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„Es sind keine 6.000er mehr, aber 3.500 Meter habe ich kürzlich noch geschafft!“: Karl-Heinz Baßler steigt wie in jungen Jahren auf die höchsten Berge, als wäre er niemals krank gewesen. Fast zehn Jahre nach seiner Lebertransplantation fühlt sich der 67-Jährige gut und ist heute kaum eingeschränkt. Bevor er seine neue Leber bekam, war das anders: „Ich war nur noch ein Wrack“, sagt Baßler heute, „so wollte ich nicht weiterleben.“ Nach einer Infektion durch eine verunreinigte Blutkonserve litt er lange Jahre an einer Leberzirrhose, sein Gesundheitszustand verschlechterte sich zusehends: Bis kurz vor Weihnachten 2007 buchstäblich im letzten Moment das rettende Organ kam. In der Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie am UKM (Universitätsklinikum Münster) wurde er transplantiert. „Danach ging es steil bergauf“, sagt Baßler. Seine beiden Operateure, Klinikdirektor Prof. Norbert Senninger und Oberarzt Prof. Daniel Palmes, sind dem Patienten, der regelmäßig zu Kontrolluntersuchungen ins UKM kommt, eng verbunden. „Im Fall von Herrn Baßler war die Spender-Leber damals nicht einmal im optimalen Zustand. Sie war bereits von anderen Transplantationszentren abgelehnt worden. Für unseren Patienten aber hat sie ‚gepasst‘“, sagt Senninger. „Wir müssen in Deutschland wegen des Mangels an Organen Kompromisse im Sinne des Patienten schließen“, ergänzt Palmes. „In diesem Fall war das Transplantat die einzige Option für Herrn Baßler zu überleben.“
Eine Chance, die Baßler nutzte. Das Organ passte sich im Laufe der Jahre gut an, eine Abstoßungsreaktion des Körpers wird durch die lebenslange Gabe von Immunsuppressiva verhindert. Der ehemals selbständige Zahntechniker feiert seitdem den Tag der Operation wie einen zweiten Geburtstag: „Ich habe größtenteils eine ganz normale Lebensqualität. Trotz der Immunsuppressiva bekomme ich selten eine Erkältung.“ Weitere Spätfolgen einer Transplantation können neben der Gefahr der Organabstoßung auch eine verzögerte oder eingeschränkte Funktionsaufnahme des Organs, Durchblutungsstörungen sowie die Ausbildung bestimmter Tumoren der Haut oder des lymphatischen Systems sein. Auch die erhöhte Anfälligkeit für eigentlich harmlose Viruserkrankungen beeinträchtigt viele Patienten: „Trotzdem raten wir unseren transplantierten Patienten, möglichst aktiv ihr neu geschenktes Leben zu genießen“, sagt Senninger. „Aus Vorsicht nicht mehr am Leben teilzuhaben, wäre das Schlimmste. Nur müssen Betroffene richtig einschätzen lernen, was sie mit dem neuen Organ können und was sie besser lassen.“
Anleitung dazu bekommen Betroffene aber auch ihre Angehörigen auf einem jährlich ausgerichteten Arzt-Patienten-Seminar, an dem mehrere Kliniken des UKM beteiligt sind. In diesem Jahr feiert die Veranstaltung im Schloss ihr zwanzigjähriges Jubiläum. Karl-Heinz Baßler ist zum zehnten Mal dabei und kann viel zum diesjährigen Schwerpunktthema „Lebensqualität“ beisteuern. Er ist mit seinem Schicksal ein echter „Vorzeigepatient“ – einer, der mit seiner Geschichte denen Mut machen kann, die auf der Transplantationsliste stehen und stündlich auf ihr lebensrettendes Organ warten.
20. Arzt-Patienten-Seminar: Lebensqualität und TransplantationSamstag, den 18. Februar 2017, 10 - 13 Uhr
Veranstaltungsort
Schlossgebäude der Universität Münster
Schlossplatz 2, 48149 Münster
Anmeldung: 0251 83-56127 (Fr. Eissing)
Weitere Informationen finden Sie hier. Info:
Im Jahr 2016 wurden am UKM 72 Nieren und 29 Lebern transplantiert. Grund für die vergleichsweise niedrigen Transplantationszahlen war der Mangel an verfügbaren Organen. Das noch junge Jahr 2017 ist deutlich besser gestartet: Bislang wurden in der Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie bereits zehn Nieren, sechs Lebern und eine Bauchspeicheldrüse transplantiert.