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Pressemeldungen Archiv 2018

Grippeimpfung: Kleiner Pieks, große Wirkung

Macht sich für eine höhere Impfquote bei Grippe stark: Prof. Dr. Stephan Ludwig, Direktor des Instituts für Molekulare Virologie am UKM.
Ein grippaler Infekt wird häufig mit der echten Grippe verwechselt. Und deshalb verharmlost. Die Grippe ist eine ernstzunehmende Erkrankung, sagt Virologe Prof. Dr. Stephan Ludwig. Schutz bietet eine Impfung, die dieses Jahr erstmalig allen Versicherten als sogenannter Vierfach-Impfstoff zugänglich ist.

Grippe wird unterschätzt – und damit auch die Impfung dagegen. Lediglich 30 bis 40 Prozent der Deutschen lassen sich jährlich impfen, die Weltgesundheitsorganisation WHO empfiehlt eine Quote von 65 bis 70 Prozent. „Nur so stellen wir eine Herdenimmunität sicher und können damit eine Grippewelle bestmöglich verhindern“, sagt Prof. Dr. Stephan Ludwig, Direktor des Instituts für Molekulare Virologie am UKM (Universitätsklinikum Münster) und Koordinator des bundesweiten FluResearchNet. Mehr als 1600 Menschen starben laut Robert-Koch-Institut im vergangenen Winter an der Influenza, die Dunkelziffer war vermutlich weitaus größer. Die Zahl von 334.000 bestätigten Fällen lag um 65 Prozent höher als im Vorjahr.

Deshalb antwortet Ludwig auch auf die Frage, wer sich impfen lassen soll: „Am besten alle! Wir brauchen Überzeugungstäter, um die Krankheit, die uns in den westlichen Breitengraden am meisten in Schach hält, eindämmen zu können.“ Insbesondere gilt die Impfempfehlung aber für chronisch Kranke, Menschen ab 60 Jahre sowie Schwangere. Auch medizinisches Personal sollte sich durch die Impfung schützen – und das jedes Jahr neu. „Einen Universalimpfstoff, der über zehn oder fünfzehn Jahre schützt, gibt es noch nicht, auch wenn daran seit Jahrzehnten geforscht wird“, erklärt Ludwig mit dem Hinweis, dass Wiederholungstäter beim Impfen dennoch von einem besonderen Schutz profitieren. „Es kann sich immer ein anderer oder gar neuer Erreger durchsetzen, als prognostiziert wurde, und dann schützt die stetig Geimpften eine Kreuzreaktivität des Immunsystems auf Basis vorhandener Stoffe von vorherigen Impfungen.“

Allerdings will der Virologe auch nicht verhehlen, dass die Grippeimpfung – solitär betrachtet – in der vergangenen Saison nur bedingt half. „Die Experten-Prognose, welche Erreger in der Welt aktuell jeweils aktiv sind, war im vergangenen Winter falsch“, weiß Stephan Ludwig. Grundlage für die jährlichen Annahmen sind zwei A- und zwei B-Typen des Grippevirus, die immer wieder unterschiedlich auf der Welt zirkulieren. Bisher wurden jeweils drei der erwarteten Virusvarianten in den Standard-Impfstoff aufgenommen, ein Vierfach-Stoff nicht von den Kassen erstattet. Zudem war in der vergangenen Saison nicht ausreichend Vierfach-Impfstoff für eine breite Abdeckung verfügbar, nachdem die Prognose korrigiert wurde. „Darauf hat die STIKO, die Ständige Impfkommission, reagiert. Dieses Jahr erhalten alle den hochwertigen Impfstoff und die Hersteller konnten dementsprechend produzieren“, erklärt Ludwig.

Der beste Zeitpunkt für eine Impfung ist übrigens genau jetzt, im Herbst. Wer aktuell aus gesundheitlichen Gründen nicht geimpft werden kann, für den macht auch eine Impfung im November oder Dezember Sinn. Ludwig: „Erfahrungsgemäß verläuft die Grippe in zwei Wellen und so ist man zumindest für die zweite Welle, die im letzten Winter übrigens die deutlich stärkere war, geschützt.“ Die Impfung ist beim Hausarzt möglich und die Kosten trägt die Krankenkasse. Nach zwei Wochen ist der Impfschutz vollständig vorhanden.

ukm/maz
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