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Kinder sind keine kleinen Erwachsenen: Die Diagnostik wie die medizinische Behandlung muss deshalb immer auf die körperlichen Voraussetzungen der Kleinen abgestimmt sein – erst recht in so einer sensiblen Disziplin wie der Radiologie. Die Klinik für Radiologie des UKM (Universitätsklinikum Münster) baut deshalb ihren kinderradiologischen Schwerpunkt weiter aus. Dort werden jährlich mehr als 6.000 Ultraschall- Untersuchungen bei Kindern durchgeführt; dazu kommen mehr als 700 Magnet-Resonanz-Tomographien (MRT) bei Kindern unter sechs Jahren sowie mehr als 2.000 MRTs bei Schulkindern und Jugendlichen, die kindgerecht durchgeführt werden. Dazu kommen Röntgenaufnahmen und Computertomografien (CT) mit speziell auf Kinder ausgerichteten altersadaptieren und dosisreduzierten Untersuchungsprotokollen. Anlässlich des alljährlichen Internationalen Tages der Radiologie am 8. November machen die UKM-Radiologen nun auf den zunehmenden Mangel an speziell ausgebildeten Kinderradiologen aufmerksam. „Wir stellen fest, dass es kaum noch ausgebildete Kinderradiologen gibt. Bundesweit gibt es nach aktueller Zählung nur noch 107 Kollegen mit dieser Zusatzbezeichnung, einige davon sind dazu aktuell nicht ärztlich tätig. Insgesamt verteilen sich so derzeit rund 80 Kinderradiologen auf alle deutschen Universitätskliniken und größeren Kinderzentren“ berichtet Prof. Walter Heindel, Direktor der Radiologischen Klinik am UKM. „Wir bemühen uns gerade, drei Mitarbeiter in diesem wichtigen Schwerpunkt weiterzubilden.“
Und Prof. Boris Buerke, leitender Oberarzt der Klinik für Radiologie, ergänzt: „An die mindestens 5 Jahre dauernde Facharztausbildung zum Radiologen schließt sich noch eine dreijährige Weiterbildung an, die mit dem Erwerb der Schwerpunktbezeichung „Kinderrradiologe“ endet. Junge Kollegen scheuen diese langjährige Weiterbildung oft, zumal sie monetär nicht besser vergütet wird. Die zusätzliche Anstrengung ist leider ökonomisch nicht attraktiv.“ Die Arbeit mit Kindern erfordert von Radiologen viel Geduld: „Vieles ist langwieriger als bei Erwachsenen. Kinder erfordern ein hohes Maß an Einfühlungsvermögen und Geduld. Hinzu kommt, dass viele bildgebende Untersuchungen nur in Narkose oder Sedierung erfolgen können, weil Kinder schlichtweg nicht freiwillig still halten. Das bedeutet mehr Aufwand vor allem an Zeit.“, so Buerke. Die Expertise der Kinderradiologen braucht es bei Krankheitsbildern, die nur Kinder- und Jugendalter anzutreffen sind. Beispiele hierfür sind nur auf Kinder beschränkte Krebserkrankungen wie z. B. der Wilms-Tumor (Kindlicher Tumor der Niere) oder auch das „battered child“ Syndrom, bei dem es um die radiologische Begutachtung von Misshandlungsfolgen bei Kindern geht. „Wäre langfristig die flächendeckende Versorgung mit Kinderradiologen in solchen Fällen nicht mehr gegeben, wäre das ein nicht wiedergutzumachender Verlust.“, befürchtet Klinikdirektor Heindel. „Hier ist die Politik gefragt. Sie muss entscheiden, wie sie dieser Negativ-Entwicklung entgegentreten will, damit die Kinderradiologie kein aussterbender Schwerpunkt wird.“