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„Das Wichtigste für unsere Patienten auf der Intensivstation ist es, dass wir sie so schnell wie möglich aus der Liegeposition bekommen – und wenn es nur wenige Minuten im aufrechten Sitz sind.“ Dieser Gedanke bewog Jochen Bräunig und Roland Völkel, Physiotherapeuten am UKM (Universitätsklinikum Münster), dazu, eine eigentlich ganz simple und doch extrem wirksame Weiterentwicklung der sogenannten „Lagerungswürfel“ zu entwerfen. „Dieses Würfelset – bestehend aus zwei Armteilen und einem Rückenteil – dient dazu, schwer kranke Patienten auf der Intensivstation an der Bettkante aufzusetzen. Das beschleunigt den Heilungsprozess und vor allem werden Begleiterscheinungen wie zum Beispiel Wundliegen oder Lungen-entzündungen vermieden“, weiß Jochen Bräunig. Das Problem bei den frei erhältlichen Würfeln: Sie sind nicht auf die durchschnittliche Größe von Patienten, die in den Klinikbetten liegen, abgestimmt. Auch sind sie oft nicht leicht asymmetrisch, was das sichere Sitzen des Betroffenen verbessert.
„Weil wir am Uniklinikum arbeiten, sind wir wissenschaftlich vorgegangen und haben einfach selbst nachgemessen“, so Bräunig. Solche individuellen Spezialanfertigungen auf dem freien Markt zu bekommen, war nicht möglich. Die UKM-Polsterei konnte in einem einmaligen Sonderauftrag kurzfristig aushelfen: Eduardo Patricio und seine Kollegen stellen im Regelbetrieb sicher, dass am gesamten Campus des UKM – überwiegend in den klinischen Bereichen – die immer anspruchsvolleren Hygieneanforderungen in Bezug auf die Gardinen und Duschvorhänge eingehalten werden. Darüber hinaus werden vereinzelt Polsterarbeiten unter Abwägung der Wirtschaftlichkeit durchgeführt. Die operative Intensivstation des UKM ist dank der Polsterei jetzt komplett ausgestattet. „Nun können unsere Patienten nicht nur aufrecht an der Bettkante sitzen, sondern sogar am Ergometer trainieren“, freuen sich die Physiotherapeuten. Auch die Arme der Patienten können angewinkelt auf den Polstern aufliegen. Das fördert die bessere Belüftung der Lunge.
Nicht nur die Physiotherapeuten sind glücklich über die Würfel. Auch für die Pflegekräfte bedeuten sie eine große Entlastung. Anstelle von mindestens vier Personen schafft es jetzt sogar eine Pflegekraft alleine, den Patienten in die Sitzposition zu bekommen. Das Aufsetzen an der Bettkante ist dadurch auch wesentlich rückenschonender als das „Hieven“ eines Patienten in einen Stuhl. Während der Sitzphase muss außerdem lediglich ein Physiotherapeut zum Üben oder eine Pflegekraft zur Überwachung anwesend sein.
„Wir als Physiotherapeuten am UKM wollen sehr gerne einen Beitrag dazu leisten, dass Intensivpatienten schneller wieder auf die Beine kommen oder zumindest ihr Körper im Rahmen der individuellen Möglichkeiten zielführend mobil gehalten wird“, sind sich Roland Völkel und Jochen Bräunig einig.
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