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Den Schmerz in allen Dimensionen wahrnehmen – das ist Prof. Dr. Ingrid Gralow, gerade bei der Behandlung von Tumorschmerzen, immer ein besonderes Anliegen gewesen. „Menschen erleben Krankheit und Schmerzen sehr unterschiedlich“, erklärt die bisherige Leiterin der Schmerzklinik, die am 1. März nach über 30 Jahren am UKM (Universitätsklinikum Münster) in den Vorruhestand gegangen ist.
„Vor allem bei Krebserkrankungen sind neben den physischen auch die psychischen Empfindungen von besonderer Bedeutung“, betont Gralow. Denn zu der Furcht vor den körperlichen Schmerzen kommen häufig auch existenzielle Ängste und Sorgen. Die Probleme lassen sich nicht immer durch einfache Medikation lösen. Besonders wichtig ist daher für die Medizinerin die fachübergreifende Zusammenarbeit mit den Kollegen – wie Psychoonkologen, Niedergelassenen und auch palliativen Netzwerken.
Bereits während ihrer Ausbildung war der interdisziplinäre Ansatz für Gralow besonders wichtig: Nach dem Studium der Psychologie und Medizin und der Facharztausbildung zur Anästhesistin spezialisierte sie sich auf die Schmerztherapie und bildete sich sowohl in Spezieller Schmerztherapie als auch in der Psychotherapie weiter. Seit 1982 war sie am UKM, wo sie 1986 die oberärztliche Leitung des Bereichs der chronischen Schmerztherapie übernahm, diesen konzeptionell ständig weiter ausbaute und an der Erweiterung zur Schmerztagesklinik im Jahr 1992 maßgeblich beteiligt war. Hierfür entwickelte die Medizinerin ein multimodales Behandlungskonzept, das am UKM als erste Schmerztagesklinik in Deutschland im Rahmen eines Modellversuchs des Bundesministeriums für Gesundheit umgesetzt wurde. „Ich gehe mit einem lachenden und einem weinenden Auge“, so die 63-Jährige. „Mir haben die Arbeit mit den und die Unterstützung der oft schwerkranken Patienten, die Teamarbeit und der interdisziplinäre Austausch mit den Kollegen sehr viel gegeben.“ Nun freut sie sich aber auch auf die freie Zeit für ihre Familie und ihre Hobbies. „Besonders wichtig ist mir, dass ich bei meinem Nachfolger, Dr. Daniel Pöpping, die begonnene Arbeit in kompetenten guten Händen weiß“, betont Gralow.
Priv.-Doz. Dr. Daniel Pöpping ist bereits seit 2003 am UKM und als langjähri-ger Mitarbeiter bestens mit den Strukturen der Schmerzklinik vertraut. Nach der Ausbildung zum Facharzt für Anästhesiologie und Weiterbildungen in derIntensivmedizin und in der Speziellen Schmerztherapie, sammelte er praktische Erfahrung im DRK-Schmerzzentrum Mainz und im „Department of Pain Medicine“ der University of Washington, in Seattle, USA. „Die Übernahme
der Klinikleitung bedeutet für mich, eine neue Herausforderung anzunehmen, die chronische Schmerztherapie hier am UKM weiterzuentwickeln, das Angebot auszubauen, Kooperationen mit anderen Kliniken zu stärken und Forschungsprojekte zum Thema Chronische Schmerzen zu etablieren“, freut sich Pöpping auf die neue Aufgabe. Das alles mit dem Ziel, die Behandlung der Patienten
weiter zu optimieren.