Er fühlt sich müde und ausgelaugt – und das seit Jahren: Heiko Bütergerds leidet unter einem obstruktiven Schlafapnoe-Syndrom, einer schlafbezogenen Atmungsstörung, bei der es während des Schlafes nahezu minütlich zu Atemaussetzern kommt. Die Folge ist ein wenig erholsamer Schlaf und starke Tagesmüdigkeit. Mehr als fünf Jahre ist der 42-Jährige in ärztlicher Behandlung, seit 2016 am Institut für Schlafmedizin und Neuromuskuläre Erkrankungen am UKM (Universitätsklinikum Münster). Jetzt wurde ihm ein Hypoglossus-Stimulator, ein Schrittmacher, der die Atemwege während des Schlafes offenhält, implantiert – mit vielversprechendem Erfolg.
Knapp dreieinhalb Stunden hat die Operation gedauert, bei der neben dem Schrittmacher ein Atmungssensor, der das Atemmuster des Patienten erkennt, und eine Stimulationselektrode eingesetzt wurden. Je ein kleiner Schnitt am Hals, an der Brust und unterhalb der Rippenbögen war dafür notwendig. „Die Elektrode wird mit den feinen Nervenästen der Zunge verbunden und sorgt dafür, dass die Zunge beim Einatmen stimuliert wird und damit nicht mehr den Rachenraum verschließt“, erklärt Operateur Dr. Markus Mönninghoff aus der Klinik für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie des UKM. Etwa vier bis sechs Wochen nach der OP erfolgt die Inbetriebnahme des bis zu fünf Volt starken Schrittmachers – so wie vor zwei Wochen bei Heiko Bütergerds. Mittels kleiner Fernbedienung aktiviert er nun jeden Abend das Gerät, das über zehn individuell einstellbare Stufen verfügt.
In Deutschland leiden rund zehn Prozent unter einem obstruktiven Schlafapnoe-Syndrom, Männer etwas häufiger als Frauen. Auslöser Nummer 1 ist Übergewicht – jedoch nicht bei Heiko Bütergerds. „Das Gewicht spielte bei ihm nie eine Rolle“, erklärt Schlafmedizinerin Dr. Anna Heidbreder. „Allerdings schlugen bei ihm auch Standardtherapien, mit denen viele Patienten gut zurechtkommen, nicht an.“ Bei Betroffenen, bei denen die Atmungspausen nur in Rückenlage auftreten, helfen zum Teil bereits Rückenlagerungsverhinderungswesten, der nächste Schritt ist die sogenannte CPAP-Therapie, eine nächtliche Überdruckbeatmung durch eine Maske. „Ich hatte mit der Maske Beklemmungsgefühle und habe noch weniger geschlafen“, erzählt der Niedersachse, der nach Ausschöpfung dieser Möglichkeiten und mit mittelschwerer obstruktiver Apnoe, das heißt mehr als 15 und maximal 30 Atemaussetzer pro Stunde, als Patient für den Schrittmacher in Frage kam.
Seine Hoffnung ist groß, dass sich nach Jahren schlechter Nächte nicht nur diese bessern, sondern auch tagsüber der Akku endlich wieder voll ist – für die Arbeit, für Hobbies, einfach für ein weitgehend normales Leben. „Die ersten Nächte waren schon eine Wohltat“, erzählt Heiko Bütergerds, „und an den Schrittmacher gewöhnt man sich sehr schnell, zumindest in den unteren Stufen. Ich habe sogar schon eine Nacht komplett durchgeschlafen – das erste Mal seit Jahren!“