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Seit drei Wochen hospitieren die Pathologin Gayane Hakobyan und die beiden Onkologen Lilit Harutyunyan und Davit Zohrabyan am UKM. Die drei sind Dozenten der Medizinischen Universität Jerewan (YSMO) und wollen in Münster möglichst viel über die deutschen Standards in der Tumorbehandlung erfahren, um später als Multiplikatoren ihr Wissen nach Armenien zu tragen. Am vergangenen Wochenende waren die betreuenden Mediziner des UKM (Universitätsklinikum Münster) ihrerseits in Jerewan, um dort die Bedingungen, unter denen die armenischen Ärzte arbeiten, besser kennenzulernen. „Wir wollten so basale Fragen klären wie: Wie funktioniert Medizin in Armenien? Was kann man dort in der Tumorbehandlung erreichen?“, sagt Prof. Eva Wardelmann, Direktorin des Gerhard-Domagk-Instituts für Pathologie am UKM. „Unser Ziel ist es, am Ende die histopathologische Differentialdiagnostik bösartiger Tumoren vor Ort zu verbessern, vor allem aber zunächst einmal Standards in der Erstbehandlung zu implementieren.“
Das Projekt, dessen Anfänge bereits 2016 erfolgreich waren, wird vom Bundesgesundheitsministerium mit rund 50.000 Euro gefördert und sieht vor, dass die Armenier zwei Mal jährlich für vier Wochen Ärzte ans UKM schicken, um sich hier weiterzubilden. Ebenfalls geplant ist eine Summer School, die das UKM in Jerewan im April kommenden Jahres durchführt. Rund 100 armenische Ärzte können an dieser Weiterbildung zu den Schwerpunkten „Pathologie der Krebserkrankungen“ und „Pädiatrische und Adulte Hämatologie und Onkologie“ vor Ort teilnehmen. Wardelmann, ihr emeritierter Kollege, Prof. Heribert Jürgens, ehemaliger Direktor der Klinik für Kinderonkologie und –hämatologie am UKM, sowie Prof. Jörg Haier von der Nordakademie Elmshorn waren Anfang November in Jerewan, um die geplante Summer School mit den Verantwortlichen der YSMO zu besprechen. Der Botschafter der Republik Armenien in Deutschland, Ashot Smbatyan, ein nachhaltiger Unterstützer dieses Projekt von Beginn an, hat ebenfalls an diesem Treffen teilgenommen.
„Es ist uns wichtig, dass wir Armenien nicht als Schwellenland betrachten, selbst wenn die medizinischen Standards natürlich bei weitem nicht den unsrigen entsprechen. Armenien hat im Gegenteil eine sehr junge Bevölkerungsstruktur und ist in hohem Maße akademisiert“, sagt Jürgens. So weiß hierzulande kaum jemand, dass Armenien im Bereich IT teilweise bessere Standards hat als Deutschland. „In diesem Bereich ist Armenien hochtechnologisiert, weswegen wir langfristig auch planen, telemedizinische Visiten zwischen dem UKM und den Krankenhäusern dort zu ermöglichen.“
Ganz nebenbei sehen Wardelmann und Jürgens auch einen positiven gesellschaftlichen Effekt für das Land. Bisher bliebe Armeniern - bei entsprechendem Geldbeutel- nur die Option, zur bestmöglichen Krebsbehandlung ins Ausland zu reisen. Menschen, die dieses Geld nicht aufbringen könnten, seien von einer guten Behandlung im eigenen Land abgeschnitten. „Es geht uns auch um eine generell bessere Zugangsge-rechtigkeit für die Bevölkerung“, sagt Jürgens. „Sozusagen Teilhabe an hohen medizinischen Standards für alle.“
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