verteilt. Die Veranstalter rufen dazu auf, das Auto stehen zu lassen und stattdessen zu Fuß, mit dem Rad oder per Bus zu kommen.