Ziel ist es, den eigenen Antibiotika-Einsatz besser zu verstehen und nach dem Infektionsschutzgesetz zu minimieren. „Antibiotika machen rund 20 Prozent aller Verordnungen in deutschen Krankenhäusern aus“, sagt Dr. Dagmar Horn, Apothekerin innerhalb des dreiköpfigen ABS-Teams (Antibiotic Stewardship) am UKM. „Nicht immer werden passgenau Substanzen gegeben. Außerdem werden Antiinfektiva oft zu lange und damit nicht immer zum Besten der Patienten eingesetzt.“ Horn arbeitet zusammen mit dem Intensivmediziner Dr. Christian Lanckohr und dem Internisten Dr. Marcus Ahrends daran, dass die Kliniken des UKM den Antibiotika-Einsatz weiter verbessern. Dazu führt das interdisziplinäre ABS-Team regelmäßige Visiten auf Stationen durch, um die behandelnden Kliniken in der antibakteriellen Behandlung der Patienten zu beraten. Zusätzlich werden Fortbildungsmaßnahmen angeboten.
Dass viel nicht viel hilft, ist dem Team um Prof. Schrader bewusst: „In unserer Urologie werden – laut dem diesjährigen Report von ADKA-if-DGI – im Vergleich zu dem durchschnittlichen Verbrauch anderer Kliniken nur etwa halb so viele Antibiotika gegeben“, so Lanckohr. Insbesondere der Einsatz von Breitspektrumantibiotika werde sehr kritisch gesehen: die zuletzt umstrittenen Fluor-Chinolone, die in Verdacht stehen, verschiedenste ernste Nebenwirkungen hervorzurufen, würden in der UKM-Urologie sehr zurückhaltend verwendet. Andere einfache Verhaltensregeln tragen auch zum Gesamterfolg bei: Die beispielsweise an anderen Häusern vor und auch nach einer Operation übliche Antibiotika-Prophylaxe wird hier nur während des Eingriffs selbst verabreicht.
Traditionell sei gerade die Urologie wegen des für Infektionen anfälligen Harntrakts „Hochprävalenzgebiet“ für die Verwendung einer großen Menge an Antibiotika, sagt Dagmar Horn. Die UKM-Urologie agiere aber durch die austauschende Beratung mit dem ABS-Team bewusst zurückhaltend und damit sehr im Sinne ihrer Patienten.