Wann spricht man von seelischer Gesundheit?
Zuerst einmal spricht der Fachmann von psychischer, nicht von seelischer Gesundheit, um die Abgrenzung zum Transzendentalen zu gewährleisten. Psychische Gesundheit ist, wenn man es salopp sagen will, etwas, was wir nie ganz erreichen. Jeder hat bessere und schlechtere Tage. Aber wir sprechen von psychischer Gesundheit, wenn jemand mit sich selbst sowie im privaten Umfeld – also seinen sozialen Beziehungen – ohne andauerndes Leid zurechtkommt.
Wodurch kann die psychische Gesundheit eingeschränkt sein?
Da gibt es eigentlich drei denkbare Ursachen. Einmal: ich komm mit meinem Leben im Großen und Ganzen gut zurecht – und dann passiert etwas, was mich von außen trifft. Also, dass mich zum Beispiel jemand bewusst angreift oder verletzt. Oder zweitens: Ich erkranke schicksalhaft, beispielsweise eine Krebserkrankung, und ich komme mit dem Kranksein nicht zurecht. Und zum Dritten können intrapsychische Themen vorliegen, die unverarbeitet sind. Zum Beispiel wenn ich mich schon in meiner Herkunftsfamilie als Kind zurückgesetzt gefühlt habe, gekränkt worden bin durch Eltern, die nie Zeit hatten oder mich abgewertet haben. Das kann sich so auswirken, dass, wenn ich erwachsen bin, ich aus diesen Erfahrungen heraus beispielsweise eine hohe Kränkbarkeit habe. Und wenn dann etwas am Arbeitsplatz oder im Privatleben passiert, zum Beispiel, mein Partner oder die Partnerin geht fremd – was eine sehr kränkende Erfahrung ist – dann kann das zum Auslöser werden, dass man psychische oder psychosomatische Symptome entwickelt.