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Nicht immer ist der Name Programm. Aber Klaus-Dieter Pechmann aus Hamm sagt von sich selbst: „Ich müsste nun eigentlich „Glückmann“ heißen.“ Der 66 Jahre alte Rentner ist acht Tage nach seiner Operation schon wieder zu Scherzen aufgelegt. Am Pfingstmontag bekam er die befreiende Nachricht, dass das Transplantationszentrum Münster eine passende Leber für ihn hat: „Mir blieb fast das Herz stehen, weil plötzlich alles so schnell ging“, so Pechmann.Bei seiner neuen Leber handelte es sich um ein sogenanntes „Zentrumsangebot“, also um ein Organ, das in der ersten Runde von allen Transplantationszentren abgelehnt wurde. „Die Qualität des Organs muss deshalb nicht schlecht sein“, sagt Prof. Dr. Daniel Palmes, Leiter der Sektion Viszerale Organtransplantation am UKM (Universitätsklinikum Münster) „Das angebotene Organ war außergewöhnlich groß. Eine Leber muss zum Empfänger passen: Herr Pechmann ist 1,96m groß – deshalb war das Organ für ihn perfekt.“ Die durchschnittliche Wartezeit auf eine Leber beträgt in Deutschland – je nach Dringlichkeit – bis zu zwei Jahre. Auf eine Niere warten Patienten sechs bis sieben Jahre. „Insofern hatte er mit der schnellen Transplantation tatsächlich viel Glück“, weiß Dr. Christian Wilms, Oberarzt der Klinik für Transplantationsmedizin.
Bei Klaus-Dieter Pechmann, der seit 2001 an einer Leberzirrhose in Folge einer Hepatitis C litt, war Ende 2014 ein Leberkrebs entdeckt worden. Seitdem hatten die Ärzte des UKM den Tumor mit dem sogenannten Bridging-Verfahren in Schach gehalten. „Diese Therapie hält mit verschiedensten Methoden das Tumorwachstum auf“, so Wilms. Welche Methode angewendet wird, entscheidet die interdisziplinäre Tumorkonferenz am UKM.
„Das Bridging wurde sozusagen aus der Not heraus geboren“, sagt Palmes. „Noch immer gibt es zu wenige Spenderorgane, sodass wir gezwungen sind, die teilweise lange Zeit bis zur Transplantation zu überbrücken.“
Am UKM wurden über Pfingsten insgesamt vier Lebertransplantationen durchgeführt, einige davon durch Zentrumsangebote. Die Transplantationen kamen nur zustande, weil die Mediziner schnell und entschlossen handelten. Sie sind sich einig: Organspende ist ein altruistischer Akt der Menschlichkeit. Neben dem Bewusstsein in der Bevölkerung gelte es auch, den Blick in den peripheren Krankenhäuser zu schärfen, sagt Palmes: „Wir müssen gemeinsam das Potential für die Menschen erkennen, die auf ein Organ war-ten.“ Info: Im Transplantationszentrum Münster wurden im vergangenen Jahr 87 Nieren transplantiert (davon 37 Lebendspenden), 40 Lebern und drei Bauch-speicheldrüsen. Auf der Warteliste stehen aktuell 572 Patienten für eine Niere und 101 Patienten für eine Leber. Auf eine Bauchspeicheldrüse warten zehn Patienten, ein Patient wartet auf einen Dünndarm.