Britta Borgmann und ihr Mann Jens sitzen locker in der Sitzecke der aus Anlass des fünfjährigen Jubiläums neu gestalteten Räumlichkeiten des UKM Kinderwunschzentrums. Der vierjährige Michel baut am Tisch mit Lego, während Carlotta, zwölf Wochen alt, von Mama Britta gestillt wird. „Wir präsentieren: Unseren dritten und achten Versuch, ein Kind zu bekommen“, schmunzelt die 38-Jährige. Und ihr Mann Jens macht klar, dass das Paar trotz der Mühen die Hoffnung auf eine Familie zu keinem Zeitpunkt aufgegeben hatte. „Wir waren immer positiv. Man muss sich halt bei diesem Weg auf einen Marathon einstellen, nicht auf einen Sprint“, so der 35-Jährige.
Dafür, dass sie heute eine Familie sind, haben die Borgmanns, die erstmals 2011 ins Kinderwunschzentrum kamen, einiges auf sich genommen. In ihrem Fall lag die Ursache für die Kinderlosigkeit in einer verminderten Spermienanzahl beim Mann. Aufgrund einer Vorerkrankung wusste Jens Borgmann bereits seit Jugendtagen, dass er wahrscheinlich Schwierigkeiten haben würde, Vater zu werden. „Deswegen haben wir uns nach circa einem Jahr des erfolglosen Versuchens an das UKM Kinderwunschzentrum gewendet.“ „Einem Drittel der Paare geht es so wie den Borgmanns, dass nämlich zu wenige Spermien vorhanden sind, um auf natürlichem Wege ein Kind zu zeugen“, sagt Dr. Andreas Schüring, der Leiter des Zentrums, für das Frauenärzte (Gynäkologen) und Männerärzte (Andrologen) „unter einem Dach“ zusammenarbeiten. Bei einem weiteren Drittel seien Gründe bei der Frau zu finden: eine Störung des Eisprungs, der Eileiterfunktion etwa oder auch ein Einnistungshindernis in der Gebärmutter. „Und in etwa einem Drittel der Fälle können wir nicht genau klären, woran die Unfruchtbarkeit eigentlich genau liegt. Oft spielen auch mehrere Faktoren eine Rolle“, erklärt Schüring.
Aufgrund der geringen Spermienanzahl kam bei den Bormanns nur eine ICSI, eine künstliche Befruchtung per intrazytoplasmatischer Spermieninjektion in Frage: Dafür wurde Britta Borgmann vorbereitend FSH (follikelstimulierendes Hormon) verabreicht, damit in ihrem Körper mehrere Eizellen reifen konnten, die schließlich entnommen wurden. Nach der Befruchtung per Injektion unter dem Mikroskop und der Anzucht in der Petrischale werden die entstandenen Embryonen anschließend in die Gebärmutter eingesetzt. Bei Britta Borgmann klappten die ersten beiden Versuche des Transfers nicht - die Embryonen nisteten sich am Ende nicht ein. „Das ist dann letztlich die Auslese der Natur, die wir nicht verhindern können und auch nicht wollen“, weiß Schüring.
Der vierjährige Michel dagegen ist das erfreuliche Ergebnis aus einer befruchteten Eizelle, die per Kryokonservierung im Eis gelagert wurde. Die bei Frischversuchen entstandenen überzähligen befruchteten Eizellen werden nämlich eingefroren und – für den Fall, dass die ersten Versuche fehlschlagen – später „aufgetaut“ und dann als Embryo in die Gebärmutter eingesetzt. Das gelang bei Michel und – drei Jahre später – auch bei seiner kleinen Schwester Carlotta. „Die Chance in einem Frischversuch per ICSI schwanger zu werden, liegt bei circa 25 bis 30 Prozent, die Chance ein Kind nach Kryokonservierung im Eis zu bekommen dann immerhin bei 20“, sagt Schüring. „Bei einer auf natürlichem Wege entstandenen befruchteten Eizelle reicht es allerdings auch nur bei einem Fünftel der Fälle zur Schwangerschaft – das wissen viele gar nicht.“
Dass das Kinderwunschzentrum nicht jedem Paar helfen kann, davon ließen sich die Borgmanns nicht abschrecken. Auch wenn der Weg zum Familienglück nicht einfach war, gibt die Existenz von Michel und Carlotta ihrer Beharrlichkeit Recht. „Die zwei sind unsere Eisbären“, sagt Britta Borgmann augenzwinkernd mit Blick auf die „Entstehungsgeschichte“ ihrer Kinder. „Ein drittes Kind ist keinesfalls ausgeschlossen. Wir drohen hiermit schon mal an, wiederzukommen.“