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Siegfried Brede sagt meist offen, was er denkt. Als er 2012 die Diagnose Prostatakrebs erhielt, war es wahrscheinlich genau diese Schlüsselkompetenz, die ihm geholfen hat, mit der Erkrankung fertig zu werden. „Ich gebe zu: Im ersten Moment hatte ich Fluchtgedanken“, räumt der 63-Jährige ein. „Wenn einem die eigene Endlichkeit vor Augen geführt wird, steht man plötzlich mit einem Bein auf der anderen Seite des Zauns.“ Seine Angst wurde ihm aber nach dem ersten Besuch im Prostatazentrum des UKM (Universitätsklinikum Münster) weitgehend genommen. Zentrumsleiter Prof. Axel Semjonow erlebt bei seinen Patienten, dass zwar ein großer Gesprächs- und Informationsbedarf über die Krebserkrankung besteht, es in der Öffentlichkeit aber vielen Männern sehr schwer fällt, darüber zu reden. Brede dagegen zeichne sich durch eine große Offenheit aus: „Sein Wissensdurst hat Herrn Brede im Laufe der Jahre als Patient schon fast zu einem Fachmann in Sachen Prostatakrebs gemacht“. Auch als seine Krankheit gefährlicher wurde und wir operieren mussten, hat er sich nicht verschlossen. Und das, obwohl wir Nebenwirkungen als mögliche Folge der Operation nicht ausschließen konnten“, so Semjonow. „Meine Frau hat mich in dieser Zeit sehr unterstützt. Sie hat mir immer wieder vor Augen geführt, dass es das Wichtigste ist, dass ich noch ein bisschen länger lebe“, sagt Brede.
Heute scheint der Krebs besiegt. Siegfried Brede bedankt sich beim Prostata-Zentrum auf ganz eigenen Weise und hat dazu seinen Kleingartenverein „Kleiner Dahlkamp e.V.“ mit ins Boot geholt: „Seit über 20 Jahren sammeln wir jedes Jahr durch Tippspiele mit einem kleinen Startgeld und Doppelkopfturniere Spenden für einen guten Zweck. Im vergangenen Jahr habe ich aus Dankbarkeit das Sparschwein dem Prostatazentrum gewidmet. Über 2.500 Euro sind im Laufe des Jahres bei verschiedenen Aktionen zusammen gekommen.“
Zentrumskoordinatorin Christiane Bothe und Prof. Semjonow nahmen stellvertretend im Januar die Spende und „Siegfried“, einen großen silbernen Gartenzwerg entgegen. Das Geld soll in die Prostata-Forschung fließen sowie in den Druck von Info-Broschüren. „Es kommt selten vor“, so Semjonow, „dass ein Betroffener offen redet. Noch immer wird das Thema Prostata tabuisiert. Wenn überhaupt darüber geredet wird, sind es eher die Ehefrauen, die das Thema ansprechen“. Brede nickt und schließt: „Wenn der erste Schock erst verdaut ist, ist es gar nicht mehr so schwer. Denn eigentlich müsste Man(n) zuallererst darüber reden. Der Rest ergibt sich.“
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