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Ein kleiner Draht wird in Millimeterarbeit um eine undichte Herzklappe gelegt, akkurat zugezogen – und das vorhandene Leck ist geschlossen. Stefan Szusz‘ Mitralklappe funktioniert seit diesem neuen Eingriff am UKM (Universitätsklinikum Münster) wieder tadellos. Der 46-Jährige ist der erste Patient im Münsterland, bei dem ein schwerer Herzklappenfehler mit dem sogenannten Cardioband behandelt wurde. „Bei diesem Verfahren arbeiten wir uns per Katheter über die Leistenvene zum Herzen vor, wo das Band im linken Vorhof platziert wird“, erklärt Prof. Dr. Helmut Baumgartner, Direktor der Klinik für angeborene (EMAH) und erworbene Herzfehler im Department für Kardiologie und Angiologie. Das Ganze geschieht minimal-invasiv am schlagenden Herzen: Nur ein kleiner Schnitt in der Leiste ist notwendig, der Brustkorb wird nicht eröffnet, die Herz-Lungen-Maschine kommt nicht zum Einsatz. Damit eignet sich die Methode insbesondere für Patienten mit hohem Operationsrisiko.
So wie bei Stefan Szusz. Vom Bett auf die Couch und zurück ins Bett, das war der Radius des Lüdenscheiders im Frühjahr 2017. „Jetzt fühle ich mich richtig gut und kann schon wieder drei Stockwerke am Stück erklimmen“, sagt er knapp vier Monate nach dem Eingriff. Seine Krankengeschichte geht bis 1990 zurück, als die genetisch bedingte Herzmuskelerkrankung nach einem plötzlichen Zusammenbruch diagnostiziert wurde. Über die Jahre hat sie zu einer zunehmenden Erweiterung der linken Kammer mit Reduktion der Pumpfunktion geführt, die wiederum bei der Mitralklappe, also dem Eingangsventil in die Kammer, eine Erweiterung und schwere Undichtigkeit zur Folge hatte. Zwei Kliniken lehnten eine Operation von Szusz aufgrund seines schlechten Allgemeinzustands ab, worauf er im Sommer ans UKM überwiesen wurde.
Drei Stunden hat der Eingriff gedauert, bei dem 15 einzelne, sechs Millimeter kleine Schräubchen zur Fixierung des Bandes in den hinteren Mitralklappenring eingebracht wurden. „Das Band wird so weit zusammengezogen, bis sich die auseinander gewichenen Mitralsegel wieder annähern und die Undichtigkeit behoben ist“, erklärt Baumgartner, der die Katheterbehandlung gemeinsam mit seinen beiden Oberärzten Dr. Gerrit Kaleschke und Dr. Stefan Orwat durchgeführt hat. Während des Verfahrens kann der Zug auf den Ring überprüft und optimal eingestellt, notfalls sogar wieder reduziert werden. Ein weiterer Vorteil: Die Einbringung des Cardiobandes schließt spätere Eingriffe an der Herzklappe nicht aus. „Bei einem jungen Patienten wie Herrn Szusz halten wir uns Optionen offen, noch einmal chirurgisch oder mit dem Katheter einzugreifen“, so der Klinikdirektor. Deshalb hat sich das „Heart-Team“, ein Team aus Herzchirurgen und Kardiologen am UKM, in seinem Fall auch gegen den Mitraclip entschieden, einer sehr erfolgreichen, seit 2011 am münsterschen Klinikum angewandten Methode, bei der die Segel ebenfalls mittels Katheter zusammengeheftet werden.
Nach fünf Tagen konnte Stefan Szusz das UKM wieder verlassen. Aktuell wartet er auf den Beginn seiner Reha-Maßnahme, bevor er ins Berufsleben zurückkehren wird. „Fußball wie früher werde ich zwar nicht wieder spielen können, aber Radfahren, Wandern und Schwimmen sind wieder möglich“, freut sich der Sauerländer.
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