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Ewald Espeter hat in seinem Leben schon zwei Mal dem Krebs getrotzt – trotzdem hat den Achtzigjährigen die dritte Erkrankung mit einem Tumor in der Luftröhre (Trachea) natürlich erschreckt. Gleichzeitig aber wusste er: „Ich will auch dieses Mal überleben.“ Geäußert hatte sich der Tumor durch starke Luftnot und ein unüberhörbares Geräusch beim Einatmen (Stridor). Eine Computertomografie zeigte, dass die Luftröhre fast vollständig verlegt war, also quasi „zu“. Als dringlichste Maßnahme erfolgte durch die Lungenfachärzte des UKM (Universitätsklinikum Münster) zunächst eine Lungenspiegelung zur Erweiterung der Engstelle mit einem Laser, damit Herr Espeter wieder besser Luft bekam.
„Der Tumor lag wie ein gewachsener Ball in der Trachea“ erinnert sich Dr. Karsten Wiebe, Leiter der Sektion Thoraxchirurgie und Lungentransplantation im Department für Herz- und Thoraxchirurgie am UKM. „Insgesamt sind Tumore der Luftröhre sehr selten, können aber erfolgreich entfernt werden, wenn nur ein kurzes Teilstück der Luftröhre befallen ist“, sagt Wiebe. In einer zweieinhalbstündigen Operation entfernten er und die Oberärztin Dr. Michele De Waele ein mehr als drei Zentimeter langes Segment der Luftröhre komplett. Die Enden wurden wieder zusammengenäht. Weil bei einer Operation eine Beatmung nicht kontinuierlich möglich ist, wurde die Lungenfunktion des 80-Jährigen durch den Anschluss an eine extrakorporale Membranoxygenierung (ECMO) aufrechterhalten. „Bei dieser Technik wird die Atmung des Patienten „ersetzt“, indem das venöse Blut mit Sauerstoff angereichert und Kohlendioxid entfernt wird“, weiß Chirurgin De Waele.
Besondere Aufmerksamkeit braucht nach einer Trachea-Operation der Heilungsprozess: Damit die Naht der gekürzten Luftröhre nicht unter zu viel Spannung steht, müssen die Patienten den Kopf für circa drei Wochen andauernd nach vorne gebeugt halten: „Früher wurden in solchen Fällen die Betroffenen in einer Gipsschale im Bett gehalten und eventuell sogar das Kinn vorübergehend auf die Brust genäht, um das zu gewährleisten“, sagt Wiebe.
Um Patienten wie Ewald Espeter dieses strapaziöse Verfahren zu ersparen, hat die UKM ProTec eine spezielle körperunterstützende Orthese gefertigt. Sie ist so geformt, dass der Kopf in der richtigen Schonhaltung gehalten wird, ohne dass dies für den Patienten übermäßig anstrengend wird. „Mit dieser von uns maßangefertigten Orthese kann Herr Espeter sich frei bewegen und auch früher aus dem Krankenhaus entlassen werden“, freut sich Sebastian Pfister, Leiter der UKM ProTec Orthopädische Werkstätten GmbH, die rund 400 verschiedenster und eigens auf den jeweiligen Patienten zugeschnittene Korsette pro Jahr fertigt.
Ewald Espeter selbst findet: „Diese Orthese zu tragen ist alle Male besser als das, was ich früher an Behandlung hätte mitmachen müssen.“ Und dass der 80-Jährige auch nach der dritten Krebserkrankung darauf eine gute Chance hat, glauben die Experten des UKM sicher. Dr. Karsten Wiebe sieht in seinem Patienten ein ganz typisch Beispiel für die gut funktionierende interdisziplinäre Behandlung am UKM: „Dies ist ein ganz eindrücklicher Fall. Alle Beteiligten haben durch enge Abstimmung möglich gemacht, dass Herr Espeter mit guter Lebensqualität hoffentlich noch sehr alt werden kann.“
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