„Geschafft!“ – Dieses eine Wort trifft für Jasmine Rüther gleich mehrfach zu: Die 36-Jährige, bei der im Herbst 2014 ein bösartiger Hirntumor diagnostiziert wurde, hat gerade wieder einen Therapiezyklus abgeschlossen. „Das habe ich jetzt in einem sehr schönen Rahmen feiern können“, freut sich die junge Frau und verweist damit auf den „Tag mit Islandpferden“, den sie nun bereits zum dritten Mal für andere Patienten des UKM Hirntumorzentrums und ihre Familien erfolgreich organisiert hat.
Aus eigener Erfahrung weiß Jasmine Rüther, wie sehr die Diagnose Hirntumor das Leben auf den Kopf stellt. Nicht nur die Ängste und Unsicherheiten, die mit einer lebensbedrohlichen Erkrankung einhergehen, sondern auch die körperlichen Belastungen durch Krankheit und Therapie sorgen dafür, dass nichts mehr selbstverständlich ist. Der Alltag gerät aus den Fugen. Doch auch in dieser schwierigen Zeit hat Rüther es geschafft, wieder auf die Füße zu kommen: „Meine Islandstute Sunna hat mir dabei sehr geholfen. Ihr durch die Mähne zu wuseln, hat mir Trost gespendet. Sie hat mich zum Lachen gebracht.“ Drei Monate nachdem der Tumor weitestgehend operativ entfernt worden war, schien ihr das Meistern vieler Alltagsaufgaben schier unmöglich. Sie fürchtete, nie wieder auf ihr Pferd steigen zu können. Irgendwann fasste die junge Frau dann aber Mut, ließ sich von ihrem Freund in den Sattel helfen und wagte sogar bald einen Galopp: „Mehr Leben geht nicht! Da habe ich gesehen, ich schaffe das! Und wenn das geht, dann klappt auch vieles Andere.“
Durch dieses Schlüsselerlebnis kam ihr die Idee, dass auch anderen Menschen in ihrer Situation die positiven Erfahrungen mit Pferden helfen könnten. Ihre Freundin Sandra Lülf vom Gestüt Wechter Mark in Lengerich sowie Neurochirurgin und Psychoonkologin Privat-Dozentin Dr. Dorothee Wiewrodt, die auch die Begleittherapien für die Patienten am UKM Hirntumorzentrum koordiniert, waren schnell von ihrem Vorschlag begeistert. „Mich hat beeindruckt, dass Jasmine trotz der eigenen Betroffenheit, Energie und Mut aufbringt, für die Anderen so ein Projekt in Angriff zu nehmen“, erzählt Wiewrodt. „Auf dem Pferdehof steht nicht die Krankheit im Vordergrund. Schon die bloße Anwesenheit der Pferde hat etwas Beruhigendes. Die Patienten können die Verantwortung auch mal abgeben und sich einfach tragen lassen.“
Weil solch eine schwere Erkrankung immer auch Auswirkungen auf das persönliche Umfeld hat, waren beim dritten „Tag für Islandpferde“ neben den Patienten sowie fleißigen Helfern vom Gestüt und vom UKM wieder zahlreiche Familienangehörige – Partner, Kinder und sogar Enkelkinder – dabei. Jasmine Rüther freut sich über die vielen positiven Rückmeldungen und plant schon den nächsten gemeinsamen Tag auf dem Gestüt. Sie möchte den betroffenen Familien zumindest kurzzeitig einen Teil der Last dieser Krankheit von den Schultern nehmen und sie ermutigen, auch mal etwas Neues auszuprobieren. „Fluchen, Schreien, Weinen – das tut jeder von uns mal“, weiß sie aus eigener Erfahrung. „Aber vor allem hat jeder Einzelne auch ganz viel Stärke.“
Kontakt
Privat-Dozentin Dr. Dorothee Wiewrodt
T 0251 83-48305; dorothee.wiewrodt(at)ukmuenster(dot)de Prof. Dr. Walter Stummer
Direktor der Klinik für Neurochirurgie und
Leiter des UKM Hirntumorzentrums
T 0251 83-47472 Sie wollen helfen?
Wie die Angebote der Sport- und der Kunsttherapie stellt auch der „Tag mit Islandpferden“ eine besondere Leistung dar und ist dank der Unterstützung durch den Förderverein ZNS (Zentrales Nervensystem) für die Teilnehmer kostenfrei. Damit diese Therapieangebote auch künftig möglichst vielen Hirntumorpatienten zugutekommen, sind wir auf Ihre Unterstützung angewiesen: Spendenkonto des Fördervereins ZNS
Sparkasse Münsterland Ost
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