Über die Grenze Nord-Westfalens bis ins südliche Niedersachsen, grenzübergreifend in die Niederlande, vom ostwestfälischen Raum bis hinein ins Ruhrgebiet: Die Netzwerkregion des TraumaNetzwerks NordWest ist eine der größten bundesweit, mit 24 Kliniken und 19 assoziierten Mitgliedern ist das Netzwerk zudem mitgliederstark. Ziel der Netzwerkpartner ist es, verunfallte Patienten innerhalb kürzester Zeit zur Versorgung ihres speziellen Verletzungsmusters in die bestgeeignete Klinik zu bringen. So werden – gerade in ländlichen Regionen – vorhandene Ressourcen und Kompetenzen optimal genutzt und gleichzeitig wird die flächendeckende Versorgung der Bevölkerung verbessert.
Univ.-Prof. Michael J. Raschke, Direktor der Klinik für Unfall-, Hand- und Wiederherstellungschirurgie am UKM (Universitätsklinikum Münster) und Sprecher des TraumaNetzwerks NordWest, hat die Netzwerkgründung seit 2007 begleitet und hebt den seiner Meinung nach unschätzbaren Nutzen für schwerverletzte Patienten in der Region hervor: „Die Überlebenschancen von Schwerverletzten haben sich durch die vernetzte Arbeit des TraumaNetzwerks NordWest exponentiell vergrößert“, sagt Raschke. Und sein Stellvertreter in der Sprecherfunktion, Priv.-Doz. Christian Müller-Mai, Chefarzt der Unfallchirurgie, Orthopädie und Sportmedizin des St.-Marien-Hospitals Lünen, ergänzt: „Gerade in unserem ländlichen Flächengebiet war es früher schwierig, so schnell wie möglich eine aufnahmebereite Klinik für bestimmte Verletzungsmuster zu finden. Das TraumaNetzwerk hat hier eine funktionierende Kooperation aus drei überregionalen, neun regionalen und elf lokalen Traumazentren etabliert. Wir halten überprüfbare Versorgungs- und Qualitätsstandards ein und unterziehen uns im Netzwerk den entsprechenden Zertifizierungen. Unsere Leitlinien sind die Basis für eine optimale Versorgung von Schwerstverletzten bei der fach- und berufsgruppenübergreifenden Zusammenarbeit. Ärzte und Pflegekräfte arbeiten im Schockraum nach diesen Leitlinien Hand in Hand zusammen.“
Mit Vorträgen und einer Podiumsdiskussion feiert das TraumaNetzwerk NordWest das zehnjährige Bestehen in einer Jubiläumsveranstaltung. Unter anderem wird der Leiter des Ärztlichen Rettungsdienstes der Leitstelle Tempelhof, Peter Albers, Chefarzt des Vivantes Klinikums Wenckebach in Berlin, den Terroranschlag vom Breitscheidplatz am 19. Dezember 2016 in Berlin aus seiner Sicht schildern und notwendige Schlüsse für die Versorgung von Opfern im Falle eines Massenanfalls von Verletzten durch Terror (MANV-Terror) ableiten. „Die Kliniken im TraumaNetzwerk NordWest wären im Terrorfall in der Region Erstversorger von Verletzten. Das stellt uns, was die Art und Schwere der Verletzungsmuster angeht, vor neue Herausforderungen, auf die wir uns künftig einstellen müssen“, erklärt Raschke.
Ein Interview mit einer Patientin, die einen schweren Fahrradunfall auf dem Weg zur Arbeit überlebt hat, soll den Gästen bei der Jubiläumsveranstaltung vor Augen führen, wie Betroffene selbst einen Unfall erleben und das Geschehen verarbeiten. Anschließen wird sich eine Podiumsdiskussion, bei der sowohl der Status Quo der Verletztenversorgung aber auch zukünftige Perspektiven und Ziele in den Blick genommen werden sollen. Das Podium ist dabei interdisziplinär besetzt: Neben dem Leiter des Ärztlichen Rettungsdienstes Münster und einem Leiter eines regionalen Traumazentrums werden vor allem auch Pflegekräfte, die im bei der Aufnahme im Schockraum dabei sind, aus ihrer Erfahrung berichten. Auch die Phase der Rehabilitation, die sich der Akutversorgung anschließt, soll beleuchtet werden. Und nicht zuletzt soll die Frage der (fehlenden) Wirtschaftlichkeit der Versorgung von Schwerstverletzten aus Sicht der Klinikverantwortlichen auf dem Podium diskutiert werden.
Jubiläumsveranstaltung 10 Jahre TraumaNetzwerk NordWest
Mittwoch, 14.03.2018
18.00 bis 20.00 Uhr
Veranstaltungsort:
Max-Planck-Institut Münster
Röntgenstr. 20
48149 Münster