Romy ist 15 Jahre alt und seit fünf Monaten wegen ihrer Magersucht in der Kinderpsychosomatik des UKM (Universitätsklinikum Münster) in Behandlung. Doch ihre Entlassung scheint nun in greifbarer Nähe. Dass das so ist, liegt auch daran, dass sie hier gelernt hat, sich zu entspannen. Geholfen hat ihr dabei Shiatsu, eine Form der Körpertherapie mit asiatischen Wurzeln. „Als Romy hierher kam, war sie unruhig, hat dauernd gezappelt und von sich selbst gesagt, dass sie damit nicht aufhören kann“, sagt Physiotherapeutin Elke Werner. Sie bot Romy deshalb zusätzlich zur medizinisch notwendigen Ernährungs- und Verhaltenstherapie Shiatsu-Sitzungen an. „Shiatsu ist Kommunikation ohne Worte. Komplementäre körperbezogenen Angebote wie unter anderem auch Qi-Gong oder Feldenkrais können die Selbstheilungskräfte aktivieren“, weiß Werner. Und Dr. Jörg Große-Onnebrink, Oberarzt in der Klinik für Allgemeine Pädiatrie, ergänzt: „Es gibt zunehmend wissenschaftliche Belege dafür, dass diese Methoden Ressourcen für eine Verbesserung der Lebensqualität und für eine positive Beeinflussung von Erkrankungsverläufen sein können. So werden zum Beispiel auch Effekte auf Teile des Immunsystems und auf Strukturen und Funktionen des Gehirns wissenschaftlich beschrieben.“
Beide wollen diese Erkenntnisse am UKM wie auch in der Öffentlichkeit stärken und werden gemeinsam mit den Referenten bei einem Symposium für Ärzte, Studenten und Interessierte das Konzept einer an Selbstheilungsprozessen orientierten medizinischen Therapie vorstellen. Prominenter Gast ist auch der Lehrstuhlinhaber für Integrative Gesundheitsversorgung und -förderung, Univ.-Prof Tobias Esch von der Universität Witten/Herdecke. Er referiert zur Selbstheilung in der Medizin.
Für Romy stellte die Ergänzung durch Shiatsu-Therapie jedenfalls die Möglichkeit für einen Neustart dar. „Ich fühle mich inzwischen komplett anders. Früher konnte ich meinen Kopf nicht abschalten, ich dachte ständig 24/7. Letzte Woche bin ich beim Shiatsu ganz tief zur Ruhe gekommen.“ Die apparative Medizin habe sie als notwendig, aber auch sehr unpersönlich erfahren, sagt sie. „Ich weiß, dass beides notwendig ist, fühle mich aber im Krankenhausalltag sehr von Maschinen und Menschen abhängig. Beim Shiatsu finde ich zu mir selbst.“
Foto: Elke Werner und Romy (15) beim Shiatsu.