ukm/aw
Prof. Dr. Helmut Baumgartner, Direktor der Klinik für angeborene (EMAH) und erworbene Herzfehler im Department für Kardiologie und Angiologie am UKM (Universitätsklinikum Münster), wurde beim ESC Congress in Rom (27. – 31.8. 2016) mit der ESC Rene Laennec Lecture on Clinical Cardiology und der Silbermedaille der Europäischen Kardiologischen Gesellschaft geehrt. Der ESC Congress ist aktuell mit 33.000 Teilnehmern der international größte Kardiologen-Kongress.
Für seinen Ehrenvortrag wählte Baumgartner das Thema der Aortenklappen-stenose, einer Erkrankung, die ihn in den vergangenen Jahrzehnten in Forschung und klinischer Tätigkeit besonders beschäftigt hat. „Dabei habe ich mich vier besonderen Herausforderungen in Diagnostik und Therapie gewidmet“, so Baumgartner. „Ich hätte bei den vielen Errungenschaften über die letzten 30 Jahre nicht gedacht, dass wir diesbezüglich heute mehr offene Fragen haben als zu Beginn meiner beruflichen Tätigkeit.“ Konkret ist er bei seinem Vortrag zuerst auf die Bemühungen, medikamentös die zunehmende Verdickung und Verkalkung der Aortenklappe – der häufigsten Ursache der Aortenstenose – zu verhindern oder zu verzögern, eingegangen. Der zweite Schwerpunkt war die korrekte Diagnose einer schweren Aortenstenose. Obwohl die Echokardiographie zum Goldstandard in der Diagnostik wurde, bleiben bei neu entdeckten Subgruppen der Erkrankung neue offene Fragen. Schließlich widmete er sich der nach wie vor kontroversen Frage, ob und wann eine Klappenimplantation bei beschwerdefreien Patienten durchgeführt werden soll, sowie der Herausforderung die Behandlungsmethode zu wählen. So wird aktuell die Entscheidung zwischen chirurgischem Klappenersatz und Katheterimplantation der Klappe (TAVI) heftig diskutiert. Bei all diesen Fragestellungen konnte Baumgartner auch selbst immer wieder wichtige Forschungsergebnisse beitragen. Die Auszeichnung der ESC erhalten nur Mediziner, die herausragende Beiträge auf ihrem Gebiet geleistet haben. Baumgartner erhielt die Silbermedaille für klinische Kardiologie. Neben seinen Verdiensten in der Forschung bei angeborenen und erworbenen Herzfehler wurden in Rom auch seine Bemühungen um Behandlungsleitlinien hervorgehoben. So war er maßgeblich an der Erstellung der europäischen Praxisleitlinien für Diagnostik und Therapie angeborener und erworbener Herzfehler sowie an der Organisation der Patientenversorgung beteiligt. Mit der Klinik für angeborene (EMAH) und erworbene Herzfehler wurde seit 2007 am UKM eine international beachtete neuartige Struktur mit Modellcharakter aufgebaut.