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Erst vor wenigen Tagen war es wieder ganz nah, das Engelslächeln von Piet. Vier Jahre ist dieser unvergessliche Moment zwischen Svenja Volkmann und ihrem damals sterbenskranken Sohn her, das Lächeln ist ein „Schatz im Herzen“ der heute 40-Jährigen. Am Wochenende wird sie ihre Gedanken in einer Lesung gemeinsam mit anderen betroffenen Familien und Mitarbeitern des UKM (Universitätsklinikum Münster) teilen, um mit ihnen an Piet und andere verstorbene Kinder zu erinnern.
Dabei verlief die Geburt ihres zweiten Kindes problemlos. Doch während die junge Mutter nachversorgt wurde, wurde Piet bereits ins UKM gebracht. Dann der Schock nach ausführlichen Untersuchungen: keine hohe Lebenserwartung. Das war im Juli 2011. „Die erste Woche stand ich neben mir“, erinnert sich die Münsteranerin. Es folgten diverse Operationen, die Nasenwege wurden geweitet, ein Leistenbruch versorgt, eine Ernährungssonde gelegt. Ein halbes Jahr lang, bis zu Piets Tod im Februar 2012, war sie jeden Tag bei ihm.
Ein rotes Tuch ist das Klinikum für sie und ihren Mann seitdem nicht – ganz im Gegenteil. „Nicht nur für unseren Sohn wurde alles getan, auch wir wurden sehr gut umsorgt.“ Rund um die Uhr stehen in der Kinderklink des UKM eine psychosoziale Betreuung und Seelsorger für die Familien zur Verfügung. Selbst kurzfristig kann eine Taufe erfolgen, auch Piets Eltern nahmen das in Anspruch. In ganz zeitkritischen Situationen übernehmen dies extra geschulte Pflegekräfte oder Mediziner. Unmittelbar nach dem Tod erfolgen Gesprächsangebote, diese werden auch nach vier Wochen noch einmal ausgesprochen. Anschließend übernimmt meist ein Seelsorgeteam in Wohnortnähe. Doch mit einigen Eltern besteht jahrelanger Kontakt, wie mit Familie Volkmann. „Ich freue mich jedes Mal, die Schwestern und Ärzte zu sehen. Niemand in unserem Umfeld kennt Piet so gut wie sie. Ich verbinde sehr viel mit ihnen“, sagt die verwaiste Mutter. Auch den Moment, den sie selbst als „Engelslächeln“ beschreibt, als ihr damals fünf Monate alter Piet sie endlich das erste Mal anlächelte. „Das behalte ich wie einen Schatz im Herzen. Jedes Mal, wenn ich am Grab stehe und lächele, weiß ich, dass mein kleiner Engel von seiner Wolke zurücklächelt.“
Auch am Wochenende wird Piet von seiner Wolke lächeln. Dann, wenn seine Mutter vor etwa 75 Eltern, Geschwistern, Großeltern und den Mitarbeitern der Kinderklinik, der Geburtshilfe, der Seelsorge und des Sozialdienstes des UKM ihre Geschichte erzählen wird. Zum vierten Mal in Folge findet die ökumenische Gedenkfeier statt, die in diesem Jahr unter dem Leitsatz „Tief in mir...“ steht. „Die Organisation der Feierlichkeit sowie die Wortbeiträge und musikalische Gestaltung übernehmen Familien und Klinikmitarbeiter gemeinsam“, erklärt Prof. Dr. Heymut Omran, Direktor der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin. „Ihnen gilt mein besonderer Dank, denn ohne sie wäre die Feier nicht realisierbar." Zwar gibt es auch Eltern, die nach einem Todesfall keinerlei Kontakt wünschen. Der Großteil nimmt dieses gemeinsame Gedenken aber sehr positiv auf. „Die meisten Eltern freuen sich auf das Wiedersehen. Wir alle kommen losgelöst vom Alltag zusammen und es ergeben sich wunderbare, wenn natürlich teils auch emotionale Gespräche“, so Omran.
Auch Svenja Volkmann freut sich auf die Gedenkfeier – wenngleich sie offen sagt, dass sie schon jetzt sehr bewegt ist. Das bezieht sich nicht nur auf ihre Lesung, sondern auf den für alle Anwesenden schwierigsten Moment der Gedenkstunde: Wenn die Namen der verstorbenen Kinder einzeln vorgelesen werden.
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